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Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Titel: Die Lange Erde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Stephen Baxter
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letzten Jahren war das Reisen wesentlich interessanter geworden. Alle legten ihre weiten geografischen Reisen auf der Datum mit ihren ausgebauten Transportnetzen zurück. Ein Wechsler konnte einen tausend Wechselwelten weit bringen, aber entfernungstechnisch kam man damit keinen Schritt weiter. Deshalb war die Personenbeförderung zu einem der wenigen boomenden Industriezweige in der einknickenden Wirtschaft nach dem Wechseltag geworden. Eigentlich war die Datum-Erde eine Art Verkehrsknoten für die Lange Erde geworden.
    Dabei wusste man nie, wem man am nächsten Bahnhof so alles begegnete.
    Knorrige Pioniere, die zurückkamen, um einen neuen Satz Bronzewerkzeuge zu kaufen und sich die Zähne richten zu lassen. Hightech-Hippies, die Ziegenkäse gegen Euterentzündungscreme tauschten. Einmal sahen sie eine Frau, die wie Pocahontas gekleidet war und glückselig ein weißes Hochzeitskleid in einer Zellophanhülle an sich drückte. Allein ihr Lächeln erzählte eine ganze Kurzgeschichte. Leute mit neuen Lebensentwürfen mischten sich auf der Datum kunterbunt durcheinander, zumindest für die Dauer ihrer Reisen.
    Jack und Tilda hatten beschlossen, den Mädchen für die letzte Etappe nach Richmond einen Hubschrauberflug zu spendieren. Schon bald würden sie sich mit Ochsenkarren und Einbäumen fortbewegen; warum also sollten sie sich, solange es noch ging, nicht ein wenig an der Spitzentechnologie erfreuen?
    Abgesehen davon hatte es sie von der erschütternden Szene am Hubschrauberlandeplatz abgelenkt, wo sie sich von Rod verabschiedet hatten. Meryl, Tildas Schwester, war bereit, den Jungen zu sich zu nehmen, hielt aber mit ihrer Missbilligung über das Zerbrechen der Familie nicht hinterm Berg. Der erst dreizehnjährige Rod war käseweiß. Jack vermutete, dass alle erleichtert waren, als der Hubschrauber endlich abhob. Er sah das nach oben gerichtete kleine Gesicht, das kurz geschnittene rotblonde Haar, das dem seiner Mutter so ähnelte, dann waren sie unterwegs. Die Mädchen kreischten vor Vergnügen.
    Richmond West 10 verdiente sein Geld als Sammelpunkt für die Trecks, die wie Tildas Gesellschaft in die Wechselvarianten der östlichen Vereinigten Staaten aufbrechen wollten. Jack hatte keine Ahnung, was ihn dort erwartete.
    Dann stand er auf einer unbefestigten Straße inmitten einiger Straßenzüge, wo alle Häuser aus schweren Baumstämmen, Schindeln und Grassoden errichtet waren. Handgemalte Schilder verrieten ihm, dass zu den Gebäuden auf der Hauptstraße Kirchen, Banken, Gasthäuser und Hotels gehörten, dazu Läden, die Nahrungsmittel, Kleidung und anderes Lebensnotwendige für die Trecks anboten, die von hier aufbrachen. Von Masten und Dächern flatterte das Sternenbanner, dazwischen auch ein paar Südstaatenfahnen. Überall herrschte reger Betrieb. Manchen Leuten sah man die sauberen Neuankömmlinge sofort an: Sie trugen wie die Greens bunte Kunstfaserkleidung, während die meisten anderen in abgetragen aussehenden »Frontier«-Klamotten herumliefen: mehrfach geflickten Jacken und Hosen, sogar Mänteln und Umhängen aus handgenähtem Leder. Alles ein wenig wie ein Abklatsch früherer Zeiten, als das Datum-Richmond noch ein Handelsposten für Pelze, Tierhäute und Tabak am Rande eines leeren Kontinents gewesen war.
    Jack kam sich vor wie am Drehort eines altmodischen Western und fühlte sich völlig fehl am Platz. Er rieb sich den Magen, um die Wechselkrankheit zu vertreiben.
    Das Prairie Marble Inn war ein Gasthaus, das ganz offensichtlich nach dem benannt war, woraus es größtenteils erbaut worden war – »Präriemarmor«, also dicke Grassoden, die man anstelle von Steinen zwischen dem Fachwerk aufgeschichtet hatte. Der Gastraum war düster und feucht, aber sehr geräumig und mehr als gut gefüllt. Die Frau hinter dem Tresen sagte ihnen, dass sich die übrigen Teilnehmer ihres Trecks im »Tanzboden« versammelten, der sich als Scheune mit grob gezimmerter Holzeinrichtung auf einem Flickenteppich herausstellte. Es war schon ziemlich voll. An die hundert Leute, hauptsächlich Erwachsene, aber auch ein paar Kinder und Kleinkinder waren zu sehen. Ein Mann redete, ein polternder Bursche mit einer sehenswerten graublonden Mähne. Er hielt einen Vortrag über die Notwendigkeit von reihum ausgeübten Diensten. Ein paar Leute drehten sich zu den Neuankömmlingen um und musterten sie teils misstrauisch, teils mit verhaltenem Lächeln.
    Tilda lächelte zurück. »Mit den meisten dieser Leute habe ich online Kontakt

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