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Die Lanze des Herrn

Die Lanze des Herrn

Titel: Die Lanze des Herrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaud Delalande
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beendet.
    Der Koreaner sah seine Kollegen an. Dreißig Sekunden lang sprach niemand, dann gab sich Professor Li-Wonk einen Ruck:
    »Und die junge Frau, die das Kind austragen soll?«
    »Wird sehr bald hier sein«, beruhigte Professor Ferreri ihn.
    Allmählich gewann der Wissenschaftler seine Fassung wieder. Schließlich stand er auf und klopfte mechanisch auf die rechte Tasche seines Kittels.
    Ebenfalls noch ein wenig blass wandte sich der Italiener an ihn:
    »Und – wenn wir es nun nicht schaffen?«
    Sein Kollege verkrampfte sich wieder, konterte aber:
    »Und wenn wir es schaffen?«
    Sie sahen einander an. Professor Li-Wonk warf einen letzten Blick auf das Auge der Kamera.
    »Also gut. Meine Herren, das Blut Christi wartet auf uns.«
    Mit einer theatralischen Geste öffnete er die Bürotür.
    »Jeder geht jetzt wieder zu seinem Team.«
    ♦♦♦
    Anselmo betäubte den Kontrolleur, dann nahm er ihm die Mütze ab und legte ihn unter eine Bank.
    Er beeilte sich, zu Judith zu gelangen.
    Der Mann hatte kaum Zeit gehabt, Anselmo kommen zu sehen, als dieser ihm schon ins Ohr flüsterte:
    »Ihr Freund besichtigt die Pyramiden. Jetzt haben wir Zeit für ein Plauderstündchen.«
    Judiths Gesicht hellte sich auf. Ein Gefühl der Wärme breitete sich in ihr aus. Danke, danke, dachte sie. Anselmo sprach leise. Seine Hand in der Tasche hielt den Griff seiner Manurhin fest umklammert. Der Mann hielt sein Messer noch immer auf Judiths Bauch gerichtet. Anselmo schlug es ihm aus der Hand. Die Passagiere um sie herum dösten oder plauderten fröhlich. Judith sah Anselmo dankbar an und atmete erleichtert auf. Jetzt ging es ihr besser. Sie fasste wieder Mut.
    »Wie heißen Sie? Wer ist der Chef von Axus Mundi?«, fragte sie.
    Der Mann antwortete nicht. Er sah Anselmo verächtlich an, dann blickte er wieder auf Judith. Die beiden musterten sich eine Weile.
    »Aus mir kriegen Sie nichts heraus!«
    »Schon wieder einer von der Sorte«, sagte Judith und sah Anselmo an.
    Dieser zögerte. Dann packte er den Mann, fuhr mit einer Hand ins Innere seiner Jacke und zog die P 38 heraus, die dort steckte. Er suchte auch nach den Papieren seines Gegners und fand einen Pass, den er aufmerksam betrachtete, bevor er ihn Judith reichte. »Krenzler, Jörg, österreichischer Staatsbürger.« Den Visa und Zollstempeln war zu entnehmen, dass er über Israel nach Ägypten eingereist war. Anselmo fiel wieder die Sporttasche im übernächsten Wagen ein. Die musste er möglichst schnell holen. Er wäre den Mann am liebsten auf die gleiche Weise losgeworden wie seinen Kollegen, aber es war ein Glücksfall, dass er ihnen in die Hände gefallen war. Vielleicht stellte er sich als wichtige Informationsquelle heraus. Natürlich war dieser Jörg nicht bereit, seine Geheimnisse auszuplaudern, und das ärgerte den Italiener. Mit zusammengepressten Lippen sah er Judith an. Sie teilte offensichtlich seine Überlegungen. Sie griff zu ihrem Handy.
    »Mein lieber Herr Krenzler, wir werden unsere Reise gemeinsam fortsetzen, und ich werde dafür sorgen, dass Sie in Alexandria gebührend empfangen werden.«
    Sie wählte Pater Fomberts Nummer. Er war wahrscheinlich schon in Alexandria. Da sah sie, wie Anselmo mit besorgter Miene seine Jacketttaschen durchsuchte. Dann sagte er laut:
    »Ich glaube, ich habe meine Fahrkarte verloren.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ich hasse Schwarzfahren.«
    Judith lächelte ihn dankbar an.
    Sie suchte nach Worten, brachte aber nur hervor:
    »Danke, Anselmo!«
    Der Italiener verzog das Gesicht und zuckte die Achseln.
    »Ich mache nur meine Arbeit.«
    Bis zu ihrem Ziel waren es noch zwei Stunden Fahrt.
    ♦♦♦
    Kardinal Lorenzos Schritte hallten im Vorzimmer der päpstlichen Wohnräume wider.
    Er schritt über das bunte Wappen aus Halbedelsteinen eines adeligen Papstes des 16. Jahrhunderts, das in den Marmorboden eingelegt war. Dann blieb er vor dem Wappen stehen, das der jetzige Heilige Vater hatte anbringen lassen. Ein bekannter Heraldiker hatte es auf die schwere Eingangstür gemalt. Ein lateinisches Kreuz mit einem goldenen, nicht mittigen MN auf blauem Grund, das die Marienverehrung symbolisierte, dazu die päpstliche Tiara und die goldenen und silbernen Schlüssel des Vatikanstaats. Dino Lorenzo grüßte die Schweizergarde mit einem Kopfnicken, dann meldete ihn ein Türsteher in dunkelvioletter Jacke mit weißem Eckenkragen und gekreuzten Ketten dem Papst.
    Die päpstlichen Räumlichkeiten bestanden aus zwanzig Zimmern, von denen einige

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