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Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Titel: Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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Kommentaren fortzufahren.
    Irgendwie war Avisa unbemerkt hinausgelangt. Andere Geräusche hatten ihn in der Nacht gestört, sie musste daher wie ein Luftgeist hinausgeschwebt sein.
    Lärm drang aus der Halle nach draußen. Viele Stimmen, die sich auf einmal Gehör verschaffen wollten. In der Annahme, ihr Gastgeber würde bei Tisch sitzen, betrat Christian die Halle. Er hielt mitten im Schritt inne. Sein Knöchel schmerzte bei dieser jähen Bewegung.
    Direkt vor ihnen war der Alte, den Christian am Abend zuvor allein hatte sitzen sehen. Er saß noch immer an seinem Platz, noch immer an einem Stück trockenen Brot knabbernd, augenscheinlich an jenem von gestern, und richtete seine wässrigen Augen mit durchdringendem Blick auf sie.
    »Er sieht genauso aus wie der Greis, den wir an dem Abend sahen, ehe wir Lady Avisa retteten«, raunte Baldwin.
    »Allerdings«, sagte Christian.
    »Was zerbrichst du dir den Kopf über den Alten, wenn unsere holde Avisa offenbar einen neuen Kavalier hat?«, fragte Guy in seinem schneidendsten Ton und deutete auf den erhöhten Tisch.
    Dort thronte Avisa neben de l’Isle. Auf ihrem Gesicht glänzten Schweißperlen. Sie trank so gierig aus einem Pokal, als hätte sie die gesamte Außenmauer etliche Male im Laufschritt umrundet. Haarsträhnen klebten an ihrem Gesicht, obwohl ihr geflochtenes Haar zurückgekämmt war. Als sie auf eine Bemerkung de l’Isles hin lachte, neigte sich der Baron zu ihr und füllte ihren Pokal nach.
    Das Lachen hätte viele neugierige Blicke auf sich ziehen sollen, doch niemand sah zu der erhöhten Tafel hin.
    »De l’Isle hat sein Gesinde gut dressiert, seine privaten Belange zu ignorieren.« Guy kicherte. »Ich bezweifle, dass ihm die Zähmung unserer holden Avisa leichtfallen wird, obwohl er seinen Spaß daran zu haben scheint.«
    Christian äußerte knurrend eine Verwünschung. Er durchschritt den Raum und sprang ohne zu überlegen auf das Podium. Seine Hand lag am Griff seines Schwertes, das er ziehen wollte, als sein Blick auf jenen Avisas traf.
    Sie blinzelte hastig, ihr Ton aber war ruhig. »Guten Morgen, Christian.«
    Ihre Gelassenheit war für ihn wie ein Schlag ins Gesicht und riss ihn aus seiner Tollheit. Seine Hand gab den Schwertgriff frei.
    De l’Isle grinste. »Lovell, Lady Avisa erzählte mir, wie tapfer Ihr sie verteidigt habt, als Banditen Euch überfielen. Wie Ihr diese Schurken überlisten konntet, indem Ihr Euch im Gebüsch versteckt habt, ist wirklich eine amüsante Geschichte! Ich wusste gar nicht, dass Ihr so gewitzt seid.«
    »Die Dame verteilt unverdientes Lob. Die Idee mit dem Gebüsch stammte von ihr.« Sein Ton war strenger, als es seine Absicht war.
    De l’Isle lächelte Avisa zu. »Das hätte ich bei einer so reizenden Dame voraussetzen sollen.«
    Avisa erwiderte das Lächeln ihres Gastgebers und warf Christian einen Blick zu, als er sich neben sie setzte, während sein Bruder sich auf der anderen Seite des Hausherrn niederließ. Christian sah so finster drein wie der tief hängende Himmel über der Burg. Er winkte Baldwin herbei und flüsterte ihm Anweisungen zu, worauf der Junge durch die Halle und durch einen der Türbögen hinauslief. Als sie zum Sprechen ansetzte, schnitt Christian ihr das Wort ab, indem er sich vorbeugte und Lord de l’Isle eine Frage stellte.
    Diese Arroganz! Er bat nicht einmal um Erlaubnis, ehe er eine Schnitte Fleisch vom Tablett vor ihr aufspießte. Sie lehnte sich zurück, um dem tropfenden Fleisch und der scharfen Klinge auszuweichen. Die Äbtissin hatte sie darauf vorbereitet, dass außerhalb der Klostermauern mehrere Leute gemeinsam von einem Teller speisten, doch Christian hätte so viel Anstand haben müssen, ihr zu sagen, dass er vor ihr mit seinem Messer hantieren würde.
    »De Sommevilles Sitz?« Ihr Gastgeber kratzte an einer Narbe auf seiner Wange. »Ihr solltet in sieben Tagen oder eher am Ziel sein, wenn das Wetter schön bleibt.« Er zwinkerte Avisa zu. »Schön wie Ihr seid …«
    »Das hört man gern«, erwiderte Christian. »Wenn alles glattgeht, werde ich meine unterbrochene Reise bald fortsetzen können.« Er machte ein finsteres Gesicht, als er in das vor ihm liegende Stück Fleisch schnitt und sein Messer kaum eine Kerbe hinterließ.
    »Wenn Ihr es schärfen wollt«, sagte der Baron, »dürft Ihr gern meine Rüstkammer in Anspruch nehmen.«
    Er schob das Schneidbrett nach links, fort von Avisa. Seine Ellbogen fast genau vor ihr aufstützend sagte er: »Erst sagt mir, ob Ihr etwas

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