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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Karriere beim Sender hatte mit einer Reihe öffentlicher Appelle an Kinder gegen Drogen und Kriminalität begonnen. Auch heute noch machte sie Werbung für Automobile, Deodorants, CDs und eine ganze Reihe anderer Produkte bei ihrer blauäugigen Zuhörerschaft. Jeder entlang der Küste von Devil’s Lake liebte Snowhawk.
    Sie war sechsundzwanzig Jahre alt und wartete auf eine Chance, weiterzukommen. Zwei Jahre zuvor war ein Produzent aus Minnesota in der Gegend gewesen, hatte sich ihre Show angehört und ihr ein Angebot gemacht. Sie war nach Twin Cities gegangen in dem Glauben, eine neue Stelle anzutreten, doch der Produzent war mit seinem Wagen in einen Traktoranhänger gefahren, und seine Nachfolgerin, eine rachsüchtige Frau mittleren Alters mit den Augen einer Kobra, hatte sich nicht an die getroffene Vereinbarung gehalten.
    Andrea plante, mehrere Sendungen über Johnson’s Ridge zu machen. Sie wußte, daß sie auf einer großen Story saß, und sie wollte das Beste für sich herausschlagen. Sie hatte Adams Erlaubnis und für sich einen Dienstplan ausgearbeitet, der nicht mit ihrer Sendezeit kollidierte. Die Kommandobaracke war bereits mit Ausrüstung vollgestopft.
    Trotz des elektrischen Heizers war es kalt im Innern. Die Containerbaracken waren allesamt gut isoliert, doch sie waren nicht dafür geschaffen, dem winterlichen Klima auf dem Rücken eines Berges in North Dakota zu trotzen. Der Wind blies durch alle Ritzen. Andrea versank in ihrem schweren wollenen Mantel und sehnte sich nach einem flackernden Kaminfeuer.
    Sie überlegte gerade, wie sie ihre Zähne am Klappern hindern konnte, wenn die Neun-Uhr-Sendung anfing. Wie gewöhnlich hatte sie sich Notizen über Themen gemacht, die sie während der Übertragung ansprechen wollte. Sie überflog ihre Zettel ein letztes Mal, als April in die Baracke stolperte.
    John Little Ghost fing sie auf und half ihr in einen Stuhl. »Hallo«, sagte April mit verlegenem Lächeln. Dann erkannte sie ihre alte Freundin wieder. »Andrea! Bist du das wirklich?«
    »Hi, April«, antwortete Snowhawk.
     
    Als April erwachte, war es draußen stockdunkel. In der Luft hing der köstliche Duft von Kartoffeln und Roastbeef. Eine Reihe von Monitoren flackerte in einer Ecke des Raums. »Wie fühlst du dich?« fragte Andrea.
    »Es geht schon.« April rieb mit den Zehen des einen Fußes gegen die Knöchel des anderen. Irgend jemand hatte ihr die Schuhe aus- und dicke Socken angezogen. »Was machst du hier?« Sie erinnerte sich schwach, die gleiche Frage schon einmal gestellt zu haben, doch sie wußte die Antwort nicht mehr.
    Andrea schob ihren Stuhl näher, so daß April sie sehen konnte, ohne sich aufsetzen zu müssen. »Sicherheitswache«, antwortete sie. »Es wird gut bezahlt.«
    »Warum bist du nicht zu mir gekommen?«
    »Hätte ich irgendwann bestimmt getan. Ich war nicht sicher, ob es angebracht war.« Sie legte die Hand auf Aprils Stirn. »Ich schätze, du bist okay«, sagte sie schließlich. »Was machst du hier draußen?«
    »Ich habe zu lange gewartet, bis ich losgefahren bin.«
    Andrea nickte. »Was hältst du von einer Kleinigkeit zu essen? Wir haben zwar nur Tiefkühlgerichte, aber sie sind nicht schlecht.«
    April entschied sich für Hackbraten, und Andrea schob eine Portion in die Mikrowelle. »Max hat schon angerufen«, berichtete sie. »Wir haben ihm gesagt, daß du hier bei uns bist.«
    Der Raum strahlte eine Gemütlichkeit aus, die April wärmte. John Little Ghost redete nicht viel, doch er war ein guter Zuhörer, und diese Eigenschaft macht Menschen beliebt. Er blieb die ganze Zeit über nah bei den Monitoren, obwohl nicht viel mehr als im Scheinwerferlicht tanzende Schneeflocken darauf zu sehen war. Sie unterhielten sich, und April merkte bald, daß Andrea von dem Rundhaus fasziniert war.
    »Ich werde in meiner Sendung darüber reden«, erklärte sie.
    April lächelte. »Snowhawk im Zentrum des Geschehens.«
    »Ganz recht, Babe. Ich frage mich, ob du nicht Lust hast, heute abend mein Talkgast zu sein. Wie sieht’s aus?«
    April dachte nach. Sie schuldete der Frau etwas, doch sie hatte andererseits keine Lust auf Anrufe. »Ich schätze, ich passe lieber.«
    Ihr Interesse war groß genug, um wachzubleiben und zuzusehen.
    Snowhawks Sendung dauerte von neun Uhr bis Mitternacht. Auch wenn die Ausgrabung Thema des Abends war, hinderte das die Menschen nicht daran, anzurufen und Kommentare über den neuen Entwurf der Grundbesitzsteuer, über Schulen, die unnötig hohen

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