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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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starke Strömung das ganze Jahr über eine Fahrrinne offen. Da ich sehr müde war, ging ich sofort auf unser Zimmer, Burrich und Flink hingegen freuten sich beide auf eine warme Mahlzeit und Gesellschaft, ganz zu schweigen von einigen Humpen Ale. Ich hatte nicht erwartet, sie bald wiederzusehen, doch kaum zwei Stunden waren vergangen, als sie aus der Gaststube heraufkamen, um sich schlafen zu legen.
    Burrich hüllte sich in grimmiges Schweigen, doch nachdem er sich zur Seite gedreht hatte, erzählte mir Flink mit gedämpfter Stimme von seinem Bett her, wie schlecht man in dieser Stadt von unserem König sprach.
    »Hätten sie gewußt, daß wir von Bocksburg waren, hätten sie, glaube ich, nicht so offen geredet. Doch wegen unserer fremdländischen Kleidung hielten sie uns für Händler oder Kaufleute. Ein dutzendmal hatte ich Angst, Burrich würde sich mit ihnen anlegen. Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, wie er es fertigbrachte, sich zu beherrschen. Alle beschweren sich über die Steuern zur Verteidigung der Küste. Sie spotten und sagen, trotz all des Geldes, das man ihnen aus der Tasche zieht, wären im Herbst, als das gute Wetter noch anhielt, die Korsaren gekommen und hätten zwei Dörfer gebrandschatzt.« Nach einer kurzen Pause fügte er unsicher hinzu: »Aber Prinz Edel steht bei ihnen in hohem Ansehen. Er hat mit der Prinzessin und ihrem Gefolge auf dem Rückweg nach Bocksburg hier Rast gemacht. Ein Mann am Tisch meinte, sie wäre ein großer weißer Fisch von einem Weib, gerade recht für den Küstenkönig. Und ein anderer sagte, wenigstens Prinz Edel wisse sein ungerechtes Los mit Anstand zu tragen, ganz wie ein wahrer Sproß aus königlichem Blut. Dann stießen sie an und wünschten ihm Gesundheit und ein langes Leben.«
    Eiseskälte strömte durch meine Adern. Ebenso leise fragte ich: »Die überfallenen Dörfer. Hast du gehört, welche es waren?«
    »Walbein oben in Bearns. Und Syltport bei uns.«
    Die Dunkelheit um mich wurde undurchdringlich. Die ganze Nacht lag ich wach und starrte mit offenen Augen ins Leere.
    Am nächsten Morgen verließen wir Turlake. Zu Pferd. Querfeldein. Burrich wollte nicht auf der Straße weiterreiten, ich hatte vergeblich Protest eingelegt. Er hörte sich meine Beschwerde an, dann nahm er mich zur Seite und fragte schroff: »Willst du sterben?«
    Ich starrte ihn verständnislos an. Er schnaubte angewidert.
    »Fitz, alles ist noch beim alten. Du bist immer noch ein königlicher Bastard, und Prinz Edel betrachtet dich nach wie vor als einen Stolperstein auf seinem Weg zur Macht. Er hat versucht, dich loszuwerden, nicht einmal, sondern dreimal. Bildest du dir ein, er wird dich in Bocksburg willkommen heißen? Nein. Für ihn um so besser, wenn keiner von uns je wieder dort auftaucht. Aber laufen wir ihm nicht blind ins offene Messer. Wir schlagen uns in die Büsche. Wenn er oder seine Handlanger uns haben wollen, müssen sie uns jagen. Und Edel ist nie ein großer Jäger gewesen.«
    »Stehen wir nicht unter Veritas’ Schutz?« fragte ich niedergeschlagen.
    »Du bist des Königs Mann und Veritas ist König-zur-Rechten«, hatte Burrich mich erinnert. »Du beschützt deinen König, Fitz, nicht umgekehrt. Auch wenn ihm an dir liegt, er hat Wichtigeres zu bedenken. Die Roten Korsaren. Eine junge Frau. Und einen jüngeren Bruder, der glaubt, die Krone passe besser auf seinen Kopf. Nein. Erwarte nicht, daß der König-zur-Rechten die Hand über dich hält. Du mußt selbst auf dich achten.«
    Mein einziger Gedanke war die verlorene Zeit, bis ich mich auf die Suche nach Molly machen konnte, aber das behielt ich für mich. Burrich wußte nichts von meinem Traum. Ich sagte nur: »Edel müßte verrückt sein, noch einen Anschlag auf uns zu unternehmen, fast in Sichtweite von Bocksburg. Jeder würde wissen, daß er der Mörder ist.«
    »Nicht verrückt, Fitz, nur skrupellos, und das ist er. Wir sollten nie den Fehler begehen und glauben, daß Edel nach den Regeln handelt, an die wir uns halten, oder daß er auch nur denkt wie wir. Wenn Edel eine Möglichkeit sieht, uns aus dem Weg zu räumen, wird er sie ergreifen, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, ob man ihn verdächtigen könnte oder nicht, solange es keine Beweise gibt. Veritas ist unser König-zur-Rechten, nicht unser König. Noch nicht. Während König Listenreich lebt und auf dem Thron sitzt, wird Edel es verstehen, sich bei seinem Vater einzuschmeicheln. Er kann sich manches erlauben, auch einen Mord.«
    Burrich hatte sein

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