Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)
Büro, das ein Stockwerk tiefer lag, bestanden komplett aus Glas, und es ging aufs Börsenparkett hinaus, wo etwa hundert Leute, überwiegend Männer, vor jeweils zwei Computermonitoren saßen, ohne Jacketts, mit gelockerten Krawatten, und nicht einer von ihnen schaute auf, während Hammer und Webster an ihnen vorbeigingen. In dem lang gezogenen, flachen Raum herrschte eine geschäftige Atmosphäre.
»Meine Herren«, sagte Qazai und erhob sich, als die beiden durch die Tür geführt wurden. »Danke, Kirsten. Würden Sie uns etwas Tee machen? Vielen Dank.« Während Qazai ihnen die Hände schüttelte, nickte Webster Senechal zu, der mit einem Telefon am Ohr gegenüber von Qazais Schreibtisch an einem Kaffeetisch saß, und ließ seinen Blick durchs Büro wandern. Es war stilvoll und zweckmäßig eingerichtet, in Stahl, Glas und Leder. Auf Qazais Schreibtisch standen ein schmales Laptop, ein einzelner Stapel Unterlagen und eine Freisprecheinrichtung; und auf dem Kaffeetisch stand eine kostbare Porzellanschüssel mit einem verschlungenen blau-, grün- und ockerfarbenen Muster, das einzig Farbige ringsherum außer Qazai, der gesund und energiegeladen wirkte und eine breite Krawatte in leuchtendem Scharlachrot trug, als wollte er sein Wohlbefinden noch unterstreichen. »Also. Bitte, nehmen Sie Platz. Yves ist gleich fertig.«
Hammer hockte sich auf die Kante seines Stuhls, schaute sich um. »Sie sind gerne nah dran am Geschehen«, sagte er anerkennend.
»In meinem Geschäft geht es um Informationen, Mr. Hammer, wie in Ihrem. Ich möchte wissen, was los ist.«
»Wird es Ihnen fehlen? Wenn Sie Ihren Platz räumen?«
Qazai runzelte die Stirn und nickte betrübt und zustimmend. »Sicher wird es das. Ganz sicher. Ich habe zwar schon neue Pläne – vor allem mit meiner Stiftung –, aber ja, es wird schwer werden, sich von der Vorstellung zu verabschieden, dass ich gewissermaßen das Zentrum des Geschehens bin. Denn so fühle ich mich hier. Ich schätze, Ihnen geht es nichts anders.«
»Wir halten uns lieber außerhalb des Zentrums auf«, sagte Hammer.
Ohne zu sprechen, so schien es, beendete Senechal sein Telefonat und nickte Hammer und Webster währenddessen zur Begrüßung zu. Hammer, der eigentlich ein eifriger Händeschüttler war, ließ es diesmal dabei bewenden.
»Also, meine Herren«, sagte Qazai. »Ich habe gehört, Sie haben einen Vertrag für mich.«
Hammer nickte, und Webster gab ihm das Schriftstück. »Und das ist nicht alles, was wir haben.«
Er reichte Qazai beides, der die ersten drei, vier Seiten durchblätterte und sich dann Hammer zuwandte. Er machte ein überraschtes, leicht verwirrtes Gesicht. »Wo haben Sie das her?«
»Ich habe ein wenig herumtelefoniert.«
»Ich bin beeindruckt.«
In Wirklichkeit hatte Ike ein einziges Telefonat geführt. Er hatte einfach bei Qazais Käufern angerufen und den Chefsyndikus verlangt, und während des Small Talks, mit dem er jede Unterhaltung begann, hatte er erwähnt, dass sie beide in Stanford studiert und mindestens drei gemeinsame Bekannte hätten. Danach kam es nur noch auf seine Überredungskünste an: Er erklärte, dass Ikertus Nachforschungen auch im Interesse der Amerikaner seien; dass er nichts dagegen habe, wenn sie das Dokument überarbeiten würden, um den Urheber und die darin erwähnten Quellen unkenntlich zu machen; dass die bloße Existenz dieses Dokuments vertraulich behandelt werde; und schließlich, dass dies sauberer und angenehmer sei als eine der drei, vier anderen Möglichkeiten, mit denen er sich das Ding beschaffen könne; und keine davon würde ihn zu Dank verpflichten, etwas, woran er sich, wie sie beide ja wüssten, sonst halten würde. Der Anwalt hatte einen Moment nachgedacht und sich dann mit den Worten verabschiedet, er werde sehen, was sich machen lasse. Zwanzig Minuten später war in der Poststelle von Ikertu ein altmodisches Fax eingegangen. Wie sich herausstellte, handelte es sich um den kompletten Bericht; abgesehen von den ersten Seiten, auf denen der Namen des Klienten und der Grund für den Auftrag stand, war er vollständig. Die ganze Aktion, falls man es so nennen konnte, war typisch für Ike: geradeheraus, charmant und nicht ohne unterschwellige Drohung.
»Ich wollte wissen, womit wir es zu tun haben«, sagte Hammer.
»Und?«
»Das meiste ist nicht der Rede wert. Kein großer Auftrag, aber ordentlich durchgeführt. Lustig wird es auf der letzten Seite.«
Qazai bat Hammer mit einem Nicken
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