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Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen

Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen

Titel: Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Herzen, er konnte es nicht abstreiten: Sider Ament hatte gewollt, dass er, Pan, ihn an sich nahm.
    Langsam stand er auf und betrachtete die Ebenen in westlicher Richtung, die Berge im Osten, musterte die Landschaft. Er suchte nach Anzeichen von Bewegung, suchte nach den Drouj, blickte in die Richtung, wo ihre Armee lagerte, sah sich in der dunklen Einmündung des Passes nach Arik Siq um. Aber nirgendwo rührte sich etwas, nichts erregte seine Aufmerksamkeit. Schließlich richtete sich sein Blick zum Himmel, und er versuchte, den Falken aufzuspüren, den er zuvor zwischen den Gipfeln hatte fliegen sehen. Doch auch der Raubvogel war verschwunden.
    Er war allein mit den Toten und seinen Gedanken, was ihr Sterben wohl bedeutet haben mochte.
    Denn das war das letzte Maß all seiner möglichen Entscheidungen. Es ging nicht nur um Sider, sondern auch um die Männer von Glensk Wood, die ihr Leben bei dem Versuch geopfert hatten, den Pass zu verteidigen. Was schuldete er ihnen dafür? Welche Verpflichtung hatte er ihnen gegenüber? Selbstverständlich hätte er einwenden können, dass er ihnen gar nichts schuldete, weil er sie schließlich nicht darum gebeten hatte, ihr Leben zu opfern. Aber wenn Männer starben, während man dabei war, ihre letzten Augenblicke mit einem teilten, lud man dadurch ganz gewiss irgendeine Verpflichtung auf sich.
    Und das war noch längst nicht alles. Irgendwann würden die Trolle einen Weg in das Tal finden, und es würden noch viel mehr sterben. Schuldete er diesen Leuten auch etwas? In seinem Innersten kannte er die Antwort. Wenn er etwas tun konnte, um ihnen zu helfen, sie vielleicht sogar zu retten vermochte, dann musste er handeln. Das war ein Schwur, den er schon lange vor diesem Tag abgelegt hatte. Es war das Gelöbnis eines Fährtenlesers an seine Kameraden, sein Volk. Er musste dienen, sie beschützen, so gut er konnte, musste seine Ausbildung, seine Fähigkeiten, seine ganze Entschlossenheit dafür in die Waagschale werfen. Nichts, was hier geschehen war, hatte etwas an dieser Verantwortung verändert.
    Erneut glitt sein Blick zur Seite und blieb an dem schwarzen Stab hängen. Es mochte ihm nicht gefallen, aber genau so sah es aus. Die Leute im Tal verließen sich auf ihn. Prue verließ sich auf ihn. Er war ihnen allen verpflichtet, an sie gebunden, als wären sie seine Mündel und er ihr Hüter. Er konnte sie nicht einfach im Stich lassen, weil er um sich selbst fürchtete. Er durfte nicht zulassen, dass Zweifel und Unsicherheit seine Entscheidungen beeinflussten oder seine Entschlossenheit unterminierten.
    Ohne weiter nachzudenken, bückte er sich und nahm den schwarzen Stab aus Sider Aments toten Händen.
    »Mach mit mir, was du willst«, flüsterte er. Er blickte auf die glatte, schwarze Oberfläche des Holzes, folgte dem Schwung der komplizierten, eingeritzten Runen und suchte nach etwas, das die Magie enthüllte, die darin verborgen lag.
    Nichts geschah.
    Gar nichts.
    Er stand im Schatten der Berge, während Wolken am Himmel aufzogen, die Regen verhießen, und fragte sich, was er noch tun musste.
    Als reichlich Zeit verstrichen war und der Stab immer noch nicht auf irgendeine wahrnehmbare Art und Weise in seinen Händen reagiert hatte, lehnte er ihn gegen einen Felshaufen und machte sich daran, Sider Ament zu bestatten. Der Boden war hart und felsig, und er hatte keinerlei Grabewerkzeuge. Deshalb begnügte er sich damit, ein Hügelgrab aus Steinen zu errichten. Er trug die Steine zu der Stelle, wo er den Grauen hingelegt hatte, stapelte sie dann um ihn herum und über ihn, bis der Leichnam nicht mehr zu sehen war. Er versuchte, die Steine so dicht wie möglich aufzuschichten, damit sich keine Tiere hineinzwängen konnten. Er benutzte dafür die schwersten Steine, die er schleppen konnte, und war sich gleichzeitig der Tatsache sehr wohl bewusst, dass die größeren Kreaturen der Außenwelt, zum Beispiel die Agenahls, sich davon nicht abschrecken lassen würden. Die meisten Aasfresser des Tals jedoch würden das Hügelgrab einfach ignorieren. Die Reste der Drouj waren weit leichtere Beute, um ihren Hunger zu stillen. Der Leichnam des Grauen sollte einigermaßen sicher sein, bis er Zeit fand, mit dem richtigen Werkzeug zu ihm zurückzukehren.
    Er gab sich selbst das Versprechen, dies so bald wie möglich zu tun. Dann würde er seinen Freund wieder ausgraben und ihn ins Tal bringen, damit er in der Erde begraben wurde, auf der er geboren worden war und die ihm sein ganzes Leben als

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