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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Carmondai, dem Meister in Bildnis und Wort

 
    Phondrasôn
    Tirîgon erwachte aus dem gleichen Grund wie bei ihrer Rast: Esmonäe lag nicht neben ihm. Einmal mehr.
    Er richtete den Oberkörper auf und sah sich im Zimmer um, das sie vom Unterirdischen zugewiesen bekommen hatten. Der Zhadar, wie sie ihn anstelle des verhassten Titels Meister nannten, gewährte ihnen einmal Schlaf und Erholung, bevor sie ihren ersten Auftrag erfüllen mussten. Die Aufgabe, die ihnen Tungdil erklärt hatte, klang leicht. Zu leicht. Verdächtig leicht.
    Doch das bereitete Tirîgon gerade keine Sorgen.
    Wo ist sie? Er wusste im hintersten Winkel seines Verstandes eine Antwort auf die Frage, doch wollte er niemanden vorschnell verurteilen. Es gab mehr als einen Grund, das Zimmer zu verlassen. Erkundet sie die Festung?
    Trotz des festen Vorsatzes, abzuwarten, zwangen ihn seine Gefühle und die Eifersucht dazu, sich aus dem bequemen Bett zu bewegen und nachzuschauen. Das strategische Denken unterlag. Wieder einmal.
    Tirîgon warf sich sein Obergewand über und ging zur Tür hinaus.
    Eine Wache entdeckte er nicht. Der Zhadar schien andere Maßnahmen zum Schutz seiner Festung getroffen zu haben, die es ihnen wiederum erlaubten, sich frei zu bewegen. Dass er die Albae nicht fürchtete, sollte wohl seine Macht veranschaulichen.
    Er schlich über den Gang, vorbei an den Außenfenstern, durch die er die enorme Höhle sah. Auf den beleuchteten Feldern schufteten nun Sklaven, sorgten für die Bewässerung, ernteten Obst, trieben eine Viehherde über die Wiese hinüber zum Wäldchen.
    Auch wenn er nicht wollte, dass sich seine Befürchtungen erfüllten, blieb er vor der Unterkunft stehen, in der sich Sisaroth aufhielt.
    Zögernd legte sich seine Hand auf die Klinke, die Muskeln spannten sich.
    Wenn ich sie öffne, und ich finde sie bei ihm, wird sich mein Leben zum Schlechten ändern, überlegte er. Ich müsste sie verachten und meinen Bruder ebenfalls. Ich müsste den Palast verlassen oder sie hinausjagen, und unser Albaereich würde durch den Zwist zerfallen. Tirîgon blickte auf die Finger. Was wiegt schwerer?
    Dann öffnete er die Hand und zog sie langsam zurück. Er ging nicht hinein, um Gewissheit zu erhalten.
    Innerlich ging er sogar einen Schritt weiter: Fortan wollte er jeglichen Hinweis auf einen Betrug übersehen, solange sie es nicht unter seinen Augen begingen. Da Esmonäe ihn nicht aufgab, würde er sie auch nicht freigeben. Dafür begehrte er sie zu sehr.
    Es ist die beste Lösung. Jedes andere Vorgehen zerstört meinen Traum. Er wandte sich um und schritt durch den Gang in sein Zimmer, drückte die Tür zu und legte sich schlafen.
    Dennoch fand Tirîgon nicht in den Schlummer zurück und lag wach, bis Tungdil kam.
    »Die halbe Sanduhr verstrich«, rief er laut ins Zimmer. »Aufstehen, Schwarzauge! Die anderen sind schon fertig.«
    Tirîgon sprang federnd aus dem Lager, stieg in die Rüstung und verließ die Unterkunft. Theoretisch war damit der Beweis erbracht, dass sie in der Nacht bei seinem Bruder geweilt hatte. Oder auch nicht. Ich habe sie nicht neben ihm im Bett gesehen, mahnte er sich.
    Esmonäe und Sisaroth standen vor der Tür, abmarschbereit und bewaffnet.
    »Ah, die Schlafmütze, die sich mein Bruder nennt«, sagte Sisaroth fröhlich. »Firûsha und ich besprachen, wie wir vorgehen, um die Mission des Zhadar erfolgreich zu bestehen.«
    »Willkommen in seiner Schar aus erzwungenen Dienern«, warf der Unterirdische mit bitterem Ton ein. »Aber es wird sich insofern für euch lohnen, als ihr von mir die perfektesten Waffen und Rüstungsteile bekommt, die man sich vorstellen kann. Wir Zwerge sind und bleiben die besten Schmiede.« Er stampfte los, und das Trio folgte ihm zum Fahrstuhl.
    »Du erschufst auch deine Rüstung?«, erkundigte sich Tirîgon, der einen liebevollen Blick von Esmonäe erhielt. Er lächelte ihr zu und tat, als hätte er ihr Fernbleiben von seinem Bett gar nicht bemerkt.
    »Sicherlich! Ich arbeite zudem gerade an meinem wohl besten Werk«, gab Tungdil zurück. »Der Meister unterrichtete mich und zeigte mir magische Rituale und Formeln, mit denen man Rüstungen verstärken kann. Während des Schmiedevorgangs. Diese Technik muss ich mir noch verinnerlichen, aber mir gelingt einiges.« Er betrat die Kabine und wartete, bis alle eingestiegen waren und steuerte sie abwärts. »Er glaubt zwar, dass er mein Werk für sich haben wird, aber daraus wird nichts. Soll er sich etwas Eigenes erschaffen und an der Esse

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