Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman
es sogar. Und zwar ausdrücklich. Mit den Geldern baut er die heiligste Kirche der Christenheit, den Petersdom in Rom.«
Sie konnte Antonios Worten schlecht widersprechen, ohne dass es wie Häresie klang, aber ihr Inneres wehrte sich gegen die Vorstellung, dass dieser Handel rechtens war. Im Grunde war es sogar noch schlimmer als die Geschäfte mit den Reliquien.
»Es ist ein Ausverkauf der Sakramente!«, sagte sie kategorisch, während sie das Kleid auszog und auf einen Schemel warf. »Womöglich sogar noch gegen gestaffelte Gebühren, wie bei den Geldkrämern«, setzte sie erbittert hinzu.
»Damit ist zu rechnen«, stimmte Antonio zu. Er zog sich die Stiefel von den Füßen und lächelte Laura dabei bedauernd an.
Ihre Wut kochte über, und sie hieb mit der Faust gegen den Bettpfosten. »Gegen dieses Verhökern göttlicher Gnade sollten alle Gläubigen sich wehren, statt auch noch Geld dafür hinauszuwerfen!«
Antonio musterte sie neugierig, während er seine Stiefel auf die Dielenbretter poltern ließ. »Hättest du denn Geld dafür ausgegeben?«, fragte er.
Sie wollte das entrüstet von sich weisen, doch dann erkannte sie den Hintersinn der Frage und nahm sich Zeit zum Nachdenken. Zweifelnd rieb sie ihre von dem Schlag schmerzende Hand und zerrte dann am Saum ihres Hemdes, als könne sie dem Leinen die Antwort auf die Gewissensfrage entreißen. Zu ihrer Beschämung musste sie sich eingestehen, dass es durchaus Zeiten gegeben hatte, da sie über einen Ablassbrief glücklich gewesen wäre und ihn gern auch teuer bezahlt hätte. Wäre es damals möglich gewesen, in jeder Kirche welche zu kaufen, wie es für die Zukunft zweifellos den geschäftstüchtigen Deutschen, mit denen Antonio noch konferieren wollte, vorschwebte – sie hätte nicht gezögert, ein solches Papier zu erwerben. Ob Gottes Vergebung nun aus dem Mund eines Priesters oder von seinem Schriftzug auf einem Stück Papier stammte – letztlich war es die Willensäußerung des Geistlichen, die den Akt des Absolvire ausmachte.
»Du magst es für ehrbar halten. Aber ich sage dir, es ist ...« Sie suchte nach Worten.
»Unlauter?« schlug Antonio vor, während er Wams und Beinkleider auszog. »Oder vielleicht einfach nur skrupellos und gewinnsüchtig?« Er hob die Schultern. »Nun, noch ist es nicht so weit, und bis Albrecht von Brandenburg seine Pfründen unter sich hat und das Geschäft richtig in Gang kommt, mag es durchaus noch ein paar Jahre dauern.«
»Aber es wird geschehen«, versetzte sie grollend. »Du wirst dich bei Hofe mit ihm und diesem von Wessel treffen und alles aushandeln, was zu tun ist, um es in Schwung zu bringen.«
»Ja«, räumte er ein. »Wenn wir es nicht täten, würden andere es machen. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Nicht heute und nicht morgen, aber in absehbarer Zeit. Der Ablasshandel wird – natürlich nach entsprechender Investition – eine sprudelnde Einnahmequelle sein. Es liegt auf der Hand, dass irgendwann jemand das Potenzial darin erkennen würde. Wem es zuerst einfiel, spielt keine Rolle.«
»Ich finde es nicht richtig«, erklärte Laura erbittert.
»Fändest du es richtig, wenn jemand anderer das Geschäft macht?«
Sie zuckte die Achseln. »Mag es tun, wer will, nur nicht du.«
»Ich fürchtete schon, dass du so was sagen würdest.« Er grinste. »Und ich habe es in meine Pläne einbezogen.«
»Was?« Sie bedachte ihn mit einem irritierten Blick.
»Nun, ich will investieren, aber nicht allein verdienen.«
»Wer denn noch? Querini?«
»Nein«, sagte Antonio entschieden. »Der nicht. Carlo. Es soll sein Geschäft werden. Ich habe beschlossen, ihm den Einstieg in diesen lukrativen Handel zu ermöglichen. Er ist ein begabter Kaufmann und hat schon das eine oder andere gute Geschäft gemacht.«
»Carlo?«, vergewisserte Laura sich verdattert. »Wie kommst du ausgerechnet auf ihn?«
»Weil er es verdient. Es reicht nicht, dass ich ihn von Cattaneo weggeholt habe. Er muss sich auch einen eigenen Schutz aufbauen können, und das geht am besten, wenn er reich ist.« Antonio lächelte ein wenig schief. »Außerdem kann er mir dann das Geld zurückzahlen, mit dem ich ihn freigekauft habe. Es war ziemlich viel.«
Laura nickte langsam. »Ich dachte mir, dass du nicht aus reiner Selbstlosigkeit handelst.« Fragend blickte sie ihn an. »Du sagst, er hat schon das eine oder andere gute Geschäft gemacht. Woher hatte er das Geld dafür? Von dir?«
Antonio schüttelte den Kopf. »Angefangen hat
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