Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl
Huhn Ermine kam vorgestern mit roten Backen und verklärten Augen nach Hause. Sie war in Rommerskirchen.«
»Schön für sie.«
»Aber nicht für mich. Sie schnatterte in einem fort von Hochzeit.«
»Schnattern haben Hühner so an sich.«
Jehan kicherte.
»Der Arnoldus war bei uns. Dame Caroline mag ihn nicht, aber sie ist immer höflich zu ihm.«
»Sollte ich daraus schließen, dass du es nicht bist?« »Ähm... nicht immer.«
»Was hast du angestellt, Sohn?«
»Es hingen da ein paar Hagebutten am Strauch...« »Ach ja?«
»Die Körner sind irgendwie unter seine Kutte geraten...«
»Ach ja?«
»Während er seine Beziehung zu Frau Johanna... äh... vertiefte.«
»Ach ja?«
»Es sah später aus, als habe er die Krätze.«
»Ach ja.«
Meiko grinste.
Ich auch.
Aber dann wurde Jehan ernst.
»Wie lange willst du noch warten, Meiko? Wir sind jetzt schon sechs Wochen hier, und du hast noch nichts unternommen.«
»Jehan, erst einmal musste ich ja der Gärtnerbursche werden. Und es ist nicht so, dass ich nichts unternommen habe. Doch du weißt ja, es gibt unerwartete Schwierigkeiten.«
»Ja, die Moen.«
»Richtig, die Moen. Gott sei ihrer Seele gnädig. Sie hat just am falschen Tag die Welt verlassen. Sonst wäre es leichter für uns gewesen. Jetzt muss ich es langsamer angehen lassen. Unglücklicherweise hat man ihre Hütte an den Malermeister verpachtet.«
»Die Kristin ist eine artige Jungfer, nicht? Und sehr hübsch!«
»Das ist sie wohl. Dennoch – plaudere nicht zu viel aus, Junge.«
»Nein, ich bin vorsichtig.«
»Das bist du wohl, aber ich weiß auch, dass du ein junger Mann von schnellem Temperament bist, und wenn dich etwas bewegt, vergisst du jede Verstellung. Im Zorn wie in Zuneigung.«
Jehan senkte betroffen die Lider.
»Immerhin, Jehan, ganz untätig war ich nicht. Ich habe versucht, mit dem Advocatus meines Vaters, dem Hermann Kerpen, Kontakt aufzunehmen. Gestern. Er wohnt in Dormagen, aber unglücklicherweiseist er derzeit bei einem Treffen auf der Feste Zons und wird erst in zwei Wochen zurück erwartet.«
»Noch zwei Wochen. Ach, Papa , es dauert mich, dass Ihr unter solch ärmlichen Bedingungen leben müsst.«
Jehan sagte es sehr leise, und Meiko legte ihm tröstend den Arm um die schmalen Schultern.
»Mein Sohn, es ist eine geringe Unannehmlichkeit. Ich habe schon in viel, viel ärmlicheren Unterkünften gelebt und viel schwerer arbeiten müssen. Hier brauche ich nicht zu hungern und mich von keinem kaltherzigen Kapitän schinden zu lassen. Die Brüder sind langmütig, ich kann mir meine Zeit einteilen und mich um das kümmern, was ich für wichtig erachte. Ich für meinen Teil kann diesen Zustand noch eine Weile ertragen. Aber du bist ungeduldig. Es tut mir Leid, wenn es dir bei der Dame Caroline nicht gefällt.«
»Es gefällt mir sogar sehr gut dort. Wenn Ihr es nur aushalten könnt, so will ich auch Geduld haben, Papa.«
»Ein wenig noch. Ich verspreche dir, bis zum Christfest ist alles geregelt. So oder so.«
»Gut. Ich werde meine Zunge hüten und Euch nicht erkennen, wenn ich Euch treffe. Das ist es, was mir eigentlich am schwersten fällt.«
Meiko drückte den Jungen an sich und lächelte ihn an.
»Nimm dich dennoch in Acht. Vor allem, wenn du mit der Jungfer Kristin und dem Pater Melvinius zusammen bist.«
»Vermuten sie etwas?«
Meiko stieß ein trockenes Lachen aus.
»Ich erinnere Melvinius an einen Mann namens Menard Romarus.«
»Au weia!«
»Und Kristin hat mir entlockt, dass ich einst zur See gefahren bin.«
»Aber mir macht Ihr Vorwürfe, ich vergäße jede Vorsicht, wenn ich von Gefühlen bewegt bin.« »Frecher Bengel!«
Jehan wich einem spielerischen Faustschlag aus und lachte.
»Wie kommt es eigentlich, dass Pater Melvinius hier im Kloster ist? Seid Ihr nicht auch sprachlos vor Staunen gewesen?«
»Doch, Junge, das war ich. Er ist seit über sechs Jahren hier. Aber es steht dem Gärtnerburschen natürlich nicht an, ihn zu fragen, warum er seine Heimat verlassen hat.«
Jehan starrte eine Weile ins Grün. Meiko schwieg ebenfalls und beobachtete ihn mit einem liebevollen Blick. Nachdem der Junge eine Weile seinen Gedanken nachgehangen hatte, erzählte er: »Sie haben damals viel getuschelt. Ich war noch zu klein, um zu verstehen, was sie meinten. Es schien etwas mit einer wirren Fantasie zu tun zu haben. Das ist das Einzige, was ich behalten habe. Es hieß, der Abbé von Beauport sei besessen und treibe sich Tag und Nacht in den Wäldern herum,
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