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Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Titel: Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
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sich aufzurichten, drückte ihn zu Boden, fing seinen rechten Arm ab und schlug dessen Hand so lange gegen den Boden, bis er die Pistole losließ. Entsetzt und verängstigt verzog Senechal das Gesicht, stemmte sich einen Moment lang vergeblich gegen Websters Gewicht, dann entspannten sich seine Muskeln, und seine Gesichtszüge ebenfalls, und während er Webster direkt in die Augen blickte, spuckte er ihn hasserfüllt an.
    In dem merkwürdigen, stummen Zwischenspiel, das folgte, drehte Webster seinen Kopf zur Seite und wischte so gut er konnte mit dem Ärmel die Spucke ab. Senechal grinste spöttisch, seine schwarzen Zähne sahen aus wie Käfer, und plötzlich konnte Webster seinen Anblick nicht mehr ertragen. Die Wüste, die Schmerzen und die unheilvollen Schüsse waren vergessen, und er sah nur noch Senechals grauenvolle Fratze, die mit trotziger Missachtung zu ihm hinaufschaute. Er ließ ihn los, packte Senechals Kopf an den Haaren und schlug ihn zweimal mit voller Wucht gegen den Boden. Er wollte es erneut tun, beherrschte sich aber, sein Herz pochte heftig gegen die Rippen, und im Hals spürte er ein merkwürdiges Flattern. Senechal war bewusstlos, sein Körper lag schlaff da. Webster griff unter seinen Kopf und spürte Blut, das warm und zähflüssig hervorsprudelte, spürte den Stein, der aus dem Sand hervorragte. Aus der Dunkelheit kam ein weiterer Schuss wie ein Lichtblitz und das Geräusch eines weiteren splitternden Autofensters.
    Webster zog unwillkürlich den Kopf ein und rollte sich von Senechals Körper, der bäuchlings dalag. Gebückt streckte er die Hand nach dem Hals des Anwalts aus und fühlte mit zwei Fingern den Puls. Da war er. Schwach und langsam.
    Auf allen vieren krabbelte Webster zurück zum Wagen. Er musste sofort weg hier. Noch eine Chance bekäme er nicht. Während er im Sand nach der Pistole tastete, nahm er ein Knie hoch, stützte sich wie ein Schüler beim Hundertmeterlauf, der auf den Startschuss wartet, zitternd ab, holte tief Luft und schaute auf Senechal hinab. Was würde wohl mit ihm passieren? Durfte er ihn hier seinem Schicksal überlassen? Ihm blieb nichts anderes übrig. Mit einem letzten Blick auf die kreidebleiche Gestalt im Staub lief er in die Dunkelheit, rutschte mit den Ledersohlen über den Sand, und das Adrenalin betäubte den Schmerz in seinen Rippen und in seinem Schädel.
    Nach vielleicht fünfzehn Metern hörte er ein leises, hohes Zischen, als eine Kugel an ihm vorbeisauste, dann hinter sich einen Knall, einen einzelnen Schuss, und er rannte weiter, schlug eine andere Richtung ein, wich den Felsen aus und gab sein Bestes, um nicht hinzufallen. Ohne sich umzudrehen, streckte er seinen Arm nach hinten aus und feuerte in die Nacht. Er meinte Schreie zu hören, schenkte ihnen aber keinerlei Beachtung. Auf der Straße fuhren zwei Autos vorbei, dann ertönte erneut ein Schuss. Diesmal hörte er nicht, wie die Kugel durch die Luft sauste.
    In nahezu völliger Dunkelheit stolperte er eine flache Düne mit struppigen Pflanzen hinauf. Oben angekommen, verlor er den Halt und rollte auf der anderen Seite hinunter, einen Augenblick lang lag er auf dem Rücken und schaute keuchend zu den Sternen hoch. Sein Körper war genug malträtiert worden. Irgendwo hinter ihm, hundert Meter entfernt, vielleicht auch etwas mehr, wurde ein Motor angelassen; er hörte, wie der Wagen langsam auf Touren kam und durch die Wüste auf ihn zufuhr. Über dem schmalen Kamm blitzte ein grelles Licht auf und durchforschte die Nacht, sodass Websters Versteck in noch größere Dunkelheit getaucht wurde. Für einen Moment lag er reglos da, dann lief er tief geduckt, parallel zur Straße, den Dünenkamm entlang, in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Die Lichter wanderten langsam, und als sie über ihn hinwegwischten, warf er sich zu Boden und spürte kühlen Sand unter seiner Wange. Vor ihm, zehn Meter entfernt, befand sich eine kleine Mulde, eine Vertiefung von vielleicht dreißig Zentimetern, wie nach den ersten Spatenstichen für ein Grab. In der Dunkelheit hinter den Scheinwerfern krabbelte er mit eingezogenem Kopf über den Wüstenboden und drückte sich in die Mulde.
    Der Wagen machte in einem Bogen kehrt, und die Lichter wischten zurück durch die Nacht. Webster merkte, wie sie erneut über ihn hinwegglitten, einen Moment auf ihm verharrten und sich dann langsam entfernten. Eine Wagentür wurde geöffnet. Er hob den Kopf zwei Zentimeter, um nachzusehen. In den Strahlen der Scheinwerfer, neben

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