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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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flieht, kann ich sie verfolgen.
    Das Plätschern des herabtropfenden Wassers warnte die Elbin. Sie sah über die Schulter, während Tirîgons Nachtmahr schnaubte.
    Was machst du jetzt? Firûsha wartete. Na, los! Lauf und führe mich zu deiner Siedlung! Das erspart uns das Suchen. Es war mit ihren Brüdern ausgemacht, dass sie das Anrecht auf das Paar hatte. Sie würden der Elbin nichts tun, die eben mit bebenden Fingern ihren Dolch zog.
    Die albische Streitmacht erschien rings um sie herum. Ein Nachtmahr nach dem anderen stieg aus dem Teich, es blitzte unter ihren Hufen, und die Entladungen brachten das Wasser zum Leuchten.
    Die kniende Elbin schien zur Statue geworden zu sein. Sie starrte die Zwillinge an, vermochte sich nicht vom Anblick der düsteren Rüstungen und den leuchtenden Augen der Rappen zu lösen. Firûsha war sicher, dass die Elbin ahnte, wer erschien, um sie zu töten.
    Tirîgon zog sein langes Schwert und legte es ihr auf Herzhöhe gegen den Rücken. Tropfen rannen die Klinge hinab und liefen in das Leibchen; die Elbin zitterte abrupt.
    »Sag, wer du bist, Elbenweib«, fuhr er sie herrisch an.
    »Alysante«, hauchte sie bebend. Ihr gelang es anscheinend nicht, gegen die Starre anzukommen, die sie gefangen hielt. Der Anblick der Todfeinde ihres Volkes, die bösen Dämonen gleich aus dem Mondteich aufstiegen, schlug sie mit Untätigkeit.
    »Ist deine Siedlung weit von hier?«
    Alysante schwieg – und Tirîgon stach sachte zu. Die Spitze perforierte den dünnen Stoff, die Haut und drang fingerkuppentief ins Fleisch.
    Von ihrer Position aus sah Firûsha, wie sich das dünne Hemd rot färbte. Nicht zu sehr! Ihr Leben gebührt mir!
    »Antworte!«, fuhr er sie an und drängte den Nachtmahr vorwärts.
    Erst jetzt erwachte die Elbin, die verstanden hatte, dass sie nicht träumte oder einem Trugbild zum Opfer gefallen war. Sie drehte sich unter dem Schwert weg, sprang auf und rannte an der Albin vorbei in den Wald.
    Endlich. Firûsha nahm lautlos die Verfolgung auf.
    Sie hörte Alysantes Schluchzen, das Rascheln der Zweige, die sie zur Seite bog und die wieder zurückschnellten, ihr Atmen; gelegentlich wischte sie sich die blutigen Finger an ihrem Leibchen ab oder starrte auf den Lebenssaft des Lautenspielers.
    Firûsha verfolgte alles sehr genau. Oh, ich kann mir denken, was in dir vorgeht. Du versuchst zu verstehen, wie uns das Wunder gelang, die Unterirdischen zu umgehen.
    Da fiel ihr die Prophezeiung ein, die Balodil erwähnt hatte und wegen der der Zhadar die Dienste der Geschwister haben wollte. Die Drei werden etwas erreichen, was sonst keiner vermag. Nicht einmal der Zhadar. Firûsha fühlte sich berauscht. Das Orakel sprach die Wahrheit!
    Alysantes Atem ging schwer, ihre Schritte verlangsamten sich, bis sie stehen blieb und den nächsten Baum erklomm. Sie setzte ihren Weg von Ast zu Ast fort und stellte sich sehr geschickt bei ihren Sprüngen an.
    Sie will ihre Spuren am Boden verwischen. Firûsha folgte ihr. Als ob dir das gegen mich etwas nützt.
    Die Jagd ging weiter.
    Firûshas Augen bemerkten Lichtschein, der durch die Äste vor ihnen aufschimmerte. Da ist sie! Du hast mich gut geleitet, kleines Lautenspielerliebchen.
    Alysante stieg nach ihrem nächsten Sprung vom Baum und ging auf den Rand der Siedlung zu. Laternen an den filigran gearbeiteten Häusern, die zwischen uralten Bäumen errichtet standen, spendeten warmes Licht und gaukelten Sicherheit vor.
    Da wären wir. Die Stätte des ersten Siegs. Firûsha schwang sich vom Ast, landete auf der weichen Erde und raste heran. Sie packte die Elbin aus vollem Lauf im Nacken und schleuderte sie brutal zu Boden. Da gehörst du hin! Du und deine ganze Brut!
    Ehe sich Lysante von ihrer Überraschung erholte, stellte sie ihr die rechte Stiefelsohle ins Genick und drückte die Todfeindin gnadenlos in den Waldboden. Firûsha ging neben ihr in die Knie. »Du wurdest vorhin von Tirîgon gefragt, ob deine Siedlung weit entfernt von dem Teich sei«, raunte sie in Alysantes Ohr. »Ich werde ihm deine Antwort überbringen, Elbenweib.« Sie zog den Doppeldolch aus der Hülle und achtete darauf, dass er ein schleifendes Geräusch verursachte. Die Angst der Elbin sollte sich steigern. »Nun sende ich dich zu deinem Liebsten. Sei dir gewiss, dass der Rest deiner Verwandtschaft noch in dieser Nacht folgen wird.« Mit ihren Kräften jagte sie ihrem Opfer zusätzliche Angst ein.
    Alysante versuchte, einen Schrei auszustoßen, um die Siedlung aufmerksam zu machen.
    Es

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