Die Landkarte des Himmels
zum Lager des Sterbenden zurück. Mit seinen starken Händen den Gegenstand knetend, den er vom Tisch genommen hatte, begann er, mit seinem Freund zu sprechen:
«Hören Sie, Charles. Ich muss Ihnen auch etwas sagen. In den drei Tagen, die wir uns nicht gesehen haben, ist einiges passiert. Während Sie in der Pyramide waren, war ich im Frauenlager … und habe Neuigkeiten. Große Neuigkeiten.»
«Derek …», versuchte Charles ihn mit versagender Stimme zu unterbrechen.
«Nein, mein Freund. Sparen Sie Ihre Kräfte und hören Sie mir zu», befahl der Hauptmann mit fester Stimme. «Im Lager sind neue Frauen eingetroffen, sie kommen vom Kontinent. Ich habe mit einer von ihnen sprechen können, Charles. Sie hat mir erzählt, dass die Marsmenschen dort Schwierigkeiten haben, große Schwierigkeiten. In Deutschland, in Italien, in Frankreich und einigen anderen Ländern haben sich Widerstandsgruppen gebildet. Überall ist von einer geheimnisvollen Armee die Rede, die über mächtige Waffen verfügen soll. Ja, Charles; Waffen, wie man sie vor der Ankunft der Marsmenschen noch nie gesehen hat, die denen der Invasoren fast ebenbürtig sein sollen. Diese Widerstandsarmee überfällt ein Lager nach dem anderen. Sie befreien die Gefangenen, geben ihnen Waffen, bilden sie aus … Diese Armee wird immer größer und mächtiger. Es heißt, sie sei auf dem Sprung nach England. Und wissen Sie was, mein Freund? Es heißt, die Armee suche ihren Anführer, sie wolle ihn befreien … sie sei deswegen aus der Zukunft gekommen.»
«Aus der Zukunft? O mein Gott, Hauptmann … Aber wie ist das möglich?» Charles brachte die Worte kaum über die Lippen, weil er fürchtete, das Wunder könne dann wie eine Seifenblase platzen und die Freude, die ihn erfüllte und seinen Schmerz fortzuschwemmen begann, sich in Nichts auflösen.
«Ich weiß es nicht, Charles. Dasselbe frage ich mich auch.» Shackleton lachte, während seine Hände weiterkneteten. «Aber es sind meine Männer, Charles. Sie sind gekommen, um mich zu retten, uns zu retten. Ich weiß nicht, wie sie erfahren haben, was in der Vergangenheit gerade passiert … Aber, wie ich Ihnen bereits gesagt habe, gibt es in der Zukunft viele Möglichkeiten, durch die Zeit zu reisen; dazu braucht es keine
Cronotilus
. Vielleicht haben andere Zeitreisende den Beginn der Marsinvasion erlebt und sind in die Zukunft zurückgekehrt, um Alarm zu schlagen …»
«Wenn das so ist», flüsterte Charles, alle Kraft aufbietend, damit der Hauptmann ihn verstand, «warum haben sie dann so lange gewartet? Und warum sind sie auf dem Kontinent gelandet, anstatt hier …?»
Shackleton antwortete nicht gleich.
«Keine Ahnung, mein Freund», sagte er dann und legte lodernden Grimm in seine Stimme. «Aber ich schwöre Ihnen, dass ich das meine tapferen Soldaten als Erstes fragen werde, wenn ich sie sehe. Darauf können Sie Gift nehmen, Charles. ‹Darf man erfahren, was ihr gemacht habt, während euer Hauptmann in diesem Lager verrottet, ihr irischen Dummköpfe, ihr Bastarde einer läufigen Hündin?›, werde ich zu ihnen sagen. ‹Hab ihr es mit euren Schafen getrieben oder mit euren eigenen Müttern? Habt ihr geglaubt, wir hätten hier unseren Spaß, oder was?› Ja, das werde ich ihnen sagen. Ich höre schon, wie sie sich darüber totlachen werden.» Der Hautmann ließ ein dröhnendes Gelächter hören, während Charles merkte, wie sich seine Lippen zu einem Lächeln in die Breite zogen und sein Säuglingszahnfleisch entblößten, als er die unfassbare Neuigkeit allmählich zu glauben begann.
«Sind Sie auch ganz sicher, mein Freund?», fragte er. «Glauben Sie diesen Frauen?»
«Natürlich, Charles. Hier, fühlen Sie mal …», erwiderte Shackleton und legte die Hände seines Freundes um den Gegenstand, den er die ganze Zeit bearbeitet hatte. Charles betastete ihn. «Eine der Frauen aus dem Frauenlager hat ihn mir gegeben. Es ist ein Gegenstand aus meiner Zeit, ein … Nun, wir nennen ihn einen
Sucher
. Ich wusste, was es war, sobald ich ihn in Händen hielt.»
«Und was ist das?», fragte Charles mit kaum hörbarer Stimme.
«Wir benutzen ihn, um nach einer Schlacht zwischen den Trümmern nach Überlebenden zu suchen. Jeder von uns trägt so einen bei sich. Ich habe meinen abgelegt, bevor ich hierher gereist bin, um keinen Argwohn zu erregen. Aber jetzt habe ich wieder einen, dank dieser tapferen Frau. Viele von denen, die aus den Lagern entkommen sind, haben sich wieder einfangen lassen,
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