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Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Titel: Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. A. Stone
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Kobolde. Und meine Gefährten. Ich gehe zu ihnen. Sie sitzen schweigend da.
    Kathinka wirkt frisch und erholt. Ihr dunkles, langes Haar glänzt. Ihre Veilchenaugen zeigen nicht das kleinste Rot, sondern blicken klar und bestimmt. Man würde nie vermuten, dass sie letzte Nacht bitterlich geweint hat. Sie hat ein knöchellanges grünes Kleid angezogen, das ihr sehr gut steht. Eine bunte Stola liegt um ihre Schultern. Ich komme nicht umhin, wieder einmal festzustellen, wie schön sie doch für eine Menschenfrau ist.
    Knut begrüßt mich mit einem knappen »Grumpf«.
    Romaldo nickt mir nicht einmal zu. Er ist heute ganz besonders adrett gekleidet. Die Rüschen seines Hemdes sind von einem zarten Rosa. Sein Gilet dunkelblau. Eine gestreifte Leinenhose und lange, rote Lederstiefel vervollständigen das Bild eines geckenhaften Schönlings. Seine geölten Kopf- und Barthaare schimmern dunkel. Auf der Lehne seines Stuhls hängt ein großer, brauner Hut, den eine reinweiße, lange Schwanenfeder ziert. Ich grinse verächtlich. Romaldo ist und bleibt ein Geck.
    Ohne zu fragen setze ich mich zu den Dreien und greife nach Brot, Käse und Wurst. Wir haben uns nichts zu sagen. Daher esse ich, trinke Tee und beobachte die anderen. Die Zeit vergeht. Alle haben aufgegessen, aber keiner steht auf. So bleibe auch ich sitzen, senke meinen Blick und beginne, ausführlich meine scharfen, breiten Fingernägel zu betrachten.
    »Grumpf«, sagt Knut und deutet hinter mich. Zwei Amazonen kommen an unseren Tisch und fordern uns auf, ihnen zu folgen.
     
    Treppe um Treppe steigen wir hinab. Immer wieder kommen wir an schwerbewaffneten Amazonen vorbei, die uns argwöhnisch beäugen. Irgendwann höre ich auf die Stufen zu zählen. Wir müssen mittlerweile tief im Inneren des Kastells sein. Endlich erreichen wir einen schmalen Flur. Ein Trupp Amazonen erwartet uns. Sie verbinden unsere Augen, greifen unsere Hände und führen uns weiter. Ich höre, wie Türen geöffnet und wieder geschlossen werden. Langsam verliere ich das Zeitgefühl. Schritt um Schritt geht es durch die Dunkelheit. Eine weitere Tür wird geöffnet. Nach einigen Metern halten wir an. Endlich nimmt mir jemand die Augenbinde ab und ich sehe mich um. Wir sind in einer großen Kaverne. Rundum ist Fels. Die Wände, der Boden, die Decke, alles ist aus massivem Stein. Zahlreiche Fackeln beleuchten den Raum. Die Höhle ist riesig, wie mir scheint. Waffenstarrende Amazonen umringen uns. Viele haben drei mittelgroße Spinnen in ihren tätowierten Gesichtsnetzen. Ich vermute, dass die drei Spinnen das Zeichen der Tempelwache sind. Ein gutes Dutzend Amazonen ist kahlgeschoren und trägt goldene Sicheln in ihren Gürteln. Das sind die Priesterinnen. Einige Meter vor mir befindet sich ein Alter. Er ist aus grob behauenem Stein. Ein kleiner smaragdgrüner Kelch steht auf der flachen Oberseite des Altars. Er wirkt unscheinbar. Dieser kleine Kelch ist also das Heiligtum der Amazonen. Ich habe mir mehr erwartet. Da geht ein leises Raunen durch die Menge der Amazonen. Die Kriegrinnen knien nieder und beugen ihre Köpfe. Die Priesterinnen versammeln sich hinter dem Altar. Es ist soweit: Die Königin kommt. Neugierig drehe ich mich in ihre Richtung und bin verblüfft. Sie ist groß. Fast so groß wie ich. Und sehr dünn. Sie trägt ein ärmelloses, tief ausgeschnittenes blaues Kleid, einen schmalen schwarzen Gürtel und Sandalen. Ein Goldreif schmückt ihre edle, hohe Stirn. Sie hat langes, volles Haar und ist über und über mit Netzen und Spinnweben tätowiert. Hunderte Spinnen sind auf ihrem Körper verteilt. Im flackernden Licht der Fackeln erscheint es so, als ob die tätowierten Spinnen lebendig sind und hin und her krabbeln würden.
    Die Königin bleibt vor Kathinka, Romaldo, Knut und mir stehen. Huldvoll neigt sie ihren Kopf. Nun sehe ich, dass ihre Augen völlig schwarz sind.
    »Kniet nieder«, sagt sie. Sie hat, ebenso wie ich, vier scharfe, spitze Eckzähne. Ihre sind deutlich länger als meine und schlagen beim Sprechen aufeinander. Daher kommt also das klackernde Geräusch. Wir knien nieder. »Ihr werdet bei Göttin Ama schwören. Solange euer Auftrag währt, seid ihr allen Amazonen treu und loyal verbunden.«
    Ich möchte gerne etwas sagen. Fragen stellen. Aber mein Mund ist trocken und meine Kehle rau und ich habe das Gefühl, das es höchst unangemessen ist, jetzt den Mund aufzumachen. Also schweige ich. Auch meine Gefährten sagen kein Wort. In diesem Moment wird mir klar, dass Erik

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