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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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dass Ihr es nicht aus Ungezogenheit macht, sondern weil es Euch schmeckt.«
    Mansuetta verkniff sich ein Grinsen. Sie läutete nach der Magd, damit diese das Essen für das Hausgesinde und Raffaele auftragen konnte. Anschließend stattete sie dem Abtritt einen Besuch ab und ging dann durch die Hintertür hinaus in den Garten, um nach den Sträuchern zu sehen. In den letzten Tagen war es wärmer geworden, und sie meinte bereits, die ersten winzigen Blütenknospen erkennen zu können.
    Es war merkwürdig, in einem Haus zu leben, das früher das Zuhause ihrer leiblichen Mutter gewesen war. Die Wege des Herrn waren manchmal wirklich unerforschlich.
    Während Laura sich kaum hatte beruhigen können vor Begeisterung, an den Innenwänden des Anbaus die alten Fresken ihres Vaters weitgehend unbeschädigt wiederzufinden, hatte Mansuetta die Neuigkeit, dass dies früher Lauras Elternhaus gewesen war, mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Sie wusste so wenig über die Frau, die sie geboren hatte, und noch weniger über den Mann, der diese herrlichen Bilder gemalt hatte. Sie konnte nur rätseln, ob er auch ihr Vater gewesen war. Darüber hatte Crestina in ihrem Brief nichts geschrieben. Eingezogen waren die Monteverdis damals, als Laura noch ein Säugling gewesen war, immerhin so viel hatten sie bei Nachbarn in Erfahrung bringen können. Über Herkunft oder Vergangenheit der Monteverdis war hingegen nichts bekannt.
    Antonio hatte die Nachricht, dass Laura hier aufgewachsen war, mit demselben Erstaunen aufgenommen wie alle anderen. Er hatte eine Weile deswegen gegrübelt, jedoch nicht darüber gesprochen.
    Es hatte dann noch eine kurze Debatte darüber gegeben, wo die Familie ihre Wohnräume beziehen würde. Laura hatte den Wunsch geäußert, in dem Löwenzimmer zu schlafen. Doch allzu nachdrücklich hatte sie nicht darauf bestanden, und schließlich hatte sie sich Antonio gefügt, der dagegen war. Er meinte, er hätte keinen Palazzo gekauft, um die Dame des Hauses in einem Anbau einzuquartieren. Der sei für das Gesinde gedacht. Mansuetta war über die Entscheidung insgeheim erleichtert, denn im Haupthaus war nicht nur die Treppe breiter, sondern auch der Abtritt komfortabler und die Küche größer und besser eingerichtet. Auch die Kammern waren geräumiger.
    Mansuetta liebte den Palazzo. Er war ein solides, mit allen Bequemlichkeiten ausgestattetes Haus, weit schöner als alles, was sie sich je in ihren Träumen hatte vorstellen können.
    Sie öffnete die landseitige Pforte und humpelte über die Gasse weiter zur Fondamenta, wo sie stehen blieb, um den Fortgang der Arbeiten an der Fassade zu begutachten. Ein viel gefragter Freskenmaler war damit beauftragt worden, die hässlichen Bilder umzugestalten. Sein Name war Tiziano Vecellio, der junge Mann, mit dem Veronica befreundet gewesen war. Es hieß allgemein, ihm sei eine große Zukunft als Künstler beschieden.
    Er hatte beschlossen, zunächst den alten Putz abzuschlagen, weil er nicht riskieren wollte, dass sich die neue Schicht vom Untergrund ablöste. Den letzten Freskenputz hatte er als unzulänglich bemängelt, und tatsächlich waren schon hier und da Flächen abgeplatzt.
    Beim Abtragen des Putzes waren Teile der früheren Malereien zum Vorschein gekommen, und hin und wieder war von Tiziano ein überraschter und begeisterter Ausruf zu hören, gefolgt von Seufzern des Bedauerns, weil die Kunst des Guido Monteverdi nur noch in Bruchstücken erhalten war.
    Tiziano stand auf dem Gerüst und hieb mit Hammer und Meißel den Putz herunter.
    »Hätte man mich nur gleich nach diesem vermaledeiten Brand gerufen«, sagte er, als er merkte, dass Mansuetta unten stand und durch ihre Brille zu ihm hochschaute. »Dann hätte man den Ruß entfernen und wenigstens noch einen Teil der Fresken retten können. Der Stümper, der sich daran vergriffen hat, gehört in den Kanal geworfen. Zum Glück sind die Innenmalereien in dem Anbau noch erhalten, wenngleich sie dort herzlich wenig nützen, weil sie kaum jemand sieht.«
    »Meine Schwester geht oft hinein und schaut sie sich an.«
    Tiziano ließ den Meißel sinken. »Die schöne Monna Laura! Wie geht es ihr? Wann kehren sie und ihr Gatte von ihren Reisen zurück?«
    »Letzte Woche kam ein Brief. Ich soll Euch übrigens recht herzlich grüßen.«
    Der Maler strahlte. Seine Schwärmerei für Laura konnte niemandem entgehen, doch seine Verehrung entsprang eher der Sicht des Künstlers als der des Mannes. Er wollte Laura immer noch malen und

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