Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)
Johnnys Arm gerichtet und eingegipst? Und Mutter letzten Winter diese Packungen gemacht, die ihr so geholfen haben?«
»Ja, aber das blieb in der Familie.«
»Du hast den Hund von den McKinleys genäht, als er letzte Woche einen Kampf hatte. Und Mrs Moody sagt, du hast die Schulter ihres Sohnes besser wieder eingerenkt als dieser Wundarzt in der Stadt.«
Thomas sah Charlotte entschuldigend an. »Nicht alle können es sich leisten, wegen jedes Wehwehchens einen Arzt aufzusuchen.« Er zuckte die Achseln, eine Geste, die auf charmante Weise an seine Schwester erinnerte. »Ich tue, was ich kann.«
»Woher wissen Sie, was Sie tun müssen?«
»Ich lese viel. Der Großvater in einer der Familien, für die ich – seit nunmehr acht Jahren übrigens – arbeite, war Arzt. Als er starb, hat er mir ein paar seiner Bücher vermacht.«
Charlotte nickte, fragte sich jedoch unwillkürlich, was Dr. Taylor wohl davon halten würde, dass jemand, der überhaupt nicht dafür ausgebildet war, Knochen richtete und Wunden nähte. Andererseits wusste sie natürlich, dass es viele Männer gab, die als Wundärzte oder Apotheker arbeiteten, obwohl sie nie auch nur ein einziges Buch zu dem Thema gelesen hatten.
»Der Vater in der Familie, für die ich arbeite, ist auch Arzt.«
»Die Familie, die Lloyd Lodge gemietet hat?«
Charlotte nickte.
»Wird er hier praktizieren?«
»Ich glaube nicht. Wir sind nur für ein paar Monate hier.«
Thomas sah plötzlich furchtbar enttäuscht aus.
»Aber wenn Sie ihn wegen etwas Bestimmtem konsultieren möchten …«
»Ich möchte ihn nicht im Urlaub belästigen.«
Sie wollte noch etwas sagen, aber Thomas stand abrupt auf und reckte sich zu seiner ganzen imposanten Höhe.
»So, jetzt ist es wieder so gut wie neu.«
»Ich danke Ihnen sehr. Ich werde den Beebes erzählen, dass Sie mir geholfen haben.«
»Bitte, tun Sie das, vielleicht verschafft mir das eine Extraportion Apfelkuchen.« Er lächelte.
»Ich möchte Sie gern für Ihre Zeit bezahlen, aber ich habe meinen Geldbeutel nicht …«
Er winkte ab. »Vergessen Sie's, Miss Charlotte. Das war Nachbarschaftshilfe.«
»Sie leben also hier in der Nähe?«
»Ja, in einem bescheidenen Cottage ein Stückchen weiter im Landesinnern. Etwa in der Mitte zwischen hier und Lloyd Lodge, würde ich sagen. Du nicht auch, Lizzy?«
»Ja, so etwa.«
Charlotte packte den Griff des Kinderwagens. »Gut, vielleicht habe ich irgendwann das Vergnügen, dich wiederzusehen, Lizzy. Und Sie auch, Thomas.«
Er lächelte wieder. »Das Vergnügen, Miss Charlotte, wäre ganz auf unserer Seite.«
Mrs Beebe schaute von den Rosinenbrötchen auf, die sie gerade mit Eiweiß bepinselte. »Da sind Sie ja, Miss Charlotte. Die Missus hat schon auf Sie gewartet.«
Sofort packte sie ein schlechtes Gewissen. »Das habe ich befürchtet. Wo ist sie?«
»Sie und ihre Dienerin sind ins Dorf gegangen, einkaufen, obwohl ich nicht glaube, dass sie dort etwas finden, was ihnen gefällt. Sie wollte Anne mitnehmen, aber ich habe zu ihr gesagt: ›Mrs Taylor, ich habe sechs Enkel. Sie können mir glauben, wenn ich Ihnen sage, dass Sie einen sehr viel schöneren Nachmittag haben werden ohne das Baby auf dem Arm.‹«
Mrs Beebe zwinkerte Charlotte zu.
»Danke«, lächelte Charlotte erleichtert. Sie konnte es sich nicht leisten, Mrs Taylor zu erzürnen. »Ich habe Thomas Cox und seine Schwester Lizzy getroffen.«
»Wirklich?«
»Ja. Ich habe erfahren, dass Thomas für mehrere Familien in der Gegend arbeitet.«
»Ja, das tut er. Auch Mr Beebe hilft er hin und wieder. Dieser Junge kann einfach alles reparieren, Sachen, Blumen, Tiere, sogar Menschen.«
»Lizzy sagte, er habe den gebrochenen Arm ihres Bruders gerichtet.«
»Das war Johnny, der Bengel. Er gerät ständig in irgendwelche Schwierigkeiten.«
»Und dann ist leider ein Rad von Mr Beebes Kinderwagen gebrochen, aber Thomas hat es repariert.«
»Das ist gut. Wir wollen den alten Mann doch nicht unglücklich machen.« Mrs Beebe grinste. »Thomas hat ein Händchen für alles. Er ist ein Segen, vor allem für seine Mutter – wo ihr Mann doch ständig draußen auf dem Meer ist, zum Fischen.«
»Er scheint sehr viel älter als seine Schwester zu sein.«
»Ja, er ist älter als alle seine Geschwister.« Mrs Beebe sah aus, als wollte sie noch mehr sagen, überlegte es sich dann jedoch anders.
»Reichen Sie mir bitte den Zuckerhut, ja? Danke.«
An einem schönen Nachmittag in der folgenden Woche nahm Charlotte Anne wieder mit
Weitere Kostenlose Bücher