Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman
nicht. Aber Giacomo Cattaneo. In allen schmutzigen Einzelheiten.« Sie hustete, bevor sie mühsam fortfuhr: »Es war eine Art Schelmerei, die Giacomo und Arcanzola sich ausgedacht hatten.«
»Als Schelmerei würde ich das nicht gerade bezeichnen.«
»Ich auch nicht, aber Giacomo. Es ist ganz die Art von Scherzen, die er immer schon gerne ausgeheckt hat. Diese Zusammenkunft zwischen den Geschwistern Querini hat er ersonnen, gemeinsam mit seiner Schwester, der Nonne.« Abermals hustete sie, und diesmal erschienen zu Antonios Schrecken Bluttröpfchen auf ihren Lippen. »Himmel, ist mir heiß«, stöhnte sie. »Und noch nie war ich so schwach!«
»Sicher kommt die Magd bald mit dem Arzt, der wird dir eine Medizin verordnen. Ich kann auch Laura bitten, dir etwas zu schicken. Sie kennt die besten Arzneien.«
»Daran zweifle ich nicht«, brachte Valeria unter Mühen heraus. »Sie hatte schon immer für alle Leiden die passenden Heilmittel. Vor allem für deine, nicht wahr? Meine waren ja nicht gut genug. Nicht für dich.«
»Valeria, ich bin nicht gekommen, um mit dir über alte Angelegenheiten zu streiten. Das mit uns – es war nie wirklich etwas, bis auf dieses eine Mal, und da war ich furchtbar betrunken.«
»Aber du erinnerst dich doch daran, oder?«
Er merkte, wie er errötete. »Wie sollte ich nicht? Es war mein allererstes Mal.«
»Gut.« Sie hustete, und diesmal klang es noch zäher und qualvoller als zuvor, und Antonio fragte sich besorgt, ob es wohl noch lange dauern würde, bis der Arzt käme.
»Du wolltest erzählen, was Cattaneo und Arcanzola sich ausgedacht haben«, sagte er.
»Richtig«, murmelte sie. »Die beiden scheußlichsten Menschen, die Venedig je hervorgebracht hat. Und ich kenne einige, das kannst du mir glauben.« Sie schüttelte den Kopf. »Unfassbar, dass ich einst glaubte, ihn zu lieben.«
»Sprich weiter.«
»Es war an einem Karnevalsmontag vor mehr als zwei Jahrzehnten. Giacomo hielt es für eine gute Idee, seinem Vetter Marcello einen Streich zu spielen. Jedenfalls erzählte er mir, es sei ein Streich gewesen, und vielleicht glaubte er es sogar selbst.« Valerias Worte kamen leise und abgehackt; das Sprechen fiel ihr schwer. Aber um nichts in der Welt hätte Antonio sie aufgefordert, zu schweigen, um ihre Kräfte zu schonen. Er war gekommen, um Wahrheiten zu erfahren, und Valeria konnte sie ihm offenbaren.
»Giacomo und Arcanzola brachten Eugenia und Marcello auf einer wüsten Kostümfeier zusammen, die sie in Giacomos Haus abhielten. Sie waren alle maskiert, keiner kannte den anderen, und es wurde reichlich getrunken. Eugenia war achtzehn und seit über zehn Jahren im Kloster, gemeinsam mit Arcanzola. Die Feier, zu der Arcanzola sie hinausgeschmuggelt hatte, war eine der seltenen Gelegenheiten, etwas anderes zu tun, als zu beten und sich in der Zelle zu langweilen. Marcello hatte Eugenia seit langem nicht gesehen, zumal er die meiste Zeit im Ausland war. Es war in dieser Familie so wie in den meisten anderen auch: Die Mädchen werden in jungen Jahren ins Kloster gesteckt und dann schnellstmöglich vergessen. Man zahlt eine Menge Geld, damit sie dort versorgt werden, bis sie irgendwann in Würde und Frömmigkeit sterben. Die wenigsten von ihnen werden gefragt, ob sie lieber ein anderes Leben hätten. Sie haben kein Mitspracherecht. Die Feier war für Eugenia folglich ein Riesenspaß, und den nutzte sie aus. Sie glaubte, sie hätte einen besonders liebenswürdigen Galan für eine Nacht geangelt und war glücklich. Marcello wiederum hatte einen über den Durst getrunken, er dachte sich nicht viel dabei. Er hielt sie für ein nettes, leichtes Mädchen.«
»Du meinst, sie ahnten beide nicht, wer der andere war? Sie erkannten einander hinter den Masken nicht?«
Valeria schüttelte matt den Kopf. »Erst, als es zu spät war. Giacomo behauptete in aller Scheinheiligkeit, er hätte nicht gewusst, dass Eugenia Marcellos Schwester sei, da es ihm niemand gesagt habe. Arcanzola wiederum erklärte, Marcello unter seiner Maskerade nicht erkannt zu haben. Böser Wille war ihnen nicht zu beweisen, im Gegenteil: Beide müssen sie äußerst glaubwürdig gewirkt haben. Giacomo lachte sich immer noch ins Fäustchen, als er mir davon erzählte.«
»Vermutlich bis zu dem Tag, als du Marcello Querini die Wahrheit über das Komplott erzähltest, nachdem Cattaneo damit vor dir angegeben hatte.«
»So ist es«, stimmte Valeria zu.
»Warum hast du mir nie davon erzählt?«
Sie zuckte nur die
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