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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Basaltsteinen, die mosaikgleich dicht an dicht lagen. Die Fugen dazwischen wirkten dünn wie ein Rosshaar. Die ausgetretene Spur auf den Steinen zeigte, welchen Weg die Barbaren üblicherweise nahmen, wenn sie zum Gatter liefen.
    An manchen Stellen lag verendetes Vieh, an anderen verwesende Barbarenkadaver. In der Mitte, am tiefsten Punkt, stapelten sich die verrottenden Überreste, die einen süßlich-fauligen Geruch verströmten. Niemand kümmerte sich um die Toten.
    Auf der gegenüberliegenden Seite, gut eine halbe Meile vom Eingang entfernt, wanden sich Serpentinen die Wand hinauf und führten zu einem Dorf. Die Häuser waren aus Stein erbaut.
    Mehr Schutz als das Gatter haben sie nicht für ihre Siedlung? Tirîgon wunderte sich. Er vermutete, dass die aufgeschütteten Leichname als Abschreckungen genügen sollten.
    »Oh, was haben wir hier?« Sisaroth gesellte sich zu ihm. »Noch mehr Kadaver zum Ausbeinen. Ja, nun ist es sicher: Tossàlor hätte seine wahre Freude daran, uns zu begleiten.«
    Esmonäe trat zu ihnen und betrachtete die Senkebene, danach die Serpentinen. »Keine weiteren Wachen zu sehen. Sie werden nicht einmal merken, wer zu Besuch kommt. Was meint ihr: Sollen wir alle abschlachten? Sie sind zwar nicht alt, aber es macht dennoch Spaß.«
    Was hat das mit dem Alter der Gegner zu tun? »So lautet nicht der Auftrag«, widersprach Tirîgon und legte eine Hand auf ihre Hüfte.
    »Aber wir würden keine Verfolger nach unserem Raub zu fürchten haben«, sagte Sisaroth einlenkend. »Ich finde den Vorschlag nicht schlecht.«
    »Und ich sage, wir tun das, was uns auferlegt wurde: die Kette des Anführers stehlen und zurückkehren.« Tirîgon kam die Ebene seltsam vor. »Mehr werden wir nicht tun. Und sollte es einer von euch in Betracht ziehen, werde ich ihn daran hindern. Vor diesen Verfolgern müssen wir uns nicht fürchten.«
    Esmonäe drehte sich von ihm weg, schwieg und hielt ihnen eine Schweinsblase hin. »Das fand ich bei den Barbaren. Sie hatten sie in einem Beutelchen am Gürtel hängen.«
    »Ich will gar nicht wissen, was sie damit tun.« Sisaroth nahm sie und warf sie sogleich weg. »Irgendeinen widerlichen Mist darin aufbewahren, den sie mit Genuss verzehren. Oder?«
    Tirîgon fing die Blase und betastete sie. Sie stank nach Alkohol und Harz; eine dünne Talkumschicht haftete daran, damit sie nicht zusammenklebte. Ein Holzröhrchen zeigte an, wo die Blase das Loch hatte, um sie zu füllen. Mit Wasser? Mit Luft? Wozu?
    Esmonäe befand sich bereits auf dem Weg quer durch die Senke; der Schatten, den sie um sich gelegt hatte, verlieh ihr Schutz gegen verborgene Spähposten in der Siedlung, welche die Ebene und die Serpentinen überwachten.
    Der Gesichtsausdruck seiner Gefährtin gefiel Tirîgon nicht. Sie wird sich gegen die Anweisung des Zhadar stemmen. »Wir müssen sie daran hindern, wahllos zu morden«, sagte er zu Sisaroth.
    Sein Bruder nickte. »Wir sollten uns beeilen, ehe sie das Dorf erreicht und ein Massaker anrichtet.« Er setzte einen Fuß in die Senke, und seine Gestalt wurde dunkler. Er hüllte sich wie die Albin in ein Gewand aus Schatten, ehe er vordrang. Dabei löste sich der Riemen seines Wehrgehänges aus der Schlaufe, das Schwert berührte den Basalt.
    Ein leises Zischen erklang aus den Ritzen zwischen den Steinen.
    »Vernahmst du es auch?« Sisaroth sah Tirîgon an.
    »Ja. Ein Gas?« Er ging in die Knie und sog vorsichtig die Luft ein. »Nichts, was stinkt oder einen Geruch besitzt.« Eine Besonderheit seines Volkes bestand darin, dass sie keinerlei Fußspuren hinterließen, wenn sie sich beim Schleichen sehr viel Mühe gaben. Sogar durch Schnee vermochten sie zu laufen, ohne dass man Abdrücke erkannte – es sei denn, sie trugen zu viel Ballast mit sich. Oder etwas fiel zu Boden, wie eben das Schwert. Dies mochte den Mechanismus unter den Steinen ausgelöst haben.
    Tirîgon presste mit den Fingern gegen den schwarzen Stein, und es zischte anhaltend. Erst, als er die Hand anhob, endete es. Ihm wurde leicht schwindlig. Tatsächlich ein Gas!
    »Ich verstehe«, sagte Sisaroth. »Sobald man auf die Steine tritt, schnappt die Falle zu.«
    »Es ist eher natürlichen Ursprungs, denke ich.« Schnell richtete Tirîgon sich auf und sog frische Luft ein. Er hielt die Schweinsblase in der Linken. Sie pumpen sie auf und atmen daraus, um über die Ebene zu gelangen. Andernfalls würden sie sterben. Wie die nichts ahnenden Feinde und das dämliche Vieh. Esmonäe war vor dem Tod sicher –

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