Die Lazarus-Vendetta
blassäugigen Engländer neben ihr einen Blick zu. »Weißt du, wovon er redet?«
»Keine Ahnung«, erwiderte Peter aufgeräumt. »Aber mir ist aufgefallen, dass unser Freund hier in Paris ein paar sotto voce Anrufe gemacht hat, als wir auf den Flug nach Lissabon gewartet haben. Also vermute ich, dass er noch was im Ärmel hat.«
Immer noch grinsend, stieß Smith die Tür auf und trat ins Freie. Er hob eine Hand und winkte ein in Tarnfarben gespritztes Militärfahrzeug, einen gepanzerten Mannschaftswagen, herbei, der ein Stück die Straße hinab parkte. Er setzte sich in Bewegung und rollte heran.
»Colonel Smith und Begleitung?«, fragte der Staff Sergeant der U.S. Air Force hinter dem Steuer.
»Das sind wir«, sagte Smith und öffnete bereits die hintere Tür, ließ Randi und Peter den Vortritt und stieg dann selbst ein.
Der Mannschaftswagen fuhr los. Nach etwa einem halben Kilometer bog er in Richtung eines Tors im Begrenzungszaun ab. Dort überprüften zwei finster blickende Posten mit geladenen M16 ihre Ausweise und verglichen sorgfältig Fotos und Gesichter. Zufrieden mit dem Ergebnis winkten die Soldaten sie auf das Gelände des U.S. Luftwaffenstützpunkts in Lajes durch.
Das Fahrzeug bog nach links und raste an den Das Fahrzeug bog nach links und raste an den Transportern und KC-10-Tankflugzeugen in grauen Tarnfarben säumten die Landebahn. Auf einer Seite des Flugfelds senkte sich das Gelände und fiel schließlich steil zum Atlantik ab. Auf der anderen Seite erhoben sich grün leuchtende Berghänge, die von niedrigen Mauern aus dunklem Vulkangestein in eine Vielzahl kleiner Felder unterteilt wurden. Der Duft wilder Blumen und der salzige Geschmack des Ozeans mischten sich eigentümlich mit dem scharfen, beißenden Gestank von halb verbranntem Flugbenzin.
»Ihr Vogel ist vor ’ner Stunde aus den Staaten eingetroffen«, informierte sie der Sergeant der Air Force. »Er wird gerade hergerichtet.«
Randi sah Smith an. »Unser Vogel? « , fragte sie erstaunt.
Jon zuckte mit Schultern. »Ein UH-60L Black Hawk Helikopter der U.S. Army«, erklärte er. »Zur gleichen Zeit hierher transportiert, während wir von Paris nach Lissabon flogen. Ich dachte, er könnte uns vielleicht nützlich sein.«
»Gute Idee«, erwiderte Randi mit kaum verhohlenem Sarkasmus. »Damit ich das nicht falsch verstehe: Du hast mal kurz mit den Fingern geschnippt, und schon haben die Armee und die Luftwaffe dir einen zig Millionen teuren Helikopter für unseren persönlichen Gebrauch zur Verfügung gestellt? Sehe ich das so richtig, Jon?«
»Ich habe einige Freunde im Pentagon gebeten, an ein paar Fäden zu ziehen«, antwortete Smith bescheiden. »Alle haben so große Angst vor der Bedrohung durch die Nanophagen, dass sie bereit sind, für uns ein paar Vorschriften zu umgehen.«
Randi drehte sich zu dem wettergegerbten Engländer um.
»Ich nehme an, du bist überzeugt, dass du einen Black Hawk fliegen kannst?«
»Nun, wenn ich es nicht kann, werden wir das bald auf die harte Tour erfahren«, erwiderte Peter gut gelaunt.
Kapitel sechsundvierzig
PharmaTech-Flugplatz, Insel Santa María
Hideo Nomura ging am Rand der langen, betonierten Landebahn langsam auf und ab. Der Wind, der von Osten kam, strich flüsternd durch sein kurzes schwarzes Haar. Die sanfte Brise trug den würzigen, sonnendurchglühten Duft von hohem Gras, das auf dem Plateau jenseits des Zauns wuchs, bis zu ihm herab. Er blickte nach oben. Die Sonne stand noch immer hoch am Himmel und begann gerade erst ihren langsamen Abstieg zum westlichen Horizont. Weit im Norden zogen ein paar Wolken vorüber, kleine weiße Wattebäusche am tiefblauen Himmel.
Nomura lächelte. Das Wetter war in jeder Beziehung perfekt. Er wandte sich zu seinem Vater um, der – flankiert von zwei von Terces hartgesichtigen Wachen – hinter ihm stand. Die Hände des alten Mannes waren mit Handschellen auf seinen Rücken gefesselt.
»Ist das nicht eine wundervolle Ironie?«, fragte er seinen Vater lächelnd.
Jinjiro maß ihn mit einem kalten, starren Blick. »Es gibt hier vieles, das nur mit Ironie zu ertragen ist, Lazarus«, erwiderte er und vermied es, seinen Sohn bei seinem eigenen Namen zu nennen. »Was genau meinst du?«
Den Hohn in den Worten seines Vaters ignorierend, nickte der jüngere Mann zu der Landebahn hinüber. »Diesen Flugplatz«, erklärte er. »Die Amerikaner haben ihn 1944 während des Kriegs gegen Deutschland und unser geliebtes Vaterland gebaut. Ihre Bomber benutzten die Insel zum
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