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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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erobert und den Dsôn Aklán tributpflichtig, doch der Widerstand der Barbaren war nicht gebrochen. Es rumorte unter der Oberfläche der scheinbaren Unterwerfung. »Ich wollte nicht tief nach Idoslân vordringen.«
    »Die Spuren weisen uns nun einmal den Weg«, erwiderte Hécailôr und klang ebenso wenig begeistert. »Wir scheuchten die Herde auf, und nun weicht sie uns eben aus, so gut sie es vermag.«
    Tirîgon richtete seinen Mantel aus schwarzem Stoff, der bis über den Nachtmahrrücken hing, und sah Hécailôr tadelnd an. »Denke nach: Sahst du bislang überhaupt einen Feuerstier?«
    »Nein, aber …«
    »Wir kamen ihnen nicht näher als vier Meilen, wenn ich mich recht entsinne. Wie können wir sie also aufgescheucht haben, da sie uns weder sahen noch witterten?« Er blickte sich suchend um. »Es muss einen anderen Grund für ihre Flucht geben.«
    Ein Pfiff erklang, und die beiden wandten die Köpfe: Ein Alb aus ihrer Truppe befand sich etwa hundert Schritte von ihnen entfernt an einer Böschung und winkte sie herbei.
    Tirîgon und Hécailôr ritten hinüber zu der Stelle, die sich als Bachbett zwischen zwei sanften Erhebungen erwies.
    In der schmalen Furt lag ein erschossener Feuerstier. Zwei abgebrochene Pfeilschäfte ragten aus dem mächtigen Nacken, ein Lanzenstich in den Rücken und durch das Mark hatte dem gewaltigen Tier das Leben endgültig genommen.
    »Damit ist bewahrheitet, dass sie flüchten«, sagte Hécailôr düster, »aber nicht vor uns.«
    Ich ahne, wer sie jagt. Tirîgon öffnete den Verschluss des Mantels und sprang aus dem Sattel. Er landete im schnell fließenden Bach, zückte den Dolch und schnitt einen der Pfeile aus dem Fleisch, um ihn zu begutachten. Er musste die blattförmige, silberne Spitze nicht einmal im Wasser abwaschen, um zu erkennen, wer den Stieren nachstellte.
    »Elben«, murmelte er wütend. »Es hat den Anschein, als wollten sie verhindern, dass wir uns Reittiere züchten.« Er warf das Geschossstück hinauf zu Hécailôr, der es behände fing, und schwang sich auf den Rücken seines schnaubenden Rappen. So sehr ihn der Verlust ärgerte, die Aussicht auf das Ergreifen einer oder gar mehrerer ihrer Todfeinde überwog den Groll. »Wenn Samusin mit uns ist, bekommen wir die Spitzohren als Dreingabe.«
    »Und wenn nicht, haben wir die Tiere verloren und das Nachsehen, was die Elben angeht«, vollendete Hécailôr.
    »Bist du die Stimme des Zweifels, mein Freund?«
    »Vergib mir, Tirîgon.« Hécailôr wirkte angespannt. »Ich bin mir nicht sicher, ob wir genügend Krieger bei uns haben, um beide Aufgaben zu erledigen.«
    »So oder so kehren wir mit Beute nach Dsôn zurück.« Tirîgon befestigte den Mantel erneut und ließ den Nachtmahr lospreschen. Er folgte der Spur, die der kräftige Stier im weichen, feuchten Untergrund hinterlassen hatte. »Wir reiten zur Stelle zurück, wo sie den jungen Bullen von der Herde trennten«, erklärte er seinen Begleitern. »Irgendwo dort finden wir auch die Abdrücke der Elbenpferde.«
    Unterwegs stießen die restlichen fünf Krieger ihrer Truppe zu ihnen. Die kleine Einheit sammelte sich und verhielt sich bei ihrem Ritt so leise wie möglich.
    Die Albae waren mit Langbögen, Schwertern und langen Lanzen ausgestattet, die dazu dienen sollten, die wilden Feuerstiere bei dem Viehtrieb nach Dsôn Bhará zu dirigieren, ohne in die Nähe der tödlichen Hörner zu geraten. Gehärtete Lederrüstungen schimmerten mattschwarz.
    Tirîgon vermutete, dass ihr Vorrat an Pfeilen unter Umständen nicht ausreichen würde. Sie waren von einer kurzen Stierhatz ausgegangen, nicht von einem Kriegszug gegen die Elben. Da stimme ich Hécailôr zu. Umso achtsamer müssen wir in Idoslân sein. Wir sind in dieser Landschaft leicht auf große Entfernung hin zu erkennen.
    Feuerstiere hatten seinem Volk seit jeher als Reittiere gedient, wegen ihrer Unerschrockenheit und ihrer unbändigen Kraft. Mit dem ersten Kriegszug gelangten sie damals nach Tark Draan.
    Zwar waren sie vom Stern der Prüfung verschont geblieben, wie Tirîgon vermutete, doch die Barbaren und Elben hatten Jagd auf die herrenlosen Tiere gemacht, ihre Zahl drastisch verkleinert und sie nahezu ausgerottet. Diese Huftiere waren zu wild, zu reizbar, um sie vor einen Pflug zu spannen und sie zu zwingen, stupide Linie um Linie zu trotten; also blieb nur, sie zu jagen und zu essen. Mit dem Auftauchen der Dsôn Aklán schienen sich die Barbaren noch mehr zu sputen, die wenigen Exemplare auszumerzen.
    Sie

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