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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Stolz und ihr Hab und Gut.«
    »Aber ...« Laura brach ab. Sie konnte nicht von ihm verlangen, dass er in das Geschehen eingriff. Er war allein, während der venezianische Trupp aus mindestens zehn Männern bestand. Außerdem drängte die Zeit. Sie wollte keinen weiteren Augenblick verlieren.
    Geduckt rannten sie weiter durch den strömenden Regen, immer wieder in Hauseingängen und unter Torbögen Schutz suchend, wenn Soldaten näher kamen.
    Weitere Truppen waren in die Stadt eingedrungen; vermutlich hatten Torwächter mit ihnen gemeinsame Sache gemacht, sonst wäre der nächtliche Überfall nicht so reibungslos vonstatten gegangen. Die Mauern von Padua galten weithin als unüberwindlich.
    Die Gefolgsleute des Kaisers waren aus ihren Quartieren gerufen worden, und überall kämpften nun im Licht von Laternen Soldaten. Schwerter trafen funkensprühend aufeinander, Arkebusen krachten, Häuser brannten. Schreiende Menschen liefen durch die Straßen und kauerten sich unter Gebäudevorsprünge, unbewaffnet und vor Angst wie von Sinnen.
    Die Plündereien gingen unterdessen weiter, und Laura begriff, dass sie vorhin keine zufällige Entgleisung marodierungswütiger Söldner beobachtet hatte, sondern dass die Übergriffe planmäßig erfolgten. Es traf hauptsächlich die Paläste der Reichen. Offenbar war dies die Rache an den illoyalen Adligen, die nach der Schlacht von Agnadello den feindlichen Truppen freiwillig die Tore von Padua geöffnet hatten. Eine rücksichtslose Demonstration der Serenissima, dass man sich ihrer Herrschaft nicht ungestraft entzog.
    Auf den Plätzen rund um den Palazzo della Ragione wurde gekämpft, wobei bereits jetzt zu sehen war, dass die Angreifer weit in der Überzahl waren. Fackeln und Laternen verloschen im Regen, doch es wurden stetig neue angezündet und entlang der Hauswände angebracht. Überall sah man flüchtende Soldaten der Besetzer, die angesichts des übermächtigen Gegners das Feld räumten.
    An der Abbiegung der letzten Gasse lag eine Tote, rücklings ausgestreckt, die Beine inmitten der zerrissenen, blutigen Röcke weit gespreizt, die Augen offen im niederrauschenden Regen. Laura musste allen Mut zusammennehmen, um näher zu treten. Gern hätte sie einen anderen Weg genommen, doch sie musste hier vorbei, um zu Monna Josefas Haus zu gelangen, bis zu dem es nur noch ein paar Schritte waren.
    »Seht nicht hin, Madonna«, befahl Orso ihr.
    Sie wollte ihm gehorchen, doch in seiner Stimme lag ein Unterton von Entsetzen, der sie alarmierte. Sie fuhr zu der liegenden Gestalt herum und schrie auf, als sie das blonde Haar der Frau sah.
    »Veronica!« Mit zwei Schritten war sie bei ihr, doch sie erkannte sofort, dass hier niemand mehr helfen konnte. Jemand hatte Veronica die Kehle durchgeschnitten. Vorher war sie vergewaltigt worden, dem vielen Blut zufolge nicht nur einmal.
    »O Gott!«, schrie Laura. »Bitte nicht! Bitte, bitte nicht!«
    Benommen kniete Laura auf dem Pflaster neben der Toten.
    Das Leben ist schön, und so wie es ist, könnte es für immer bleiben. Wenn alles so ist wie jetzt, wäre ich gern unsterblich ...
    Orso fasste nach ihrer Schulter. »Lasst sie. Ihr könnt nichts mehr für sie tun. Kommt, schaut nicht mehr hin!« Er zog sie hoch und drückte sie an sich. Das Gesicht an seiner Brust verborgen taumelte sie weiter, bis sie Monna Josefas Haus erreichten.
    Dort stieß Orso sie von sich, so heftig, dass sie hinfiel. Einen Moment blieb sie betäubt in der Pfütze liegen, in die sie gefallen war. Gegen den Regen blinzelnd sah sie, dass die Pforte weit offen stand. Im Licht einer Stundenkerze, die im Vestibül brannte, sah sie auf- und niederwogende Schatten, die sie erst beim zweiten Hinschauen als kämpfende Gestalten erkannte. Veronicas Mörder waren noch da!
    Orso hatte sich ihnen entgegengeworfen, um sie zu töten. Nach allen Seiten teilte er mit dem Schwert Hiebe aus und parierte die Angriffe der Plünderer. Mit sausendem Schwung hieb er einem von ihnen den Hals so weit durch, dass der Kopf haltlos zur Seite fiel und das Blut in hohem Bogen herausschoss. Dennoch trugen die Füße den Sterbenden noch aus dem Haus heraus auf den Vorplatz, wo er dicht vor Laura zusammenbrach. Schreiend fuhr sie zurück, als er in einem letzten Reflex nach ihr griff, bevor er sich nicht mehr rührte.
    Aus dem Salon kamen zwei weitere Männer ins Vestibül, wo der Kampf weitertobte, halb im Haus, halb draußen. Die Angreifer waren zu viert, Söldner der Venezianer, dem Aussehen nach von

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