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Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
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wandte sie sich um und stieß auf Anselm, Agnes und Crippin. Erleichtert atmete sie auf. Die beiden Verlobten sahen aus, als könnten sie kein Wässerchen trüben. Anselm trug seine Bäckerschürze, Agnes ein Kleid, das wohl auch einmal Anselms seliger Mutter gehört hatte. Es schlackerte ihr um den Körper, wenngleich es nicht ganz so weit war wie bei Benedicta. Obwohl Crippin ihr gerade eindringlich klarmachte, dass sie in Zukunft vor Vater und Sohn aufzustehen habe, lächelte Agnes beseelt. Ihre Wangen glühten, und ihre Augen strahlten. Auch Anselm trug ein für Benedictas Empfinden recht einfältiges Grinsen zur Schau. Ihr Blick traf den von Agnes. Missbilligend schüttelte Benedicta den Kopf, doch die Freundin lächelte immer noch.
    Benedicta wollte keine Zeit mehr verlieren und sich in die Backstube zurückziehen. Auf halber Stiege drehte sie sich noch einmal um. »Die Tochter des Bäckermeisters Burchard war hier und wollte wissen, warum die Bettelweiber noch im Haus sind. Ich habe sie hinausgeschoben und die Tür hinter ihr zugeschlagen. Ich befürchte aber, sie kommt wieder.«
    Crippin seufzte schwer. »Ich glaube, ich sollte schnell nach Sankt Sebaldus gehen und eure Hochzeit mit dem Pfarrer besprechen. Ich bete zu Gott, dass er von einem Aufgebot Abstand nimmt. Nicht auszudenken, dass eure Namen wochenlang an der Kirchentüre hängen! Da muss ich mir etwas Geschicktes einfallen lassen.«
    »Vater, Meister Burchard wird es eines Tages so oder so erfahren. In dieser Gasse lässt sich nichts vor ihm verheimlichen«, erwiderte Anselm.
    »Das weiß ich doch, aber mir wäre wohler, er erführe es erst lange nachdem ihr Mann und Frau geworden seid. Dann wird sein Zorn schneller verrauchen, weil es unabänderlich ist.«
    »Vater, er wird immer Mittel und Wege finden, dir das Leben schwer zu machen. Es wird höchste Zeit, dass wir uns nicht länger von ihm gängeln lassen! Ich glaube nicht, dass er wirklich etwas gegen dich unternehmen kann. Er schüchtert dich bloß ein. Ich werde mir das jedenfalls nicht gefallen lassen, wenn ich der Herr über das Backhaus sein werde.« Anselms Stimme klang scharf.
    »Ja, wenn …«, knurrte Crippin und sah seinen Sohn missbilligend an. »Wenn Meister Burchard es unter den veränderten Bedingungen nicht zu verhindern weiß.«
    Benedicta, die immer noch auf der Stiege stand und dem Gespräch gelauscht hatte, warf dem jungen Bäcker einen bewundernden Blick zu. Er sprach ihr aus der Seele. Das hätte sie ihm gar nicht zugetraut. Vielleicht ist er ja gar nicht so dumm, wie ich zunächst annahm, schoss es ihr durch den Kopf.
    »Euer Sohn hat recht. Lasst Euch nichts gefallen von Meister Burchard. Was nützt es, wenn Ihr nichts mehr verkauft, weil er bessere Roggenbrote herstellt? Eigentlich müsste er im Gegenzuge darauf verzichten, beim Backen dunkles Mehl zu verwenden. Und deshalb backe ich Euch jetzt so viele Brote, wie ich nur kann, um sie auf dem Markt zu verkaufen. Ihr werdet sehen, er kann nichts dagegen unternehmen, und die Leute werden uns bestürmen …«
    »Aber Ihr geht nicht mit zum Markt! Weder Ihr noch die Agnes. Ich will nicht, dass man euch sieht, bevor …«
    »Nein, Meister Heller, bevor die Hochzeit gefeiert wird, trauen wir uns nicht aus dem Haus«, seufzte Benedicta und fügte leise hinzu: »Wenn diese Lukarde bloß kein Unheil stiftet.«
    Sie hatte den Satz kaum zu Ende geführt, als es unten an der Haustür pochte. Und zwar kräftiger und fordernder als vorhin.
    »Wenn man vom Teufel spricht«, raunte Agnes.
    »Ich gehe schon«, sagte Crippin beherzt und eilte die Stiege hinab.
    Benedicta, Agnes und Anselm hielten den Atem an, aber es war nicht Lukardes Stimme, die nun wie ein Donnerhall bis zu ihnen nach oben dröhnte. »Guter Heller, was muss ich hören? Du beherbergst Bettelweiber unter deinem Dach?«
    »Wer behauptet denn so etwas?« Crippins Stimme klang entschlossen.
    »Willst du das etwa leugnen, lieber Freund?«, flötete der Weißbäcker.
    »Ich glaube, man hat dir einen Bären aufgebunden.«
    »Lüg mich nicht an! Dein Sohn hat das Gesindel mit ins Haus genommen. Eigentlich wollte er den Büttel holen, um die dreisten Weiber aus der Stadt zu jagen, aber keiner hat sie euer Haus verlassen sehen. Und meine Tochter wurde gerade von einer der beiden grob fortgejagt. Es missfällt mir, dass ihr solchem Gesindel Tor und Tür öffnet. Das ist kein Umgang für einen anständigen Bäckermeister. Und dass du zulässt, wie sie ein anständiges Mädchen

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