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Die Lanze des Herrn

Die Lanze des Herrn

Titel: Die Lanze des Herrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaud Delalande
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sich an die Mönche des Katharinenklosters in der Wüste Sinai. Er brauchte einen Kodex, der die Echtheit der Reliquie und ihre Aufbewahrung in der Kapelle von Megiddo bestätigen konnte. Damit sollte die Beweiskette geschlossen werden. Nun ist der Kodex Eigentum des Klosters, das, wie Sie wissen, unabhängig ist. Er nahm also Verbindung auf und machte eine weitere Entdeckung. Die Mönche haben ähnliche Botschaften wie wir erhalten. Schwester Internet sucht noch immer nach dem Absender. Übrigens, ich frage mich, warum hat man uns eigentlich gewarnt?«
    »Das kann ich mir auch nicht erklären.«
    »Ich vermute, es gibt da jemanden, der uns auf die Vorgänge aufmerksam machen will. Er hat sich eben nur abgesichert für den Fall, dass man ihm auf die Schliche kommt. Mit anderen Worten, es ist durchaus möglich, dass sich bei Axus Mundi ein Judas befindet. Für uns wäre das von Vorteil. Vielleicht hat uns dieser Judas absichtlich in die Lage versetzt, sie ausfindig zu machen. Bisher liegt dafür allerdings noch kein konkreter Beweis vor. Ein Mönch des Katharinenklosters hat von den einheimischen Beduinen erfahren, dass am Sinai in letzter Zeit ungewöhnlich viele Fahrzeuge zu sehen sind und dass es sich dabei nicht um Touristenbusse handelt. Bevor wir etwas unternehmen, wollen wir die Information durch Satellitenaufnahmen bestätigen lassen. Auch darum kümmert sich Almedoes. Wieder befinden wir uns auf ägyptischem Gebiet. Aber, um auf Ihre Frage zurückzukommen…«
    Der Kardinal verzog das Gesicht.
    »Ich habe weitere Informationen, die im Moment wohl noch niemand kennt, selbst Judith nicht. Ich wollte nur mit Ihnen persönlich darüber sprechen.«
    »Dann schießen Sie los.«
    Der Kardinal rutschte einen Moment verlegen auf seinem Sessel hin und her, dann fasste er Mut.
    »Damien Seltzner hat nach der Entdeckung der Lanze in Gegenwart Enrico Josis eine Probe entnommen, die uns geschickt wurde. Es kann aber sein, dass er sich heimlich eine zweite beschafft hat. Ich habe die Sache für mich behalten, weil ich erst die Ergebnisse abwarten wollte. Heute Morgen hat das Labor sie geschickt. Ich wollte erst die Analysen machen lassen, bevor ich Zeter und Mordio schreie, und jetzt, mein Gott…«
    Der Papst sah ihn an. Er ahnte plötzlich, dass Kardinal Lorenzo ihm etwas sehr Ernstes mitteilen würde. Sein Herz pochte heftig.
    »Das Blut, das wir entdeckt haben… es enthält merkwürdige Besonderheiten… Eigenschaften, die man noch nirgendwo gefunden hat. Ich glaube, es könnte sich wirklich und wahrhaftig um das Blut Christi handeln.«
    Die beiden Männer sahen sich lange schweigend an. Sie saßen völlig unbeweglich da.
    »Ist Ihnen klar, was Sie da sagen?«, fragte der Papst schließlich. Er war blass geworden.
    Der Kardinal nickte schweigend.
    Langsam erhob sich der Heilige Vater. Mühsam ging er ein paar Schritte und trat dann ans Fenster. Er hob eine Hand an die Stirn. Die Schicksalslanze war echt? Das Blut Christi, echt? Nach zweitausend Jahren hatte die Geschichte die Kirche eingeholt, um ihre schlimmsten Albträume wahr zu machen? Dino Lorenzo betrachtete Clemens XVI., dessen Silhouette sich vor dem Fenster zwischen den durchsichtigen Gardinen abzeichnete. Der Papst hob gerade wieder den Kopf.
    »Sie werden sich das Blut besorgen.«
    »Das ist schon geschehen.«
    »Und DNA gewinnen.«
    »Ja.«
    »Und sie dann einem Ei einpflanzen? Einem Ei, dem der Kern entfernt wurde…«
    »Ja.«
    »Und es einer Leihmutter einpflanzen.«
    »Genau darum geht es.«
    Der Heilige Vater holte tief Luft. Er wandte sich seinem Kardinal zu.
    »Ich dachte, man sei technisch noch nicht so weit, Menschen klonen zu können. Wie können die nur glauben, sie könnten einen zweitausend Jahre alten Menschen… auferstehen lassen, den sie für den Messias halten?«
    »Oder der es sein wird, Euer Heiligkeit. Glauben Sie mir, das ist durchaus möglich.«
    Dem Papst versagte fast die Stimme.
    »Das soll in menschlicher Macht liegen?«
    Er ballte die Fäuste, und der Kardinal dachte schon, er werde gleich auf seinen Schreibtisch einschlagen.
    »Das Leben ist heilig! Es liegt in Gottes Hand, ebenso wie der Tod! Darum geht es in der Enzyklika, an der ich seit zwei Jahren arbeite und über die ich seit zehn Jahren nachdenke. Das ist doch alles Unsinn! Das darf nicht passieren! Kein neues Babel. Wer kann sich anmaßen, das Menschengeschlecht in den Abgrund zu stürzen, um… ja, um was zu schaffen? Einen anderen Messias, einen neuen Gott? Eine

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