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Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)

Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)

Titel: Die Lady von Milkweed Manor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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musste Charlotte beim Anblick von Lizzy lächeln, die, die Zunge zwischen den Lippen, mit konzentriertem Gesichtsausdruck Bohnen pflückte. Es gab auch einen Küchenkräutergarten und mehrere Blumengärten, alle sehr gepflegt.
    Sie war überrascht, an der Gartenmauer, neben den Malven, mehrere Seidenblumen zu sehen. »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich ein paar Seidenblumen pflücke?«
    Er sah sie an, ein amüsiertes Lächeln im Gesicht. »Haben Sie eine Warze?«
    Sie lachte verlegen. »Nein! Aber mein Arbeitgeber schätzt die Seidenblumen sehr, er setzt sie als Heilmittel bei allen möglichen Leiden ein.«
    »Wirklich? Ich wüsste gern, was das für Leiden sind.«
    »Dann müssen Sie einmal mit zum Cottage kommen. Ich weiß, dass er nur zu glücklich wäre, es Ihnen zu erklären.«
    Vom Garten aus stiegen Thomas und Charlotte auf den Bergkamm hinauf und schauten hinaus aufs Meer. »Möchten Sie sich vielleicht einen Augenblick hinsetzen und den Ausblick genießen?«, fragte Thomas.
    »Ja, danke.«
    Er streckte die Hände aus, um ihr Anne abzunehmen, und Charlotte war überrascht, wie bereitwillig Anne sich dem großen Mann überließ. Charlotte setzte sich an den Rand des Rasens und breitete ihre Röcke um sich herum aus. Thomas ließ sich nicht weit von ihr nieder, wobei er Anne mühelos im angewinkelten Arm hielt.
    Sie hob die Arme, um ihm Anne wieder abzunehmen, aber Thomas zuckte die Achseln. »Ich behalte sie eine Weile, wenn ihr beiden nichts dagegen habt.«
    Lizzy kam angerannt und setzte sich neben Charlotte. »Die Köchin hat mir Sixpence gegeben«, sagte sie stolz.
    »Du meine Güte. Nur für's Bohnenpflücken?«
    »Na ja, ich habe heute Morgen auch noch Erbsen und Salat gepflückt.«
    »Da hast du aber hart gearbeitet. So, Lizzy, jetzt erzähl mir von deinen Brüdern und Schwestern – je drei, hast du gesagt, oder?«
    »Ja. Meine Schwestern heißen Hannah, Hester und Kitty. Sie sind nicht so gern draußen wie ich. Und meine Brüder sind Thomas, natürlich, und Johnny und Edmund.«
    »Edmund? Das ist mein Lieblingsname. Wie alt ist er?«
    Thomas beugte sich zu Charlotte hinüber und sagte leise: »Wir haben Edmund als Kind verloren, aber Lizzy zählt ihn immer noch mit.«
    Charlotte sah Lizzy an, die in ihren Schoß starrte. Sie spürte, dass ihr Tränen in die Augen stiegen, legte dem Mädchen den Arm um die Schultern und drückte es an sich. »Natürlich.«
    Lizzy blickte auf und Charlotte lächelte sie freundlich an. »Und ich tue es auch.«
    Lizzy lächelte schüchtern zurück.
    Einige Minuten später rannte sie schon wieder davon, um nach einem Wurf neugeborener Kätzchen zu suchen, die eine Mutterkatze irgendwo hier in der Nähe versteckt haben sollte.
    »Sie ist ein liebes Mädchen«, sagte Charlotte und wandte den Kopf, um ihr nachzusehen.
    »Ja.«
    »Ist sie die Jüngste?«
    »Nein. Edmund wäre jetzt fast sechs, wenn er am Leben geblieben wäre. Kitty ist sieben. Lizzy ist zehn, Johnny zwölf und Hannah und Hester, die Zwillinge, sind vierzehn.«
    »Es ist seltsam, dass zwischen Ihnen und den anderen ein so großer Altersunterschied besteht.«
    »So seltsam ist das gar nicht.« Thomas warf einen Zweig hinunter. »Unsere Mutter nahm mich auf, als ich schon neun war. Sie hat mich adoptiert. Hannah und Hester waren damals ein Jahr alt.«
    »Waren Sie verwandt?«
    »Nein. Meine erste Mutter war nur eine Nachbarin. Sie ist bei der Geburt gestorben und das Mädchen mit ihr.«
    »Das tut mir leid.«
    »Das braucht es nicht. Für mich ist es ein Segen, Rachel Cox zur Mutter zu haben und diese Kinder meine Brüder und Schwestern nennen zu dürfen.«
    »Wie gut erinnern Sie sich an Ihre ›erste‹ Mutter, wie Sie sie nannten?«
    Thomas' Augen waren aufs Meer gerichtet, während er nachdachte. »Ziemlich gut, auch wenn ich ihre Züge nicht mehr so genau vor Augen habe wie früher.« Er hob einen Kieselstein auf und warf ihn ebenfalls in die Tiefe.
    Charlotte schluckte den Klumpen in ihrer Kehle hinunter. Sie fragte ruhig: »Vermissen Sie sie?«
    Er schaute sie an, überrascht über die Frage oder vielleicht auch über ihre schwankende Stimme. Zweifellos bemerkte er auch die Tränen in ihren Augen. Sein Blick wanderte wieder hinaus aufs Meer. Er schwieg eine Zeit lang, hob Kiesel auf, die neben ihm lagen, und sammelte sie in seinen großen Händen. Schließlich sagte er: »Ich habe in meiner Familie alles, was ich mir nur wünschen könnte. Aber … doch, da ist ein … eine ständige, stille Sehnsucht

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