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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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stolpert.«
    »Kann eine Katze so weit denken?«
    »Eine Feenkatze, Pater Melvinius?«
    »Mau!«, stimmte ich zu.
    »Ich habe mich schon oft gefragt, was Tiere alles verstehen, wenn man auf sie eingeht. Und was sie einem mitteilen können. Möglich, dass Ihr Recht habt, Jungfer Kristin.«
    »Vielleicht vermisst auch sie den Meiko. Außerdem – Katzen lieben es manchmal, für eine Zeit auf Wanderschaft zu gehen. Aber sie kommen gerne dorthinzurück, wo es ihnen gut geht. Gebt ihr also eine Weile Urlaub, und sorgt Euch nicht. Sie wird zu Euch heimkehren.«
    »Ist es das, was du wünschst, Mirza?«
    »Mau! Mirrrip!«
    »Nun, dann lauf, Kleine, wann immer du möchtest.«
    Jetzt mochte ich noch nicht, aber ich war froh, die Erlaubnis zu haben.
    Melvinius und Kristin standen auf und verabschiedeten sich voneinander. Ich ging ein wenig meiner Wege. Wieder hatte ich etwas erfahren, das mein Innerstes angerührt hatte, und unter der Katzenminze nickte ich ein, um meine Seele schweifen zu lassen.
    Morgen in der Frühe würde eines der aufregendsten Kapitel meines Lebens beginnen.

Ein aufregendes Kapitel
    Pünktlich zur Morgendämmerung fand ich mich an Ragunas Lieblingseiche ein. Dort wartete aber nicht nur die Luchsin, sondern auch ein schwarzer Schatten, der mich aus einem goldenen Auge herausfordernd anfunkelte.
    »Diabolo, was machst du denn hier?«
    »Ich gehe mit Raguna zum Gutshof. Du bleibst hier und passt auf deine Menschen auf.«
    »Spinner!«
    »Er hat Recht. Du bist das wilde Leben nicht gewöhnt!«
    »Unsinn, ich habe bis zum Sommer durchaus ein wildes Leben geführt.«
    »Bei der Moen war das Leben nicht wild.«
    »Und du kennst den Wald nicht!«
    »Und du, Diabolo, weißt nicht, wonach du suchen musst.«
    »Doch. Raguna hat es mir erklärt.«
    »Ich gehe nach Rommerskirchen. Ich habe Melvinius verständlich gemacht, dass ich einige Tage fernbleibe. Versucht, mich zu hindern.«
    »Oh ja!«
    Diabolo baute sich drohend vor mir auf. Buckel rund, Rückenhaare gesträubt, Schnurrhaare und Ohren angelegt.
    »Spar dir die Gebärdensprache, du Angeber.«
    Ich bekam einen Schlag mit der weichen Pfote auf die Nase, der mich zurücktaumeln ließ. Fauchend sprang ich ihn über seine blinde Seite an. Das hatte er nicht so schnell erwartet und fiel um. Wir gerieten ins Rangeln. Gerechterweise muss ich zugeben, dass er seine Krallen bedeckt hielt. Ich meine, nicht immer. Ein paar schwarze Flusen tanzten im Morgenlicht.
    »Schluss!«, grollte Raguna, und ihre Tatze – alle Krallen ausgefahren, drückte sich in meinen Nacken.
    Urgs.
    Ich weiß, wann ich aufgeben muss.
    »Diabolo, sie kommt mit. Sie hat mehr Biss, als ich dachte.«
    »Sie ist ein Schoßkätzchen!«
    »Das dich ordentlich zerrauft hat, Junge.«
    »War aber nett.«
    Ich war drauf und dran, ihn noch mal anzuspringen, aber Raguna verstärkte den Druck in meinem Nacken, und meine Nase lag im Waldboden.
     
    Maulfaul trottete ich hinter Raguna und Diabolo her, die sich bestens zu verstehen schienen. Über meinen Ohren lag eine schwarze Wolke. War es nicht meine geniale Idee, den Sivert auszuspähen? War es nicht meine überragende Eingebung, den Feenstein zu suchen und zu entwenden? Hatte ich nicht das Wunder vollbracht, Melvinius von meiner Abwesenheit in Kenntnis zu setzen?
    »Sie grollt uns, Diabolo«, stellte Raguna mit einem Blick über die Schulter fest. »Aber sie hält Schritt.« »Verwöhnte Samtpfote. Wird schon bald aufgeben.«
    Ich verkniff es mir, ihn in den Schwanz zu kneifen.
    Der Weg war natürlich nicht sonderlich beschwerlich. Meine Pfoten hielten das mit Leichtigkeit aus. Der Waldboden war bedeckt mit altem Laub und braunen, federnden Nadeln und angenehm zu beschreiten. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, aber es herrschte selbst hier, tief unter dem Blätterdach, schon ein ausreichendes Dämmerlicht. Frühauf steher huschten hier und da zwischen den Wurzeln herum, und ich konnte es nicht unterlassen, eine nussig mundende Haselmaus zu verschlingen.
    Man zieh mich der Trödelei.
    Diabolo zernagte einen Siebenschläfer.
    Raguna brauchte einen Hasen.
    Wir zockelten weiter, viel zu langsam, wie mir schien. Raguna blieb immer wieder stehen und nahm Witterung auf.
    »Hier gibt es Menschen. Ich will ihnen nicht in die Quere kommen«, knurrte sie, als sie mein leises Murren wahrnahm.
    Sicher gab es Menschen. Sie hatten Hölzer zu hohen Stapeln aufgerichtet, mit Grassoden bedeckt und angezündet, sodass es darunter gloste. Es roch durchdringend nach Harz.

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