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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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haben, der mit ihr ausharrte, ihr die Zeit vertrieb und alterte. Eine ganze Ewigkeit lang.
    Diese Vorstellung wiederum missfiel ihm zutiefst.
    Marandëis Äußeres würde sein Vater als ansprechend bezeichnen und sie als Gefährtin erwählen, aber sie war nicht nach Sisaroths Geschmack. Selbst wenn er sich auf ein Abenteuer mit ihr einließ, wie ging man sich in einem Turm aus dem Weg, wenn die Gemeinsamkeit endete? Um es zu keiner Tragödie kommen zu lassen, würde er nach einem Ausweg suchen.
    Er erhob sich. »Ich suche nach einem Weg«, verkündete er und ging zur Treppe.
    Sie sah ihm nach. »Dafür bewundere ich dich. Jedes Mal hoffst du, etwas zu entdecken, was mir entgangen ist.«
    »Nein. Ich hoffe, etwas zu entdecken, was sich veränderte«, verbesserte er freundlich. »Stand der Turm bereits schief, als er dich hineinzog?«
    Nun zeigte sich Überraschung auf ihrem Antlitz. »Nein. Nein, das tat er nicht«, antwortete sie bedächtig und schüttete etwas Wasser aus der Schale, mit dem sie die Wunde hatte auswaschen wollen.
    Die Tropfen blieben zunächst an Ort und Stelle, bis sich die größten von ihnen kaum merklich nach links neigten, bevor sie vom Holz aufgesogen wurden.
    »Es stimmt«, sagte Marandëi verblüfft. »Ich bemerkte es nicht.«
    »Weil die Veränderung schleichend vonstatten ging. Du bist daran gewöhnt.« In Sisaroths Kopf formte sich eine vage Idee. »Mal sehen, was mir nach dem Treppensteigen eingefallen ist.« Er ging Stufe um Stufe nach oben.
    Unermüdlich stapfte er hinauf bis ins höchste Zimmer und wieder hinab in die Verliese, verteilte Wasser auf dem Boden und beobachtete das Verhalten der flüssigen, glasigen Perlchen. So wird es gehen!
    Er kehrte zur Cîanai zurück, die gerade das Essen zubereitet hatte.
    Sein zufriedener Gesichtsausdruck verriet ihr, dass aus seiner Eingebung ein festes Vorhaben geworden war. »Oh, kaum ist er in dem Turm, schon ist ihm der Gedanke gekommen, wie wir entfliehen können?«, sagte sie in gespielter Ehrfurcht. »Gib es zu: Du möchtest mich beeindrucken, damit ich dir jetzt schon diene und Wünsche erfülle.« Sie zwinkerte.
    Sisaroth nahm am Tisch Platz und wartete, bis sie ihm seinen Teller mit schwach gebratenem Fleisch, gegartem Gemüse und gut gewürztem Getreidebrei reichte. »Ich will keine falschen Erwartungen wecken«, sagte er bescheiden. »Doch ich denke, dass wir ausbrechen können. Die Gefahr für uns ist dabei nicht gering zu schätzen. Es wäre möglich, dass wir uns dabei schwer verletzen.«
    Marandëi nahm ihren Teller und setzte sich ebenfalls. »Das heißt, du möchtest mich überraschen?«
    »Nein. Ganz im Gegenteil, ich brauche dich. Aber es kann sein, dass wir scheitern.« Die Ungeduld und der Tatendrang machten ihn unruhig. Am liebsten würde ich sofort beginnen! »Gibt es im Turm Werkzeug?«
    Marandëi überlegte. »Einen Hammer fand ich. Und die Ausrüstung der Bestien liegt noch im Verlies. Daraus kann man etwas Passendes bauen.« Ihre Neugier war geweckt, ihre weißhellen Augen funkelten den Alb an. Ungenaue Betrachter würden sie für blind halten. »Was ist es?«
    »Wir nutzen die Schwäche des Turms.«
    »Er hat keine.«
    »Doch.« Sisaroth grinste. »Du wirst nach dem Mahl sehen, was ich meine.« Er aß tüchtig, um Kraft für die bevorstehenden Arbeiten zu erhalten.

    Die nächste Zeit verbrachten er und Marandëi damit, sämtliche Einrichtungsgegenstände des Gebäudes in das oberste Zimmer zu tragen und dort an die linke Wand zu stapeln.
    Die magischen Kräfte halfen der Cîanai hierbei nicht, wie sie schon bei seiner Beinwunde nicht geholfen hatten. Sie schleppte, schwitzte und fluchte zu Sisaroths stillem Vergnügen schlimmer als jeder Barbarensklave.
    In dem Haufen ließen sie lediglich eine Öffnung, in welche die große, massive Truhe aus der Küche genau hineinpasste.
    Als Nächstes fertigte Sisaroth acht kleine Räder und befestigte sie an jener Truhe, um sie leicht rollen zu können. Dann trug er sie mit Marandëis Hilfe hinauf. Da hinein stapelten sie so viele lose Steine, wie sie im Verlies fanden, und bauten sich daraus einen Rammbock. Sie verstärkten die Konstruktion mit Rüstungsteilen der toten Scheusale, damit das Holz nicht nach dem ersten Aufprall zerbarst. Zwischendurch aßen und schliefen sie erschöpft.
    Unentwegt begutachtete Sisaroth mithilfe von Wassertropfen die Schieflage des Turms. Ihre Bemühungen hatten sich ausgezahlt. »Er hat sich wieder etwas geneigt!«, rief er Marandëi freudig

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