Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman
bei dir, Laura.«
Sie versank in einem weichen See, der nach frisch geplättetem Leinen und Kräutern duftete.
»Geh wieder runter, Mansuetta. Ich bin sicher, dass sie die Halsbräune hat.«
»Sie? Wieso sie?« Ein kurzes Schweigen, währenddessen sich Hände an ihrem Wams und ihren Beinlingen zu schaffen machten.
»Allmächtiger«, hörte sie Mansuetta sagen.
»Geh runter, hab ich gesagt. Setz Wasser auf. Rasch.«
Laura hörte Schritte, die sich entfernten. Sie meinte, durch ihre geschlossenen Lider das Flackern einer Kerze wahrzunehmen, doch sie wusste, dass sie in die Dunkelheit blicken würde, sobald sie versuchte, die Augen zu öffnen. Sie war dem Abgrund ganz nah, nur ein paar Atemzüge trennten sie vom Nichts.
Sie hatte niemandem helfen können, ihrem Bruder nicht und auch nicht dem Freund, der dazu beigetragen hatte, dass sie in ihrem neuen Leben hatte Fuß fassen können. Er hatte nichts weiter getan als sie das Stehlen zu lehren, dafür gebührte ihm weder Ehre noch Dank, aber im entscheidenden Moment hatte er sie vor dem schlimmsten Feind bewahrt und dafür seine eigene Freiheit hingegeben.
Die Schwärze flutete von allen Seiten auf sie zu, und ihr letzter Gedanke, bevor sie in die dunkle Tiefe gezogen wurde, galt Antonio. Sie würde ihn wiedersehen, das wusste sie, und da es nicht mehr in dieser Welt stattfinden konnte, musste es in der nächsten geschehen.
Auf bald, mein Freund, dachte sie. Sprich ein Gebet für unsere verlorenen Seelen!
Der Betthimmel war zurückgeschlagen, ebenso wie die seidenen Laken. Der Körper war den Blicken des Betrachters vollständig freigegeben. Die weiße Haut schimmerte perlengleich im Licht der Kerzen, die um das Bett herum brannten.
»Geh zu ihr«, sagte Cattaneo. »Stell dich nicht so an. Ich weiß doch genau, dass du es willst. Dass du es schon lange willst. Deine Blicke haben es mir verraten. Ich bin sehr gut darin, die Blicke von Menschen zu deuten. Und schon seit einer Weile sehe ich, dass du sie willst. Mehr als alles andere. Du wolltest sie von Anfang an, stimmt es nicht? Und jetzt kannst du sie haben, also worauf wartest du, Carlo?«
Seine Stimme war lockend und weich, und Carlo drehte es den Magen um, ihn so reden zu hören. Er sagte sich, dass er ihn töten würde, wenn er jetzt sein Messer hätte, und dass der richtige Moment schon kommen würde, sich dieses Mannes für alle Zeiten zu entledigen.
»Ich sehe, du bist immer noch böse auf mich«, sagte Cattaneo amüsiert. »Oder hasst du mich sogar?« Er lachte leise. »Ich kenne den Grund. Du trägst mir die blutige kleine Szene nach, und dabei ist es so lange her. Mir scheint nur, du verwechselst im Nachhinein die Verhältnisse, mein schwarzer Engel. Nicht ich war derjenige, der deinen Vater getötet hat, sondern die Gardisten. Genauer gesagt, jener eine, der sich besonders gut darauf verstand, den Speer zu werfen. Mag sein, dass ich ihm die Arbeit abgenommen hätte, wenn dein Vater nicht gar so beängstigend schnell mit dem Schwert gewesen wäre, das er erbeutet hatte. Ich bin gut mit dem Dolch, aber ich bin nicht lebensmüde.«
»Das sind nur Worte«, gab Carlo mit unverhohlener Verachtung zurück.
»Du kannst mir glauben«, beteuerte Cattaneo ihm entschieden. »Nicht ich habe deinen Vater getötet, mich trifft keine Schuld daran. Das Gegenteil ist wahr – er sollte mein Eigentum werden, ich habe dem Portugiesen sehr viel Geld dafür bezahlt, Geld, das er mir bis heute nicht zurückgegeben hat. Es war nur ein gerechter Ausgleich, dass der Sklavensohn den Sklavenvater ersetzt. Du bist groß wie ein Mann und in wenigen Jahren wirst du stark sein wie ein wilder Stier. Und ebenso brünstig. Dass deine Männlichkeit dem jetzt schon beinahe entspricht, unterliegt keinem Zweifel. Ah, wie viel Freude du schon in mein Leben gebracht hast!« Seine Stimme, die ganze Zeit von liebenswürdig singendem Tonfall, wurde hart, doch sie hatte einen beinahe verzweifelten Unterton. »Jetzt nimm sie, du Einfaltspinsel! Tu es! Es ist für sie die einzige Möglichkeit, der Strafe zu entgehen, und sie weiß es, deshalb wird sie sich nicht wehren, sondern Gefallen daran finden, so wie ich es ihr befohlen habe!«
Carlos Hände öffneten und schlossen sich, ihm war heiß, und sein Herz raste und stolperte in einem ungewohnten Rhythmus. Er starrte das Mädchen an, das mit lang ausgestreckten Gliedern auf dem Diwan lag, das Haar wie ein silberner Schleier halb unter Schultern und Armen ausgebreitet, das Gesicht
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