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Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
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Verlobung gefeiert, bevor ich wusste, dass Benedicta frei wäre …«
    »Frei ist sie nicht. Sie wird immer auf der Flucht sein …«
    »Genau, und deshalb bitte ich dich ja auch um einen zweiten Gefallen.«
    Konstantin wurde weiß um die Nase. »Du verlangst doch nicht etwa von mir …?«
    »Heirate sie, sobald du sie gefunden hast! Bei dir ist sie sicher.«
    »Aber was sollte ich ihr denn sagen? Sie liebt dich.«
    »Sag ihr, der Fechtmeister Julian von Ehrenreit ist tot!«

29
    Benedicta hatte die ganze Nacht in Anselms Kammer wach gelegen. An Schlaf war aus zweierlei Gründen nicht zu denken gewesen. Agnes schnarchte so laut, dass das Bett bebte, und Benedicta wollte auf keinen Fall die sechste Stunde verschlafen.
    Als die Kirchturmuhr sechsmal schlug, war sie erleichtert, dass sie endlich aufstehen konnte. Fahles Mondlicht fiel durch ein Fensterchen. Angewidert sah sie an sich hinunter. Sie hatte in ihrer verdreckten Kleidung geschlafen und sehnte sich nach einem sauberen Überkleid. Auch ihr Haar, durch das sie prüfend fuhr, stand nach wie vor wirr vom Kopf ab. Nie hätte sie gedacht, dass sie sich einmal ihren Schleier zurückwünschen würde, unter dem sich die widerspenstigen dunklen Locken verbergen ließen.
    Sie seufzte. Nur nicht darüber nachgrübeln!, sprach sie sich gut zu. Ich bin nicht im Kloster, sondern in einem Bäckerhaus. Als sie auf den Flur hinaustrat, stieß sie beinahe mit Meister Heller zusammen und erschrak.
    »Nun, das hätte ich Euch nicht zugetraut«, begrüßte er sie väterlich und längst nicht mehr so feindselig wie am Abend zuvor. Er betrachtete sie kritisch im Schein seines Kienspans. »So zerlumpt nehme ich Euch aber nicht mit in die Backstube«, brummte er und fügte hinzu: »Wartet hier!«
    Einen Augenblick später kehrte er mit einem Berg voller Kleidung über dem Arm zurück. »Das alles gehörte meiner seligen Frau«, erklärte er ihr verlegen. »Aber sie sind sauber. Meine Frau war noch kurz vor ihrem Tod am Fluss und hat alle ihre Kleider gewaschen.« Bei dem Gedanken, dass diese Kleider im Fluss zusammen mit Unrat und den Hundekadavern gewaschen worden waren, verspürte Benedicta eine leichte Übelkeit, aber sie erklärte tapfer: »Habt Dank, ich werde mir etwas aussuchen.«
    »Und noch etwas«, murmelte der Bäckermeister. »Ich kann Euch in der Backstube nicht ansprechen, wie es Eurem Stand gebührt. Das versteht Ihr sicher, nicht wahr?«
    Benedicta nickte und freute sich mächtig darauf, den Bäckermeister von ihren Fähigkeiten zu überzeugen. Nun aber musste sie sich erst einmal in Brunhild verwandeln. In der Kammer versuchte sie etwas Passendes zu finden und brach in leises Gekicher aus. Anselms Mutter musste ungefähr doppelt so breit und halb so groß gewesen sein wie sie selbst. Kleid und Überkleid reichten ihr bis knapp über die Knie und schlotterten ihr um die Glieder. Sie hätte viermal hineingepasst.
    Gut gelaunt betrat sie schließlich die Backstube. Meister Heller verzog das Gesicht zu einem Schmunzeln. Der junge Mann, der mit ihm in der Backstube stand, starrte sie dafür völlig entgeistert an. Dann suchte er den Blick seines Meisters. Der nickte ihm aufmunternd zu.
    »Das ist Brunhild. Sie behauptet, dass sie backen kann.«
    »Ich bin der Lehrjunge Gieselbert«, stellte sich der junge Mann Benedicta vor und hörte nicht auf, sie zweifelnd zu mustern.
    »Sie ist die Schwester unserer neuen Magd«, erklärte Crippin. Gieselbert guckte noch ungläubiger.
    Benedicta sah Meister Heller fragend an, doch der warf ihr nur einen warnenden Blick zu. Offensichtlich wollte er nicht, dass der Lehrjunge von der bevorstehenden Hochzeit zwischen Agnes und Anselm erfuhr.
    »Mach den Mund zu, Gieselbert!«, raunzte Crippin. »Ich weiß, ich habe mich lange dagegen gesträubt, Weiber im Haus zu haben, aber ich sehne mich einmal wieder nach einem gut zubereiteten Gänsebraten und einer gefegten Stube. Aber schwätz ja nicht darüber in den Gassen! Das gibt nur böses Blut. Hast du verstanden?«
    »Wie Ihr wollt, Meister Heller«, erwiderte der junge Mann murrend.
    Der Lehrjunge war ein schmächtiger Bursche mit rotblondem strohigem Haar und einem grob geschnittenen Gesicht. Benedicta missfiel sein Ton, und sie verspürte eine gewisse Abneigung gegen den Burschen, doch sie verscheuchte ihre Gedanken. Lieber wollte sie Crippin endlich beweisen, was in ihr steckte.
    Das war gar nicht so einfach in der winzigen und stickigen Backstube. Die war nicht zu vergleichen mit der

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