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Die Lanze des Herrn

Die Lanze des Herrn

Titel: Die Lanze des Herrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaud Delalande
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war es zu spät. Der Neuankömmling setzte sich ihr gegenüber. Hier am Zugende waren sie vor unerwünschten Blicken bestens geschützt.
    Er zückte ein Schnappmesser und zog spöttisch die Augenbrauen hoch. Mit einem leisen Klicken blitzte die Klinge auf. Judith traten fast die Augen aus dem Kopf.
    Sie erstickte einen Schrei und sah in panischer Angst über die Schulter ihres Angreifers, als könnte sie Anselmo zu Hilfe rufen.
    Der Mann legte energisch eine Hand auf ihren Mund und lächelte immer breiter.
    »Ach ja! Ägypten. Ein Land der Überraschungen«, sagte er mit leichtem Akzent.
    ♦♦♦
    An die dreißig Personen hörten den Vortrag Professor Li-Wonks im Großen Saal, wie der unterirdische Raum des Labors am Sinai genannt wurde. Li-Wonk war einer der vier Leiter des Experiments. Seine ebenfalls anwesenden Kollegen waren der japanische Genetiker Yzamata, der italienische Professor Ferreri und der amerikanische Wissenschaftler John Sparsons.
    Sie saßen in einer Reihe nebeneinander.
    Professor Li-Wonk stand hinter einem improvisierten Rednerpult. Von Zeit zu Zeit hielt er inne und trank einen Schluck Wasser. Er war klein, sein Gesicht ausdruckslos, und doch wirkte er hinter seiner rechteckigen Brille irgendwie verschlagen. Mit seinem dicht auf den Schultern sitzenden Kopf erinnerte er an einen Laborfrosch. Ferreri war korpulent und trug einen Bart, sein krauses braunes Haar stand rechts und links der Schläfen vom Kopf ab. Der Fünfzigjährige hing lässig in seinem Sessel, der neben dem Koreaner stand. Der Japaner Yzamata hatte scharfe Gesichtszüge und war mit einem Meter neunzig auffallend groß. Sein Blick war starr und seine Lippen umspielte ein leicht arrogantes Lächeln. John Sparsons, der Jüngste des Führungsteams, war an die vierzig und trug ein T-Shirt mit der Aufschrift South Park. Er kaute so unauffällig wie möglich einen der Nikotinkaugummis, die er seit seiner Ankunft zu Dutzenden konsumierte. Ein Mikrodensitometer und mehrere Scanner zur Digitalisierung und Bearbeitung von Infrarot-Aufnahmen blinkten neben den Rechnern, die auf den weißen Tischen aufgereiht waren. Dahinter standen Drehstühle, auf denen gegenwärtig niemand saß. Die CCD-Kameras waren auf das Bett in der Nähe der medizinischen Apparate gerichtet.
    Die Lanze lag sicher in ihrem durchsichtigen Behälter.
    Außer ihrer Begeisterung für Genetik verband die anwesenden Forscher noch etwas anderes. Sie waren alle von der wissenschaftlichen Gemeinschaft mehr oder weniger geächtet worden. Professor Li-Wonk, weil er auf internationalen Kolloquien offen für das Klonen von Menschen plädiert hatte. Der Amerikaner Sparsons, weil er, ebenfalls um Menschen zu klonen, unter der Hand hohe Summen vom Budget seines Labors abgezweigt hatte. Professor Ferreri, weil er die Unwahrheit über die Fortschritte seiner Forschungen gesagt hatte. Yzamata, weil er schon drei Inseminationen vorgenommen hatte, die allerdings zu nichts geführt hatten. Er war aus seinem Land geflohen, um nicht im Gefängnis zu landen.
    Bevor die vier Wissenschaftler das lukrative Angebot von Axus Mundi angenommen hatten, gehörten sie zu verschiedenen Teams und waren manchmal auch Konkurrenten gewesen. Begonnen hatte der Koreaner in Frankreich. Mit seinem Kollegen Ferreri war er bei der Stiftung Bios in Jouyen-Josas gewesen, wo man auf einem siebzig Hektar großen Gelände biotechnologische Forschung betrieb. Er und der Italiener Ferreri hatten dort in einem vorwiegend europäischen Team als Molekularbiologen mit bekannten Wissenschaftlern der Virologie, Mikrobiologie, Physiologie und Genetik zusammengearbeitet. Das Kommissariat für Atomenergie, die Eliteschule École Polytechnique und das nationale Forschungszentrum für naturwissenschaftliche Forschung CNRS unterhielten enge Kontakte zu Bios. Eine Außenstelle war nach Evry ausgelagert worden, das den Spitznamen »Genomic Valley« erhalten hatte, weil sich hier sechzig Unternehmen niedergelassen hatten, die sich der Erforschung des Lebens widmeten. Die Stiftung Bios verfügte über hervorragend ausgestattete Räumlichkeiten, an denen man sich bei der Einrichtung des Labors am Sinai ein Beispiel genommen hatte. Doch die Forschungsstätte in der Einsamkeit der Wüste sollte nur einem einzigen Ziel dienen.
    Neben Professor Li-Wonk stand ein undefinierbarer weißer Kasten, der an eine Gegensprechanlage erinnerte. Eine rote Lampe ließ erkennen, dass das Gerät in Betrieb war.
    Jemand hörte von außen mit.
    Der etwas

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