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Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Titel: Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
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herumfingerte, wurde der Wagen plötzlich langsamer, bog vom Asphalt auf einen holprigeren Untergrund und hielt an. Webster hörte das Dröhnen eines Wagens, der vorbeifuhr und in kurzer Entfernung zum Stehen kam, dann spürte er, wie sich im Sitz vor ihm das Gewicht verlagerte, während der Fahrer ausstieg. Für einen Moment war das Innere des Wagens von warmem Licht erleuchtet; dann schloss sich die Tür, mit einem Piepen und einem Klacken wurden sämtliche Türen verriegelt, und es war wieder dunkel.
    »Beeilen Sie sich, Herrgott. Nehmen Sie Ihre Zähne.« Webster hatte das Gesicht gegen das Fenster gepresst, während er hinter dem Rücken die Arme ausstreckte; er war sich noch nie so nackt vorgekommen. Er fragte sich, ob man sie erschießen oder verbrennen würde, oder beides. »Was machen Sie denn da?«
    Die Hände fummelten nicht länger an den Fesseln herum, und Senechal probierte es an der Tür.
    »Verriegelt.«
    Webster antwortete nicht. Obwohl er spürte, dass seine Schultermuskeln angespannt und verkrampft waren, drückte er seine Handgelenke zusammen und stemmte sie gegen den Stoff, der sich inzwischen gelockert hatte, bis ein Zwischenraum entstand, der groß genug war, um eine Hand hindurchzuzwängen. Senechal zog immer noch voller Panik am Türgriff.
    Mit einer einzigen Bewegung riss Webster sich die Augenbinde herunter, beugte sich über den Vordersitz und suchte verzweifelt nach dem Schalter für die Zentralverriegelung. Die Alarmanlage des Wagens heulte auf. Ein schwacher grüner Schein im Armaturenbrett war die einzige Lichtquelle; die Frontscheinwerfer waren ausgeschaltet, und draußen war es stockdunkel. Er ließ seine Hände über die Tür und zwischen die Vordersitze gleiten und fingerte planlos herum, während er versuchte, Ruhe zu bewahren. Er hörte Senechal auf der Rückbank immer wieder » Mon Dieu, mon Dieu « wimmern.
    Dann zersplitterte das Fenster, neben dem er gesessen hatte, mit einem unvorstellbar lauten Geräusch, und Webster spürte, wie Glas über seinen Rücken rieselte. Eine zweite Kugel zertrümmerte das Fahrerfenster, und das Blech des Wagens schepperte, als die dritte in seiner Tür einschlug.
    Dann fand er den Schalter.
    »Raus hier! Scheiße, raus hier!«
    Er warf sich nach hinten und griff über Senechal hinweg, öffnete dessen Tür und stieß ihn hinaus in den Sand, kletterte mit dem Kopf voran hinter ihm her und hörte durch die heulende Alarmanlage hindurch das charakteristische metallische Geräusch einer Patrone, die in die Kammer eines Gewehrs gedrückt wurde, kurz bevor erneut ein Schuss die Luft zerriss. Auf den Ellbogen landete er im Staub.
    Es ertönten zwei weitere Schüsse, kurz hintereinander, als er die Tür schloss und sich gegen die Karosserie presste. Senechal befand sich zu seiner Linken, den Kopf gegen die andere Tür gelehnt, die Augen geschlossen. Nach dem ohrenbetäubenden Lärm des Gewehrs herrschte jetzt Stille: keine Autos, kein Wind. Webster, der hektisch atmete, sodass sein Brustkorb schmerzte, dachte angestrengt nach und beugte sich vor, um unter dem Heck des Wagens hindurch in die Richtung zu schauen, aus der die Schüsse gekommen waren.
    »Einer von uns muss …«
    »Los, aufstehen. Die wollen Sie haben.«
    Als Webster den Kopf drehte, blickte er direkt in Senechals schwarze Augen in seinem wächsernen Gesicht, die dunkler als die Nacht waren. Er kniete, und in der rechten Hand hielt er eine kleine Pistole. Sein Gesicht war so dicht, dass Webster seinen fauligen, metallischen Atem riechen konnte, während er halb flüsterte, halb zischte.
    » Allez. « Und dann lauter in die Nacht, ein dünnes Krächzen: »Halt! Halt, ich habe ihn.«
    Er gestikulierte mit der Pistole. Drüben auf der Straße raste ein Auto vorbei, und für einen Augenblick erleuchteten seine Scheinwerfer die Szene. Senechal trug immer noch seinen Anzug, seine Krawatte hing immer noch makellos an seinem Kragen, eine Erscheinung irgendwo zwischen Albtraum und Blödsinn. Webster wurde von Abscheu und Wut durchzuckt, und mit grausamer, kindlicher Gewissheit wusste er, dass dieser Mann schwach und zerbrechlich und ihm nicht gewachsen war. Ungeachtet seiner Schmerzen und der aufsteigenden Übelkeit schlug er Senechal mit der Rückseite seiner Faust ins Gesicht und spürte, wie sie auf seine spitze kleine Nase traf. Senechal verlor das Gleichgewicht und fiel hintenüber. Ein Schuss zerriss die Stille, doch Webster ignorierte ihn und stürzte sich auf Senechal, als dieser versuchte,

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