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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Unschuld mitgegeben. Wenn du sie als das Sinnbild der Sünde und insbesondere der Wollust betrachtest, dann muss ich mich ernsthaft fragen, Diakon Arnoldus, welche Bilder dein krankes Hirn dir vorgaukelt!«
    »Sie sind Geschöpfe der Sünde. Triebhaft wie die Weiber.« In Arnoldus’ Augen funkelte Panik. » Sie lassen einem Mann keine Ruhe. Sie vernichten mich!«
    »Es sind sanfte, kluge Wesen.«
    »Sie sind Streuner. Wie meine Mutter! Meine Mutter war unmoralisch wie eine streunende Katze. Sie hat sich mit jedem in den Scheunen und im Heu gebalgt. Sie ist schuld, dass ich meinen leiblichen Vater nicht kenne. Sie ist schuld, dass ihr Ehemann mir nichts als Verachtung entgegenbrachte. Er hat mich ins Kloster verbannt, weil sie nichts als eine streunende Katze war. Er hat es immer wieder gesagt. Immer. Immer...«
    Arnoldus war vornüber gesunken und heulte Rotz und Wasser. Diabolo schlich auf leisen Sohlen aus dem Raum, und ich folgte ihm.
    Unter der Hecke setzten wir uns zusammen und genossen die kühle Nachtluft. Der Himmel war klar geworden, und eine Mondsichel rundete sich zwischen den Sternen. Fern rief ein Käuzchen seinen Jagdruf, und die welken Blätter der Haselbüsche raschelten leise.
    »Mag sein, Mirrr-zaah, dass du Recht hast, nicht alle Menschen kann man mit ihm gleichsetzen.« »Nein, kann man nicht.«
    »Ich würde trotzdem nicht mit ihnen leben wollen. Nicht so eng, wie du es tust.«
    »Ich weiß.«
    »Aber...« Diabolo schnupperte an meinem Hals, und die Geräusche in seiner Kehle klangen sehr zärtlich. »Ich könnte mir vorstellen, hier häufiger vorbeizukommen.«
    Ich rieb auch meine Nase an seinem Hals und leckte ihm ein paarmal über die Ohren.
    »Vor allem im Frühjahr, Mirrr-zaah«, schnurrte er, und mich durchrieselte eine wunderliche Vorfreude.
    Noch lange blieben wir einfach in traulichem Schweigen nebeneinander sitzen, bis ich schließlich bemerkte, dass in Melvinius’ Zimmer das Licht anging. Mit einer leichten Berührung seiner Nase mit der meinen verabschiedete ich mich von Diabolo.
     
    »Ein Tor, ein schwachköpfiger Narr, der sein Leben vergeudet. Er hat keinen Anstand, er hat keine Zucht. Sittenlos und verderbt lässt er sich von anderen missbrauchen.«
    Pater Melvinius war ungewöhnlich erregt, und Meiko reichte ihm einen Becher Wein, während ichmich zu ihm auf den Schoß setzte. Das beruhigte ihn noch immer am besten.
    »Ich stimme Euch zu, Pater. Er ist nicht unschuldig. Menschen wie er bedürfen strengerer Anleitung als die, die er hier unter milden Gelehrten und scharf sinnigen Philosophen findet.«
    »Und eigennützigen Machthabern. Ich werde versuchen, mit dem Abt darüber zu reden. Es gibt auch bei uns Möglichkeiten, schwarze Schafe zu disziplinieren. Mehr Sorgen macht mir derzeit dein Bruder, Meinhard.«
    »Natürlich. Das Bild, das Arnoldus malte, übertraf meine Befürchtungen. Ich frage mich, wie viel Sivert wirklich von mir weiß. Und ich frage mich, wozu er noch in der Lage ist. Im Augenblick scheint er noch zu glauben, Jehan und mich aus dem Weg geräumt zu haben. Doch es wird nicht lange dauern, bis die Kunde von unserem Überleben auch an seine Ohren dringt. Gleich morgen früh mache ich mich auf den Weg zu dem Advokaten. Ich gebe Jehan in Eure Obhut.«
    »Ich werde auf ihn achten, als sei er mein eigen Fleisch und Blut, Meinhard. Das verspreche ich dir.«
    »Haltet Arnoldus so lange wie möglich hier fest.«
    »Auch darauf will ich Acht haben.«
    »Und du, Mirza, achtest auf unseren Pater!« »Mau!«, versicherte ich ihm und fiel in Schlummer. Ein recht bitteres Kapitel hatte so ein Ende gefunden.

Ein Kapitel voller Entdeckungen
    Am Mittwochnachmittag fühlte ich mich voller Tatendrang und war bereit, den Plan auszuführen, den ich mir in den langen Mußestunden während meiner Erholung zurechtgelegt hatte.
    Es war wieder trocken und einigermaßen sonnig geworden, wenn es auch recht kalt um die Ecken wehte. Mir machte es wenig aus, denn mein Fell war dicht geworden in den Tagen, in denen ich unterwegs gewesen war, und die feine Unterwolle mitsamt dem hübschen kleinen Fettpölsterchen, das ich mir zugelegt hatte, wärmte mich ausreichend. Ich wanderte zur Basilika, bereit, Meister Clemens oder Kristin einen Besuch abzustatten.
    Hinter dem Vorhang wurde gewerkelt. Mit der Nase hob ich den Saum und betrachtete den Fortgang der Malerei. Nun war auch das fünfte und letzte Bild begonnen, in dem die Maria auf dichten Wolken, getragen von geflügelten Kleinkindern,

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