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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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sie auf einen Tümpel und den Stall des Nachbarn.
    Erschöpft warf Jeanne ihren Umhang ab und setzte sich auf das Bett. Endres entzündete zwei Kerzen, öffnete die Truhe und holte eine Flasche Wein und zwei Gläser hervor. »Den haben wir uns verdient. Vielmehr du, mignonne !«
    Jeanne nahm den Becher mit dem vollmundigen französischen
Rotwein entgegen und nippte. »Es lief besser, als ich gehofft hatte. Dieser Scandello ist streng und exaltiert, aber er hat ein unbestechliches Gehör. Er hätte mich nicht spielen lassen, wenn ich seinen Ansprüchen nicht genügt hätte.«
    »Ich bin stolz auf dich!« Lächelnd streichelte Endres ihr über das Haar und küsste sie auf die Stirn.
    Jeanne schnürte den Sack auf, den ihr Vater auf das Bett gelegt hatte, und holte die Laute hervor. »Es war nicht nur mein Können, Vater. Seit ich auf dieser Laute spiele, klingt meine Musik viel reiner, klarer. Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll.« Sie streichelte über den bauchigen Resonanzkörper des schönen Instruments. »Jedes Mal, wenn ich eine Saite anschlage, spüre ich Mutters Gegenwart und meine, sie zu hören. Es ist so, als ob wir gemeinsam spielten. Ist das nicht verrückt?«
    Endres räusperte sich. »Nein, überhaupt nicht. Dein Spiel hat sich verbessert, und du klingst ganz wie Christine.«
    Versonnen drehte Jeanne die Laute hin und her und nahm jedes Detail in sich auf. »Es ist mehr als das. Was hast du anders gemacht bei dieser Laute? Sie hat ein Geheimnis.«
    »Und das bleibt mein Geheimnis, Jeanne.« Er lächelte und erbrach das Siegel des Umschlags, den der Wirt ihm gegeben hatte. »Wollen mal sehen, wer uns schreibt.« Seine Augen überflogen die Zeilen. »Monsieur Paullet.«
    »Oh.« Monsieur Cosmè Paullet weckte gemischte Gefühle in Jeanne. Der Pariser Kaufmann, mit dem sie von Freiberg nach Dresden gereist waren, handelte mit Tuchwaren und Silber und hatte sich ihnen gegenüber als äußerst großzügig erwiesen. Seine Wagen waren gut bewacht, und unter seinem Schutz waren sie sicher bis in die Residenzstadt gelangt. Doch der Kaufmann war Witwer, nicht mehr jung und ganz offensichtlich auf der Suche nach einer neuen Frau. Immer wieder verwickelte er Endres in Unterhaltungen, an denen Jeanne nicht teilnehmen durfte, und hinterließ bei ihr das ungute Gefühl, dass es um ihre Zukunft ging.

    »Er kommt uns morgen früh besuchen. Zieh nicht so ein Gesicht. Er ist ein höflicher Mensch und großzügig. Es gibt nichts, was wir ihm vorwerfen könnten. Sein Betragen ist untadelig. Cosmè ist ein vermögender Mann und könnte dir eine sichere Zukunft in Frankreich bieten.«
    Cosmè Paullet hatte tatsächlich um ihre Hand angehalten! Sie seufzte schwer und dachte an Gerwin. Natürlich hatte sie ihn nicht spüren lassen, wie sehr sie von seiner veränderten Erscheinung beeindruckt war. Junker Welf! Jeanne kratzte sich am Arm. »Dieser Dreck! Flöhe! Und nachts kriechen die Wanzen hervor!« Sie biss sich auf die Unterlippe und strich den Ärmel ihres Kleides wieder glatt. »Heute ist die Lage für uns eine andere als noch vor wenigen Tagen. Ich werde vielleicht eine Stellung als Hofmusikerin bei Scandello erhalten, und wenn du die Theorbe verkauft hast, werden sie dir neue Aufträge geben. Was ich sagen will …«
    »Ich habe dich schon verstanden. Gut, aber wir sprechen morgen mit Paullet. Er verdient es, dass wir ihn respektvoll behandeln. Und du solltest dir eine Heirat mit ihm dennoch durch den Kopf gehen lassen, denn das Leben bei Hof kann gefährlich sein.«
    Erleichtert über das Einlenken ihres Vaters atmete Jeanne auf. »Hast du die schönen Roben der Damen gesehen? Und die Tänzer? Waren sie nicht wundervoll? Und wie elegant sie reden. Nicht so plump und gehässig wie diese Trampel im Dorf. Ich wünschte nur, ich könnte Afras Gesicht sehen! Dieses furchtbare Weib, das uns nur Böses wollte und selbst nur nichtsnutzige, liederliche Söhne hat.«
    Endres schüttelte den Kopf. »Sprich nicht so, Jeanne. Immerhin haben sie uns aufgenommen und uns in der Not geholfen. Wir wollen niemandem Schlechtes wünschen, denn dann sind wir nicht besser als jene.«
    »Entschuldige.« Sorgfältig wickelte sie die Laute ein, während ihr Vater die Tür für die Nacht verriegelte.

     
    Der nächste Morgen begrüßte sie mit blauem Himmel und einer wärmenden Frühlingssonne. Die Melodie aus einem der gestrigen Madrigale auf den Lippen, stieg Jeanne hinter ihrem Vater die Treppe zur Gaststube hinunter, in der es

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