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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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verbot sie sich jedoch. Zu ihrem eigenen Schutz. »Wie viele von uns sind noch am Leben?«
    »Als ich flüchtete, nicht mehr als sechshundert.« Naïgonor schloss erschöpft die Augen. Seine Halsschlagader pochte langsamer. »Du musst sie retten, oder diese Wesen werden sie umbringen.«
    »Und meine Mutter?« Firûsha sah, dass er nicht mehr reagierte. »Naïgonor! Was ist mit meiner Mutter?«
    Aber der Alb hob die Lider nicht mehr. Sein Herz stand endgültig still.
    Ich muss die Gefangenen retten. Firûsha erhob sich langsam vom Bett, das Blut des Kriegers an ihrer Rüstung. Unversehens wurde ihr eine riesige Aufgabe zuteil. Sie blickte zu Crotàgon. »Verriet Naïgonor dir, wo wir unsere Leute finden?«
    Der hünenhafte Alb nickte. Ihm machte der Bericht zu schaffen. »Er gab mir eine ungefähre Beschreibung. Ich kann auf Sisaroths Karte nachschauen.« Er wirkte nicht begeistert von dem, was sie plante. »Ich weiß, was du unternehmen möchtest. Doch wir sind zu wenige, Firûsha. Sollte uns eine Streitmacht der Karderier angreifen …«
    »… brauchen wir unbedingt und dringend die sechshundert Albae, die sie eingesperrt halten«, fiel sie ihm ins Wort. Sie hatte sich entschieden. Jedes Zögern kann ein wertvolles Albleben kosten. »Gib mir fünfzig von den Besten. Du bleibst hier und bewachst die Festung.«
    Hatte sie damit gerechnet, dass ihr Lehrmeister Einspruch erhob, legte er stattdessen eine Hand ans Kinn und rieb es, musterte sie dabei eindringlich. »Deine Brüder werden mich umbringen, sollte dir etwas zustoßen. Also bitte ich dich nicht uneigennützig darum, dass du unversehrt zurückkehrst.« Er blickte sie an wie ein Meister seinen Schüler, der zu seiner letzten entscheidenden Prüfung auszog, um selbst zum Meister zu werden. »Ich gehe und zeichne euch den Weg auf eine Karte.«
    Firûsha blickte auf den Toten, hörte das leise Tropfen, mit dem letztes Blut von den getränkten Laken auf die Pfütze traf. »Du bist nicht umsonst in die Endlichkeit gegangen. Deine Nachricht erreichte uns, und wir werden dich rächen.«
    Sie verließ das Krankenlager und versuchte, ihr aufgewühltes Inneres zu beruhigen. An erster Stelle stand die Rettung der Überlebenden. Einer von ihnen würde ihr Auskunft über ihre Mutter und ihren Vater geben können.
    Ich bin vielleicht eine Waise und habe keine Heimat mehr, in die ich zurückkehren kann. Sie zitterte noch immer, ihre Knie wurden unvermittelt weich. Die ganze Erkenntnis traf sie mit der Wucht eines herabstürzenden Felsblocks. Sie stützte sich schluchzend an der Wand ab. Was tue ich? Was tun wir?
    Firûsha blickte ins Leere.
    Seit ihrer Verbannung hatte sie davon gezehrt, nach Dsôn Sòmran zurückzukehren, ihre Mutter und ihren Vater in die Arme zu schließen. Ich habe nichts mehr, wenn mir die Götter ihre Gnade versagten. Nichts außer meinen Brüdern.
    Unvermittelt hob sich ihr Magen, und sie übergab sich mehrmals.
    Firûsha war schlecht, sie bebte bis ins kleinste Glied. Sie brauchte eine Zeit lang, bis sie sich von der Mauer löste und einen Fuß vor den anderen setzte. Abwesend, schlafwandlerisch nahm sie den Weg von der Wachstube der Festung zum Palast.
    Weil sie Angst davor hatte, länger über das nachzudenken, was die Zukunft brachte, verdrängte sie jegliche Pläne, die über die Befreiung der Gefangenen hinausreichten. Außerdem würde sie mit Sisaroth und Tirîgon sprechen. Sie werden ebenso geschockt sein wie ich.
    Zu ihrer Überraschung wurde sie bei ihrem Eintreten erwartet.
    In der Halle standen zehn Gardisten, die zwei vor Schmutz starrende, abgemagerte Neuankömmlinge umringten und die Speerspitzen auf sie gerichtet hielten.
    Firûsha blieb stehen. »Was soll das? Wieso wurden sie nicht …« Dann erkannte sie einen der beiden. Vaters Stellvertreter! Sie eilte näher heran. »Gàlaidon? Bist du es wirklich?«
    In Firûsha rangen die Gefühle. Vor ihr stand der Erste Sytràp, der sie damals unbarmherzig aus dem Haus geführt und über den Wall geworfen hatte. Zu Unrecht. Mit seinem Erscheinen begann das Elend.
    Sie fühlte sich in seiner Anwesenheit jedoch gleichzeitig erleichtert, weil er ein guter Freund ihres geliebten Vaters war. Sein neuerliches Auftauchen konnte in diesem Moment ausschließlich Gutes bedeuten. Sandte er ihn, um nach uns zu suchen? Hat sich das Mordkomplott aufgeklärt?
    »Das bin ich, kleine Zauberkehle«, erwiderte der blonde Alb freudig, auch wenn man ihm die Schwäche anmerkte. Um seine rechte Hand trug er einen

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