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Die Lagune Der Flamingos

Die Lagune Der Flamingos

Titel: Die Lagune Der Flamingos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofia Caspari
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Park Tres de Febrero bringen sollte, jenem lieb gewonnenen Ausflugsort der Bürger von Buenos Aires, der in Erinnerung an den Sturz des Diktators Juan Manuel de Rosas angelegt worden war. Einen Moment lang sah sie dem Gefährt hinterher, dann verschwand sie in der Küche, um sich ans Spülen zu machen.
    Eduard hatte Minas und ihre Schulden in der pulpería beglichen, ohne irgendeine Gegenleistung zu fordern. Er hatte ihnen sogar neue Arbeitsplätze verschafft, noch bevor er erstmals wieder nach La Dulce zurückgekehrt war. Die Arbeit auf der Estancia dulde keinen längeren Aufschub, hatte er ihnen erklärt und versprochen, sie bald wieder zu besuchen. Annelie hatte es für eine Ausrede gehalten, aber Eduard war verlässlich zu dem Zeitpunkt wieder nach Buenos Aires zurückgekehrt, den er ihnen genannt hatte. Voller Freude hatte er von La Dulce erzählt, von den Neuerungen auf der Estancia, von den Schafen und den Rindern.
    Er ist ein guter Mann, fuhr es Annelie erneut durch den Kopf. Ich muss dafür sorgen, dass er Mina nicht aus den Augen verliert. Ich muss dafür sorgen, dass es jetzt keine Schwierigkeiten mehr gibt. Vielleicht kann ich nicht mehr glücklich werden, aber meine Tochter kann es. Für Mina mache ich das hier alles. Mina muss glücklich werden.
    Annelie arbeitete jetzt für Señor Morillo, einen Junggesellen und guten Arbeitgeber. Abwesend griff Annelie nach einem Stapel Teller und versenkte sie im Spülwasser.
    Gut, dass auch Mina wusste, wie wichtig jetzt jeder Schritt war, den sie taten. Eine Sache bereitete Annelie allerdings Sorgen: Mina hatte Frank Blum offenbar immer noch nicht vergessen, und bald näherte sich wieder jener 25. Mai, zu dem ihre Tochter dieses Mal zur Plaza de la Victoria zu gehen gedachte, um dort auf ihn zu warten.
    Vergiss ihn, was auch immer geschehen ist, er wird nicht wiederkommen, hatte Annelie ihrer Tochter schon mehrmals gesagt. Vergiss, was vergangen ist. Das hier ist unser neues Leben. Aber Mina wollte nicht aufgeben. Mina war hartnäckig. Ihre Mina, die sonst nicht zu Träumereien neigte, war nicht bereit einzusehen, dass die Kindheit vorbei war und der Freund auf immer verloren.
    Er wird kommen, Mama, eines Tages werden wir uns auf der Plaza de la Victoria wiedersehen, ich fühle es, Frank ist nicht tot, sagte sie immer und immer wieder.
    Annelie nahm einen Teller aus dem Wasser und begann, ihn sorgfältig abzuwaschen. Nein, dachte sie, diese Verbindungen nach Esperanza sind nicht gut. Wir müssen ein neues Leben beginnen. Wir müssen das von uns abschneiden, was vergangen ist. Vielleicht würde Eduard sie sogar nach La Dulce mitnehmen, wenn sie es geschickt anstellte. Nein, er musste sie sogar mitnehmen, wenn ihre Pläne in Erfüllung gehen sollten. Eine Estancia draußen in der Pampa schien ihr als Aufenthaltsort mittlerweile sicherer zu sein als Buenos Aires mit seinen unzähligen Einwohnern. Wer sagte ihr denn, dass ihnen hier nicht doch irgendwann jemand aus Esperanza begegnete? Jeden Tag kamen Menschen aus allen Himmelsrichtungen in der Stadt an.
    Esperanza muss Vergangenheit sein.
    Hatte Mina nicht kürzlich sogar gesagt, dass Eduard nicht abgeneigt schien, ihnen beiden sein geliebtes La Dulce zu zeigen? Sie konnte sich zwar immer noch nicht erklären, warum er ihnen so viel Gutes antun wollte, aber sie hatte entschieden, nicht nachzufragen. Manchmal musste man einfach nur akzeptieren, was geschah, und dankbar sein.
    Natürlich müssen wir es vorsichtig angehen, dachte Annelie, damit nicht wieder alles kaputtgeht. Er darf sich nicht bedrängt fühlen – und Mina muss verstehen, dass Frank nicht zurückkehren wird.
    Aber wie erreiche ich das nur?
    Eduard hatte sich in der Kutsche so hingesetzt, dass Mina den besten Blick nach draußen hatte. Bis auf eine reizende Promenade im Nordwesten der Stadt in der Nähe des Friedhofs Recoleta und den Park Tres de Febrero waren die öffentlichen Gartenanlagen von Buenos Aires eher dürftig. So war es nicht verwunderlich, dass die zum Park führenden Straßen an schönen Tagen voller Fußgänger waren. Es schien, als würde der ganze Wagenpark der Tram aufgeboten. Dazu kam Karosse an Karosse angefahren, aus denen reiche Estancieros, Händler, und was auch immer Rang und Namen hatte oder zu haben glaubte, stiegen, in Begleitung der schönsten Frauen in der prächtigsten Toilette, behangen mit blitzenden Juwelen. Und mitten durch das Gewühl galoppierte die Jugend in sehr salopper Haltung auf herrlichen Pferden. Es war ein

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