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Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Titel: Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
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schüttelte den Kopf. Seine Anwesenheit hier ergab keinen Sinn.
    Behutsam stellte Senechal seine Aktenmappe auf dem Boden ab und nahm Platz, hielt seine fast schwarzen Augen die ganze Zeit auf Webster gerichtet. Keiner von beiden sagte etwas; keiner schaute zur Seite.
    Schließlich lächelte Senechal, noch weniger überzeugend als sonst, seine Mundwinkel hoben sich vielleicht jeweils drei Millimeter.
    »Sie haben Glück gehabt, dass ich in Italien bin, Mr. Webster«, sagte er in einem hellen, kalten Tonfall.
    »Wenn Sie nicht wären, wäre ich gar nicht in Italien.«
    Senechal nickte. »Das stimmt. Aber als wir das Treffen vereinbart haben, wussten wir nichts von Ihren Problemen.«
    »Ich auch nicht.«
    Erneut ein kurzes Nicken. »Und jetzt ist es natürlich auch unser Problem.«
    Webster zog die Augenbrauen hoch und neigte den Kopf zur Seite. »Ihres?«
    »Selbstverständlich. Als wir Sie engagiert haben, wussten wir nichts von Ihrem lädierten Ruf.«
    »Mit meinem Ruf ist alles in Ordnung.«
    Senechal stieß ein unbeholfenes, prustendes Lachen aus, das eindeutig nicht zu seinem üblichen Repertoire gehörte. »Mr. Webster, man legt Ihnen schwerwiegende Vergehen zur Last. Äußerst schwerwiegende. Ich frage mich, wer dem Ikertu-Bericht noch Glauben schenken wird, wenn der Verfasser in einem italienischen Gefängnis eingesessen hat.«
    »Dann sollten Sie sich jemand anders suchen.«
    »Dafür ist es zu spät.« Er lächelte erneut, mit ausdruckslosem Blick. »Außerdem ist es vielleicht auch gar nicht nötig.« Er zog ein exakt gefaltetes Taschentuch aus der Brusttasche seines Jacketts und tupfte damit seine Mundwinkel ab. »Ich hoffe es jedenfalls.«
    Webster wartete auf seine Erklärung.
    »Ich weiß, wie die Dinge in Italien laufen, Mr. Webster. Sie, Sie kennen sich in Russland aus. Ich bin mir sicher, dass Sie nichts Verbotenes getan haben. Die Gesetze hier haben nichts mit Gerechtigkeit zu tun, sondern mit Macht. Jeder weiß das, selbst die Briten und die Amerikaner. Dadurch ist die Lage für Sie allerdings nicht weniger ernst. Aber das bedeutet, dass ich Ihnen vielleicht helfen kann. Im Interesse von Mr. Qazai.«
    Webster musterte seine matten grauen Augen, die an alte Münzen erinnerten, und versuchte zu ergründen, was er vorhatte. Doch sie gaben nichts preis.
    »Ich habe nur eine Frage an Sie, Mr. Webster. Kann ich annehmen, dass die Vorwürfe gegen Sie unbegründet sind?«
    Webster wünschte, er würde diesen Mann und seinen Klienten sympathisch finden, oder er hätte das Gefühl, er könnte ihm trauen. So langsam dämmerte ihm, wie Senechals Pläne aussahen. »Sie können annehmen, was Sie wollen.« Er machte eine Pause. »Woher wussten Sie, dass ich hier bin?«
    Senechal ignorierte die Frage, nickte rasch ein letztes Mal und stand dann auf. »Es sollte nur einen Moment dauern«, sagte er und verließ den Raum.
    Zehn Minuten war er fort, nicht länger, und in dieser Zeit versuchte Webster sich vorzustellen, was Senechal sagte und zu wem. Zum ersten Mal an diesem Tag ergriff die Unruhe, die er so sorgsam kontrolliert hatte, vollständig Besitz von ihm, und während er mit einem Bein wackelte und mit den Fingern trommelte, verspürte er das starke Verlangen abzuhauen, raus an die frische Luft, und zu laufen, immer weiter, bis er das Gefühl hatte, dass er diesen seltsamen Film und seine sonderbaren Darsteller hinter sich gelassen hatte. Aber er musste nach Hause zurück. Und er brauchte Senechals Hilfe. Diese Erkenntnis saß ihm quer im Hals.
    Zunächst erschien der jüngere Beamte, gefolgt von Senechal. Der ältere Kollege ließ sich nicht blicken.
    »Ich habe mit Ihrem Anwalt gesprochen, Signore Webster«, sagte er, während er mit den Händen hinter dem Rücken und mit vorgestrecktem Bauch dastand und leicht auf den Fersen wippte. »Er hat mir versichert, dass Sie in drei Wochen nach Italien zurückkehren werden. Es handelt sich um eine formlose Vereinbarung. Das ist eigentlich nicht üblich, aber wir machen das gerne, weil Mr. Qazai als Leumundszeuge für Sie ausgesagt hat. Sie können sich glücklich schätzen, solche Freunde zu haben.«
    Webster, der immer noch saß, blickte von dem Beamten zu Senechal und wieder zurück. Er ist nicht mein Anwalt, wollte er sagen, und keiner der beiden ist mein Freund.
    »Kommen Sie, Mr. Webster«, sagte Senechal. »Ich fahre Sie zum Flughafen. Es sollte möglich sein, heute Abend für Sie einen Flug nach London zu kriegen.«
    Webster versuchte sich vorzustellen, was

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