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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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der Augen strahlte das Grün um die Pupillen hell und durchdringend, als würde dahinter ein Licht brennen. Ich sehe es als Inàstes Zeichen. Gàlaidon erhob sich und neigte den Kopf vor dem Meistermörder. »Strafe mich für mein Fehlverhalten, wie immer du es für richtig hältst, sodass Phainòri und Weïdori beschwichtigt sind, und danach beginne ich von vorne, als würde ich in diesem Splitter der Unendlichkeit zum ersten Mal meinen Fuß auf den Hof setzen.«
    »So soll es geschehen.« Virssagòn legte den Spiegel zurück und wiegte den Kopf kaum merklich. »Und ich merke, dass du dich verändert hast. Ob das der Trank anrichtete oder der Verlust von Ahisiá, vermag ich nicht zu entscheiden.« Er wandte sich halb um. »Doch es ist gut.« Nach einem Nicken verließ er das Krankenlager.
    Gàlaidon nahm den Spiegel erneut zur Hand und betrachtete seine strahlenden Augen. Es ist gut.

    Ishím Voróo (Jenseitiges Land), Albaereich Dsôn Faïmon, Strahlarm Kashagòn, 4371. Teil der Unendlichkeit ((5199. Sonnenzyklus), Sommer
    »Ich bin von den Unauslöschlichen auserkoren worden, die Nostàroi bei ihrer Eroberung von Tark Draan zu unterstützen.« Der gerüstete Virssagòn sprach laut vom Balkon auf den Hof hinab, wo sämtliche Schüler und Veteranen, die ihm zur Ausbildung unterstanden, aufgereiht waren und lauschten. Die Banner auf den Gebäudedächern wellten sich und zuckten im lauen Wind, das leise Knattern und Rascheln vermochte die Stimme des Assassinen jedoch nicht zu übertönen.
    Gàlaidon verharrte in der ersten Linie und trug wie alle ein einfaches, schwarzes Gewand. Im Gegensatz zu den anderen Schülerinnen und Schülern prangten an seiner Brust zehn schmale, silberne Lederbändchen mit hauchdünnen, blutroten Runen darauf. In allen Zehntel des vergangenen Teils der Unendlichkeit war er der Beste gewesen, in sämtlichen Disziplinen, was noch keinem zuvor gelang. Und doch schien der Alb mit den leuchtend grünen Augen für einen Außenstehenden die Auszeichnungen mit Gleichmut zu tragen.
    Wir sollen ohne unseren Meister unsere Ausbildung absolvieren? Gàlaidon zweifelte daran. Niemand ist besser als er. Auch die Veteranen sind ihm unterlegen. Mit wem soll ich mich messen?
    »Ihr, Kriegerveteranen und Schüler des Mordens, werdet ebenfalls in die Schlacht ziehen. Nur das Gesinde und eine kleine Einheit bleibt im Hof zurück, um nach dem Rechten zu sehen. Alle anderen« – er hob den gepanzerten Arm und deutete nach Süden – »ziehen gegen Tark Draan und jagen die Elben, wo sie sich uns zeigen. Das ist eure Aufgabe, Veteranen.« Langsam kam er die Gebeinstufen hinab. »Dort, wo sie sich verbergen , meine Schüler, werdet ihr euch auf die Suche begeben. Kein Todfeind darf uns entgehen, jetzt, da uns die Gelegenheit gegeben wird, sie endlich zur Strecke zu bringen.« Er begab sich vor die Reihe mit Phainòri, Weïdori und Gàlaidon. »Aber zuvor werdet ihr drei eure letzte Prüfung ablegen. In Tark Draan. Wer sie zuerst erfüllt, wird mein neuer Schüler.« Seine Augen wanderten hin und her, er bedachte jeden von ihnen mit langen Blicken. »Nun geht und packt. Bereitet den Abmarsch vor. Ich muss nach Dsôn, um Angelegenheiten zu erledigen. Wenn ihr aus Tark Draan zurückkehrt, werde ich einen von euch zu meiner rechten Hand gemacht haben.«
    Gàlaidon sah weder nach rechts noch nach links. Seine Mitbewerberinnen betrachtete er schon lange nicht mehr als eine ernsthafte Gefahr für sein Ziel. Die Götter entschieden, ich erfülle nur ihren Willen.
    Auf Virssagòns Wink hin wurde ihm sein Nachtmahr gebracht. Er stieg auf, grüßte mit einer knappen Geste und preschte auf dem gewaltigen Rappen über den Hof, vorbei an den Reihen seiner Krieger, und verschwand zum Tor hinaus.
    Kaum war der Meistermörder aufgebrochen, lösten sich die Formationen auf, und es begann eine rege Geschäftigkeit, die mit lauten Wortwechseln einherging.
    Die Veteranen hatten schon mehrere Einsätze und Feldzüge gegen die Feinde der Albae hinter sich gebracht, sie wussten, worauf sie beim Zusammentragen der Habseligkeiten und Ausrüstung zu achten hatten. Und doch nahm Gàlaidon die Unruhe deutlich wahr, die jede und jeden befiel. Weil wir gegen Tark Draan ziehen.
    Phainòri stand vor ihm und sah ihn feindselig an. »Ich weiß, was du denkst.«
    Er erwiderte gleichmütig ihren Blick, ohne den Hauch von Interesse durchscheinen zu lassen. Ihm kam seit jener Nacht und dem Trank jegliches Gefühl wie gespielt vor, aufgesetzte Regungen,

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