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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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beiden endlich dazu übergehen könntet, mich bei meinem Taufnamen zu nennen«, entgegnete er gereizt. »Ich heiße Stefano, nicht Isacco.«
    »Ob Isacco oder Stefano – ein Ehemann meiner Schwester wird dadurch noch lange nicht aus dir.«
    »Wenn aber die Tante tot ist, habt ihr ein wirkliches Problem.«
    Mansuetta funkelte ihn unter der roten Haarsträhne hervor wütend an. »Das, mein lieber Isacco, wird sich erst noch herausstellen.«
      Februar 1509
     
    Nebel sammelte sich im Licht der zahlreichen Fackeln und schien die Umrisse der Häuser aufzulösen. Er schlug sich in feuchten, dicken Schwaden auf den Kanälen nieder, wie Schleier über dunklen Spiegeln. Es war kalt, und auf allen Flächen kondensierte die Feuchtigkeit, um binnen Minuten zu Eistropfen zu erstarren. Der Februar hatte mit Hochwasser und stürmischen Regenfällen begonnen und in der zweiten Woche des Monats die Stadt mit einem Hauch von Frost überzogen, der vom Meer kam und sich in jedem Winkel der Stadt festzusetzen schien.
    Der Winter hatte Einzug gehalten, aber Antonio war nicht wieder aufgetaucht, obwohl Laura sich ausgerechnet hatte, dass er rein theoretisch sein Ziel erreicht und schon wieder zurückgekommen sein könnte. Doch kannte sie die Unwägbarkeiten und Gefahren einer so weiten Reise? Überall lauerten Wegelagerer oder bewaffnete Diebesbanden, und in letzter Zeit wurde auch viel vom Krieg geredet. Die Einzelheiten über die unselige Liga von Cambrai hatten sich herumgesprochen, und täglich entstanden neue Gerüchte über vorrückende Truppen. Tatsache war, dass die Serenissima fieberhaft mobilmachte. Auf dem Balkan und an der Levante wurden Söldnertruppen ausgehoben und zu den Landesgrenzen beordert, und im Arsenal wurden täglich Schiffe mit neuen Kanonen bestückt.
    Die Menschen in Venedig stürzten sich in den Karneval wie jedes Jahr, doch schien den allgemeinen Ausschweifungen diesmal etwas Verzweifeltes anzuhaften, das sie wilder und unberechenbarer erscheinen ließ als in den meisten Jahren zuvor. Auf den Straßen und Plätzen herrschte nicht nur allenthalben trunkene Ausgelassenheit, sondern es kam bisweilen auch zu exzessiven Ausschreitungen, jenseits von Anstand und Moral.
    Laura zog ihren Umhang fester um die Schultern, glättete die Falten im Stoff und rückte ihre Haube zurecht. Sie hatte nicht vor, in Erscheinung zu treten, doch das Bedürfnis, sich ihres gepflegten Äußeren zu vergewissern, war beim Anblick von so viel Prunk nicht zu unterdrücken.
    Sie wies den Gondoliere an, das Boot an den Kai zu lenken.
    »Haltet einfach einen Augenblick hier an«, bat sie. Sie blieb auf der Bank sitzen und starrte aus dem Schutz der Felze den Palazzo an. Trotz der Dunkelheit konnte sie alles gut erkennen. Es hieß, der berühmte Baumeister Codussi habe den Palazzo erbaut, und tatsächlich zeugte jedes Detail vom Stil des genialen Architekten.
    Es war nicht schwer gewesen, herauszufinden, wo Angelica Querini lebte, sowie noch einiges andere mehr. Monna Angelica war die Gattin des einflussreichen Marcello Querini, eines ehemaligen Zehnerrates, der später zum Savio del Collegio und Prokurator von San Marco aufgestiegen war und damit zu einem der mächtigsten Männer des Großen Rates. Er entstammte einer der ältesten Adelsfamilien der Stadt und war der Hauptinhaber einer großen Compagnia, die in aller Welt Handel trieb. Früher hatte Marcello Querini viele Jahre als Gesandter in anderen Staaten verbracht. Er war in Florenz und Rom ebenso akkreditiert gewesen wie in Mailand, Neapel oder Genua, bevor er seine politische Laufbahn in seiner Heimatstadt fortgesetzt und dort in die höchsten Ämter aufgestiegen war.
    Seine Frau Angelica, von der es hieß, sie sei Lauras Tante, stammte aus Neapel. Sie war die Tochter eines dort ansässigen Grafen, der inzwischen verstorben war.
    Elternglück war ihr allerdings nicht beschieden. Monna Angelica hatte keine Kinder gebären können. Ihr Mann Marcello Querini hatte jedoch einen unehelichen Sohn, Zuane. Er war zwanzig Jahre alt und der besondere Liebling seines Vaters, der ihn mit allen Würden eines legitimen Nachkommen ausgestattet und in seinen Haushalt aufgenommen hatte. Niemand, so hieß es, hatte Zuane je spüren lassen, dass er ein Bastard war, ohne Ansprüche in der Erbfolge und ohne Anrecht auf Titel und Namen.
    All das hatten Mansuetta, Isacco und sie selbst herausgefunden, indem sie sich beiläufig auf den Märkten von San Marco sowie auf der Piazza umgehört hatten. Die

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