Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl
den Raum, ganz gegen seine sonstige gelassene Art.
» Mon Père , da ist die Dame Caroline, die Euch und Meiko unbedingt sprechen will. Sie ist sehr aufgeregt.«
Meiko legte den Feenstein wieder zu mir ins Bett, um mit dem Pater den Raum zu verlassen. Ich schob den Kristall vorsichtshalber unter die Decke und folgte den beiden.
An der Pforte wartete die Dame Caroline. Sie trug ein schlichtes, graues Gewand, und ihre sonst so sorgfältig aufgesteckten Haare wirkten zerzaust.
»Meiko, ist Jehan bei dir?«, platzte sie heraus, als sie die beiden Männer sah.
»Nein, Dame Caroline. Ich glaubte ihn bei Euch in Sicherheit! Ich habe ihn seit vergangener Woche, als ich Euch verließ, nicht mehr gesehen.”
»Er ist gestern, nach dem Sturm, mit Ermine zu einem Ausritt aufgebrochen und bisher nicht zurückgekommen. Das dumme Huhn behauptet, er habe sie im Wald einfach stehen lassen, um einem Wiesel oder so etwas nachzujagen. Sie ist ziemlich maulig alleine zurückgekommen.«
»Das ist eigentlich nicht seine Art, Dame Caroline.«
»Nein, ich weiß. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er sich verirrt hat. Er kennt sich recht gut in der Umgebung aus.«
»Es herrschte Sturm. Es hat viel Windbruch gegeben.Möglicherweise hat ihn ein herunterfallender Ast getroffen.«
In Meikos Stimme klang tiefe Besorgnis mit.
»Daran habe ich auch schon gedacht. Als sein Pferd spät abends reiterlos zurückkehrte, habe ich meine Leute schon ausgeschickt, um ihn zu suchen.«
»Ich werde mich ebenfalls sofort... Mirza? Mirza, was soll das?«
Ich musste mich bemerkbar machen. Drastisch. Ich sprang an seinem Bein hoch und biss in seinen Schenkel. Nicht fest, wohlgemerkt. Nur ein Zwicken. Dazu maunzte ich in allen Tonlagen, die mir zur Verfügung standen. Er schüttelte mich ab und starrte mich finster an.
»Bist du tollwütig geworden?«
»Nein, Meiko. Ich vermute etwas anderes. Mirza hat außergewöhnliche Fähigkeiten, und wenn sie sich wunderlich benimmt, so habe ich gelernt, dann will sie uns etwas mitteilen. Du hast es doch selbst schon erlebt!«
Mein kluger Freund Melvinius!
»Stimmt. Aber ein wenig verrückt klingt das schon.«
»Möglich. Doch ich fange an, den verrückten Dingen Wert beizumessen. Mirza, meine Kleine, was willst du uns sagen?«
»Mirrrip! «, antwortete ich ihm und setzte mich Richtung Apfelscheune in Bewegung.
»Meiko, Pater, was soll das?«
»Dame Caroline, was immer mit Jehan geschehen ist, wird die wenigen Augenblicke auch noch warten können«, beschied Melvinius die sorgengebeugte Frau.
Sie schüttelte verständnislos den Kopf und folgte den beiden Männern.
Jehan lag zusammengerollt wie eine junge Katze in den Lumpen, einen Haufen Apfelgehäuse neben sich. Er schlief tief und genauso erschlagen wie auch ich noch kurz zuvor.
»Heilige Mutter Gottes!«, stieß die Dame Caroline aus und bekreuzigte sich. Melvinius hob mich hoch und drückte mich an sich. Was er mir ins Ohr flüsterte, gebe ich besser nicht weiter. Es machte mich fast eitel. Meiko hingegen kniete neben seinem schmuddeligen Sohn nieder und streichelte sein Gesicht.
»Papa!«
»Mein Junge, wie kommst du denn hierher?« Jehan schien sich recht schnell zurechtzufinden, nachdem er schließlich aufgewacht war.
»Oh, da ist ja die gefleckte Katze. Ich bin ihr gefolgt. Sie war im Wald.«
»Mirza? Sie ist Melvinius’ Mäusejägerin, die eigentlich ihre Aufgabe in der Bibliothek hat. Es scheint, Pater, Ihr habt wieder einmal Recht gehabt.«
Meiko half dem Jungen, sich aufzurichten. Jehan stöhnte.
»Hast du Schmerzen? Bist du verletzt?«
»Alles scheint mir weh zu tun!«, jammerte Jehan und lehnte sich an die Schulter seines Vaters.
»Bring ihn in die Infirmerie, Bruder Aldwin wird sich um ihn kümmern. Und ein paar Happen zu essen werden dem Jungen sicher auch weiterhelfen. Später kann er uns dann erzählen, was geschehen ist.«
»Ja, Papa. Ich habe solchen Hunger!«
Meiko lachte leise auf.
»Dann kann es dir so ganz furchtbar schlecht nicht gehen. Komm, ich trage dich zur Krankenstube.«
Ich ließ mich von Melvinius tragen und fand es höchst angenehm. Denn noch war ich etwas wackelig auf den Beinen. Allerdings hörte ich es leise vom Balken der Apfelscheune spotten: »Verwöhntes Schmusekätzchen!«
»Lumpiger Streuner!«, fauchte ich zurück und war höllisch erleichtert, Diabolos goldäugiges Grinsen zu sehen. Er zwinkerte mir zu und verschwand im Schatten. Die beiden Menschen hatten ihn nicht bemerkt.
»Dame
Weitere Kostenlose Bücher