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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Narben, sog seinen Atem ein und küsste ihn erneut, diesmal auf die Lippen.
    Mehr brauchte er nicht an Aufforderung, um sie in seine Arme zu ziehen und sie mit einem wilden Kuss fast zu ersticken. Seine Hände zitterten nun nicht länger, sie fanden zielsicher den Weg über ihren Körper.
    »Ich liebe dich«, murmelte sie.
    Kaum, dass sie es ausgesprochen hatte, überlegte sie, ob sie es ihm nicht zu häufig sagte. Doch das Gefühl war stärker als ihre Vernunft, und es war gar so köstlich. Ihr Inneres quoll über davon, sie konnte daher nicht anders, als es in Worte zu fassen. Manchmal trieb sie die Sorge um, dass sie allzu leichtfertig ihre Gedanken offenbarte und ihm ihr Herz zeigte, während es ihm womöglich nur um die Lust ging. Doch dann schaute sie in seine Augen und erkannte dort jedes Mal dieselbe Sehnsucht und Hingabe, die sie selbst spürte.
    Er für seinen Teil hegte, wie sie wusste, ähnliche Zweifel: Sie hatte bemerkt, dass er versuchte, sie mindestens so oft den ersten Schritt tun zu lassen wie er selbst, vermutlich, weil er fürchtete, sie mit seinem häufigen Drang nach fleischlicher Vereinigung zu verschrecken. Sie hätte ihm sagen können, dass ihre Lust sich stets an der seinen entzündete und oft genug auch schon vorher erwachte. Dazu reichte ein bestimmter Blick, den er ihr zuwarf, oder eine flüchtige Berührung, oder auch einfach nur das schlichte Wissen, wie er unter seinen Kleidern aussah. Es schien ihr immer noch unbegreiflich, sie sehr es ihr gefiel, mit den Fingerspitzen über seine nackte Haut zu fahren, die Formen und die Festigkeit seiner mächtigen Muskeln zu ertasten und das sanfte Kratzen von Behaarung unter ihren Handflächen zu spüren.
    Er drehte sich mit ihr im Bett herum, damit sie auf ihm zu liegen kam, und sie fühlte sich in seinen Armen, als wöge sie nicht mehr als eine Feder. Er war viel größer als sie und über alle Maßen stark, doch er hatte seine Kraft stets unter Kontrolle, wenn es um sie ging, auch in Momenten, in denen die Lust ihn scheinbar in Raserei versetzte.
    Sie drängte sich an ihn und presste ihre Nase in die Höhlung seiner Achsel, inhalierte die moschusartige Ausdünstung seines Körpers, um sich auf diese Weise an ihm und an ihrer eigenen Leidenschaft zu berauschen.
    Er spreizte ihre Beine und wollte in sie eindringen, aber von Neugier und vorwitzigem Verlangen getrieben, schob sie ihn auf Armeslänge zurück. »Warte!«
    »Worauf?«, stieß er hervor, außer sich vor Lust. Er schluckte hart. »Ich liebe dich!«
    Sie unterdrückte ein Kichern. »Ich weiß.« Rasch drehte sie sich um und präsentierte ihm ihre nackte Kehrseite. Erwartungsvoll schaute sie ihn über die Schulter hinweg an.
    Sie sah, dass er heftig einatmete und sich dann mit der Zunge über die Lippen fuhr.
    »Mach schon«, forderte sie ihn auf.
    »Aber ... ich meine ...«
    »Ich weiß«, sagte sie ungeduldig. »Die Tiere paaren sich so. Oder die Huren mit ihren Freiern. Aber es steht nirgends geschrieben, dass es Sünde ist, und ich will es ausprobieren. Du nicht?«
    Mit entschlossenem Griff umfasste er ihre Hüften. Natürlich wollte er es auch.
    Der jüdische Arzt arbeitete im Ospedale di San Lorenzo, ein Spital, das teils vom gleichnamigen, nahe gelegenen Frauenkloster und teilweise von der Scuola dei Calegheri unterhalten wurde. Mansuetta befahl Oratio, vor dem Gebäude auf sie zu warten. Seine vernarbte Oberlippe spannte sich, als er sie anlächelte und sogleich seinen Posten einnahm. Zwischen seinen Zähnen klebten immer noch die Reste des Honigkuchens, den sie ihm und seinem Bruder Tomàso vor ihrem Aufbruch zugesteckt hatte. Amüsiert dachte sie bei diesem Anblick, dass die Zwillinge ihr wohl buchstäblich aus der Hand fraßen. Die beiden gingen sogar neuerdings an den Sonntagen mit zur Kirche. Anscheinend war es leichter, sie mit gutem Essen und sauberen Betten zu einer gottgefälligen Lebensweise zu bewegen als mit Ermahnungen oder tadelnden Worten.
    Als Begleiter während der alltäglichen Besorgungen waren sie zudem durchaus nicht unangenehm, denn sie hielten immer den Mund, es sei denn, man forderte sie ausdrücklich zum Reden auf.
    Bei diesem Gedanken kam ihr Isacco in den Sinn, der, wenn er mit ihnen unterwegs gewesen war, zeitlebens nie mit Ermahnungen gegeizt hatte, sei es nun Laura oder Matteo oder ihr selbst gegenüber.
    Unwillkürlich erinnerte sie sich an den gemeinsamen Unterricht in ihren Jugendjahren und daran, wie sehr es sie damals danach verlangt hatte, ihm

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