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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Sicherheitsmaßnahme. Wir werden uns jetzt unterhalten, Diakon!«
    Mir wollte es scheinen, als verwende Melvinius den Titel Diakon in purem Spott.
    Unter Protesten ließ er sich zum Klostergebäude führen. Sie betraten es allerdings weder durch dieHauptpforte noch durch das Abtportal, sondern durch einen Nebeneingang. Ich fühlte Diabolo dicht hinter mir. An der Schwelle zögerte er einen Augenblick, dann schlüpfte er mit hinein.
    Melvinius schob Arnoldus in eine karge, kleine Zelle, Meiko folgte, und Yvain nahm an der Tür draußen Aufstellung. Auf sein Gesicht trat ein breites Grinsen, als er Diabolo und mich beobachtete.
    Es war dunkel in dem Raum, denn das Fenster hoch oben war klein und ließ kaum das blasse Mondlicht ein. Meiko stieß Arnoldus auf die Knie und blieb dicht hinter ihm stehen. Melvinius nahm auf dem Schemel Platz und stellte die Lampe mit der Kerze auf den rohen Tisch, sodass Arnoldus’ Gesicht in dem flackernden Schein zu erkennen war. Diabolo hielt sich in der Nähe der Tür und blieb unbemerkt, ich hingegen näherte mich Melvinius’ Kutte, um zunächst auch hinter den Falten verborgen zu bleiben.
    »Du warst lange fort, Arnoldus.«
    »Was soll das Ganze? Was hat dieser Gärtnerbursche hier zu suchen?«
    »Der Gärtnerbursche, ist, wie du sehr gut weißt, Meinhard von Rommerskirchen. Und ich habe guten Grund dafür, ihn zu diesem Gespräch mit hinzuzuziehen.«
    »Ich habe nichts zu sagen.«
    »Doch. Gewisse Klosterregeln, Diakon Arnoldus, sehen vor, dass die Ordensangehörigen die einheitliche Tracht tragen. Ich mahnte dich vor kurzem schon einmal, und in der Kapitelversammlung hast du Besserung gelobt. Es nimmt mich doch etwas Wunder, dich schon wieder in weltlicher Kleidung anzutreffen.«
    »Ist das der Grund, mich derart erniedrigend zu behandeln?«
    »Unter anderem. Gib mir Antwort.«
    »Ich gebe nur dem Vater Abt Antworten. Du bist nicht mein Beichtiger, Pater Melvinius!«, giftete Arnoldus.
    »Arnoldus, ich bin dein Bruder in diesem Orden. Ich habe dich bei einem Fehler entdeckt. Wie du weißt, heißt es in unserer Regel: ›Folgt der Ordnung gewissenhaft und treu beim Aufdecken, Verhindern, Ans-Licht-Bringen, Beweisen und Bestrafen der Sünden, und zwar mit Liebe gegenüber den betreffenden Menschen, aber mit Abkehr von ihren Fehlern.‹ Sieh meine Frage also als brüderlichen Hinweis auf dein falsches Verhalten.«
    »Das ist kein falsches Verhalten. Ich habe meine Aufgaben in der Welt zu verrichten, und zum Reiten taugt die Kutte nicht.«
    »Beim Reiten behindert dich aber nicht die Tonsur, und auch die hast du schon lange nicht mehr schneiden lassen, Arnoldus.«
    »Es ergab sich keine Gelegenheit.«
    »Es gibt niemanden in Rommerskirchen, der sich auf das Barbieren versteht?«
    »Ein hochwohlgeborener Pater wie du hat natürlich das Privileg eines eigenen Leibdieners. Nicht ich!«
    »Du hättest sicher den Gutsherrn bitten können, einen seiner Diener dafür Sorge tragen zu lassen.«
    »Herrgott, wen interessiert das schon?«, begehrte Arnoldus auf und zerrte an seinen Fesseln. »Halte deine Predigt, und lass mich gehen.«
    »Ich halte dir die Predigt, wenn sie auf offene Ohrentrifft. Du warst also seit vergangener Woche im Herrenhaus. Das verstehe ich doch richtig?«
    »Ja, und? Ich verrichte in der dortigen Kirche den Gottesdienst.«
    »Täglich? Ich erinnere mich, du bist in den Monaten zuvor nur an Sonn- und Feiertagen dort tätig geworden. Nun aber verbringst du Wochen dort, und die Messe wirst du wohl nicht ohne dein geistliches Gewand lesen, Diakon Arnoldus.«
    Arnoldus knirschte leise mit den Zähnen.
    »Deine Kutte und das Messgewand befinden sich hier in deiner Kammer«, stellte Melvinius lakonisch fest. »Nun, wie dem auch sei, du bis alleine zum Herrenhaus geritten, und auch das nimmt mich Wunder, denn unsere Regel schreibt vor, dass wir das Haus nur in Begleitung anderer Brüder verlassen. Auch auf diesen Verstoß muss ich dich aufmerksam machen.«
    »Vater Ignaz hat es gebilligt.«
    »Deine Abwesenheit von zwei Wochen?« Arnoldus wand sich etwas.
    Ich fand, es war an der Zeit, die Befragung etwas zu verschärfen, und erhob mich, um mich in Arnoldus’ Blickfeld zu bewegen. Er erstarrte.
    »Schaff diese Katze hier heraus!«, fuhr er auf, als ich ihn mit kaltem Blick anstarrte.
    »Ach nein, Mirza begleitet mich ständig, sie stört mich nicht.«
    »Deine seltsame Anhänglichkeit an dieses Teufelstier könnte man dir auch anlasten, Pater Melvinius.« »Gewiss nicht. Du

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