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Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Titel: Die Lange Erde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Stephen Baxter
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Konstrukt redeten, weil sich mit ihrer wissenschaftlichen Sprache zumindest ein stimmiges Bild entwerfen ließ. Lobsang hingegen glaubte mehr und mehr daran, dass seine Schlaumeier ganz und gar nicht im Bilde waren, dass sie sich womöglich sogar in der falschen Bildergalerie herumtrieben. Dass die Lange Erde möglicherweise etwas viel Seltsameres war. Er wusste es nicht, und er verabscheute zutiefst, irgendetwas nicht zu wissen. Er wusste, er würde sich an diesem Abend so lange Sorgen machen und nach draußen schauen, bis die Monde untergegangen waren, und dann würde er sich noch länger Sorgen machen, bis es wieder hell wurde und an der Zeit war, sich den Pflichten des Tages zu widmen, wozu in seinem Falle eindeutig gehörte … sich Sorgen zu machen.

24
    A m nächsten Tag erkundigte sich Joshua bei Lobsang fast schüchtern nach weiteren Informationen über natürliche Wechsler. Andere Menschen, die so waren wie er und seine Mutter. »Keine Legenden aus der Geschichte, sondern Beispiele von heute. Ich könnte mir denken, dass du sehr viel Material hast.«
    Also erzählte Lobsang Joshua die Geschichte von Jared Orgill, einem der ersten aktenkundig gewordenen natürlichen Wechsler.
    *
    Sie hatten bloß Schachtelmännchen gespielt, jedenfalls nannte man es so in Austin, Texas, obwohl die Kinder auf der ganzen Welt unabhängig voneinander unzählige Variationen des Spiels erfunden hatten. An jenem Tag war der zehnjährige Jared Orgill an der Reihe, das Schachtelmännchen zu spielen.
    Sie hatten auf der illegalen Müllkippe einen alten Kühlschrank gefunden, Jared und seine Freunde. Einen Riesenapparat aus rostfreiem Stahl, der einfach so zwischen dem anderen Schrott auf dem Rücken lag. »Sieht aus wie der Sarg von einem Roboter«, meinte Debbie Bates. Nachdem sie die Einlegeböden, Plastikschubfächer und so weiter herausgezogen hatten, war darin Platz genug, dass einer von ihnen hineinkriechen konnte.
    Niemand zwang Jared dazu, in den Kühlschrank zu steigen, auch wenn seine Eltern das hinterher lautstark behaupteten. Im Gegenteil, er hatte sogar darauf bestanden, dass er heute an der Reihe sei. Er gab Debbie sein Handy, denn man nahm natürlich nie ein Handy mit, klar, kletterte hinein und legte sich hin. Es war nicht bequem, da die Ausbuchtungen und Rillen des Kühlschranks ziemlich drückten, außerdem stank es nach irgendwelchen Chemikalien. Die große, schwere Tür schlug zu, der Himmel und die grinsenden Gesichter blieben draußen. Das machte ihm keine Angst, denn es würde ja nicht lange dauern. Eine Zeit lang hörte er dumpfe Schläge und Hämmern und Scheppern, als die anderen wie üblich einen Haufen anderen Müll auf den Kühlschrank luden, damit die Tür nicht mehr aufging.
    Einen Augenblick lang war nichts mehr zu hören, dann schepperte es wieder – und der Kühlschrank fing an zu wackeln. Den anderen Kindern war eine bessere Methode eingefallen, ihn darin einzusperren. Es dauerte nicht lange, bis sie sich abgesprochen hatten, dann stellten sie sich alle nebeneinander und ließen den schweren Kühlschrank immer heftiger hin- und herschaukeln. Der Schrank kippte um und fiel schließlich auf die Vorderseite, wodurch er die Tür mittels des eigenen Gewichts verschloss. Jared wurde in der Dunkelheit herumgewirbelt und landete mit dem Gesicht nach unten an der Tür … als er ein verdächtiges Knacken hörte. Sein Wechsler, den er am Gürtel trug, war bloß eine Plastikbox mit einem Haufen Bauteilen darin, die er mit einer Schnur am Gürtel festgebunden hatte. Das Ding war ziemlich zerbrechlich.
    Das Spiel bestand darin, dass er fünf oder auch zehn Minuten wartete, vielleicht sogar eine Stunde. Natürlich wusste er da drin nicht, wie viel Zeit vergangen war. Dann würde er nach West 1 oder Ost 1 wechseln, sich ein Stück vom Kühlschrank entfernen und wieder zurückwechseln. Simsalabim – schon war das Männchen wieder aus der Schachtel heraus.
    Aber er war auf seinen Wechsler gefallen.
    Vielleicht funktionierte er trotzdem noch. Er probierte es nicht aus, nicht gleich. Er wollte keinesfalls zu früh wieder auftauchen, dann hätten die anderen ihn für einen Angsthasen gehalten. Außerdem wollte er gar nicht wissen, ob der Wechsler kaputt war und er somit in der Falle saß.
    Er wusste nicht, wie lange er schon wartete. Die Luft wurde allmählich heiß und stickig. Vielleicht waren es zehn Minuten, vielleicht schon mehr.
    Er tastete nach dem Schiebeschalter auf dem Wechsler, machte die Augen zu und zog

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