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Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
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brummte er, doch es war ihm anzusehen, dass er Agnes bereits ins Herz geschlossen hatte.
    »So, und nun geht schlafen. Wir haben schon die erste Stunde der Nacht …« Dann stockte Meister Heller. »Kloster Engelthal? Da war neulich ein Bote bei mir, der wollte, dass ich Gewürze ins Kloster liefere. Nun, dem habe ich etwas erzählt! Ich bin doch kein Gewürzhändler. So etwas können wir uns gar nicht leisten.«
    »So weit dazu, dass du deiner Frau alles auf dem Markt kaufen wirst, lieber Anselm!«
    Der junge Bäcker überhörte Benedictas spitze Bemerkung und widmete sich ganz seiner Braut. Aufgeregt legte er den Arm um sie und wollte sie in seine Kammer führen.
    »Haltet ein!«, rief Crippin. »Ihr mögt ja schon von den Früchten der Ehe genascht haben, aber unter meinem Dach teilt ihr erst die Kammer, wenn ihr verheiratet seid. Komm, mein Sohn, du schläfst bei mir und überlässt den beiden Frauen deine Kammer. Und der Hund bleibt in der Diele liegen.«
    »Er wird mir wohl gehorchen«, sagte Benedicta. »Aber vielleicht könntet Ihr noch einen Kanten Brot für ihn erübrigen. Mit leerem Bauch schläft es sich schlecht.«
    »Jetzt frisst mir der hochwohlgeborene Köter auch noch mein Brot auf!«, knurrte Meister Heller. »Die Hunde bekommen das, was sie in den Gassen finden.«
    »Ich möchte ihn aber nicht allein vors Haus jagen. Er kennt die Stadt doch gar nicht. Er scheint mir ein Jagdhund zu sein, wie ihn nur die Burgherren besitzen. Das Tier ist uns im Wald zugelaufen. Es hat Agnes vor einem Schlangenbiss gerettet. Seitdem weicht es uns nicht mehr von der Seite.«
    »Gut, einen Kanten dafür, dass er der Agnes das Leben gerettet hat«, knurrte der Bäcker und verschwand in der Backstube.
    Die Gelegenheit nutzte Anselm, um sich noch einen Kuss von Agnes zu ertrotzen. Benedicta wusste nicht, wohin sie schauen sollte, und konnte kaum glauben, dass sie selbst Julian vor nicht allzu langer Zeit tatsächlich vor Agnes’ Augen geküsst hatte.
    Crippin erlöste Benedicta aus ihrer Verlegenheit, denn als er aus der Backstube kam, brüllte er aufgebracht: »Auseinander!«
    Widerwillig löste sich Anselm aus der Umarmung mit seiner Braut.
    »Und was sagt deine Familie dazu?«, fragte Crippin seine zukünftige Schwiegertochter.
    »Ich bin ein Findelkind«, erwiderte Agnes verlegen.
    Crippin rollte mit den Augen. »Ich hätte mir denken können, dass es niemanden gibt, der die Hochzeit ausrichtet. Wie gut, dass es kein großes Fest wird!«, brummte er und stieg die Treppe hinauf.
    Benedicta machte dem Hund klar, dass er unten in der Diele schlafen musste. Artemis legte den Kopf schief und gehorchte.
    Nun führte Anselm Agnes und Benedicta zu seiner Kammer und leuchtete mit einem Kienspan hinein, damit die beiden sein Bett fanden. Sogleich streckten sie sich auch erschöpft darauf aus. Doch kaum war die Tür hinter Benedicta und Agnes ins Schloss gefallen, plapperten sie gleichzeitig drauflos.
    »Gott hat meine Gebete erhört«, seufzte Benedicta.
    »Es ist ein Wunder …«, jauchzte Agnes, bevor sie in ein irres Kichern ausbrach.
    »Benedicta, das hätte ich dir niemals zugetraut. Eine keusche Schwester rettet uns, indem sie Unzüchtiges verbreitet. Und dass du so gut lügen kannst!«
    Zum Glück sah Agnes nicht, wie ihrer Freundin die Schamesröte ins Gesicht stieg. Es wunderte Benedicta selbst am meisten, wie rasch ihr die richtigen Worte über die Lippen gekommen waren. Doch dann fiel ihr etwas ein, und sie schreckte hoch.
    »Agnes, ich weiß nicht alles, was zwischen Mann und Frau geschieht, aber wird der gute Crippin nicht bald merken, dass du gar kein Kind bekommst?«
    Agnes lächelte beseelt in sich hinein. »Das lass nur meine Sorge sein«, flötete sie, bevor ihr die Augen zufielen.
    Auf ihre Frage, ob die Freundin denn bereits einen bestimmten Plan verfolge, bekam Benedicta nichts als ein zufriedenes Schnarchen zur Antwort.

28
    »Julian, hörst du mich? Wenn du mich hörst, dann gib mir ein Zeichen. Mit Vater geht es zu Ende, und er besteht darauf, dich noch einmal zu sprechen.«
    Die Stimme des Bruders klang wie aus weiter Ferne. Und sie klang flehentlich.
    Es dauerte eine Weile, bis Julian die Dringlichkeit dieser Botschaft verstand. Wenn er sich jetzt nicht aufraffte, würde er seinen Vater nicht mehr lebend antreffen. Vielleicht ist dies das Beste, ging es ihm durch den Kopf, denn eine innere Stimme warnte ihn. Aber den Mut, sich seinem mächtigen Vater zu widersetzen, besaß er nicht.
    Stöhnend und

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