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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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zu.
    »Wir sollten beginnen«, gab sie ächzend zurück und rieb sich den Nacken. »Mein Rücken und meine Beine fühlen sich schwer wie Blei an.«
    »Ich muss dich dennoch bitten, in dein Schlafgemach zu gehen und die Decken zu holen. Ich eile und bringe die Strohsäcke aus dem Kerker.«
    Marandëi nickte und verschwand, Sisaroth erledigte seinen Teil der Aufgabe.
    Mit dem Stoff und den Säcken polsterten sie kurz darauf die Mauer aus, an der ihr Rammbock aufschlagen würde, um die Wucht zu mindern.
    Es ging einzig darum, das Gewicht zu verlagern, aber nicht die Steine zu durchbrechen, denn davor schützte sich der Turm auf magische Weise.
    Vor dem Umfallen jedoch nicht. »Es kann losgehen«, sagte er zu Marandëi und schob die Truhe durch den Raum. »Hilf mir schieben. Oder hast du wenigstens dafür einen Zauber?«
    Die Cîanai lächelte verlegen. »Nein.« Sie musste lachen. »Ich vermag Scheusale platzen zu lassen, ich kann Wasser und Feuer beeinflussen, die Nacht herbeirufen … und jetzt schau mich an!« Marandëi sah auf ihr Kleid, auf dem sich Salzränder abzeichneten. »Ich muss schuften . Von Hand . Wie gewöhnlich, oder?«
    Sisaroth feixte. Er nahm ein Glas und stellte es auf den Boden, markierte die Position des Wassers mit Kohle am Rand. Daran werde ich erkennen, was unsere Bemühungen ausrichten. »Ich finde, du machst das sehr gut.« Er pochte auf den Truhendeckel. »Es wird nicht mehr lange dauern, und wir feiern unsere Freiheit.«
    »Sofern wir den Sturz überleben.« Sie sagte es ohne Furcht oder Zweifel in der Stimme, kam an seine Seite und legte die Hände gegen das Holz. »Bereit?«
    »Bereit!«
    Gemeinsam rannten sie und beschleunigten die Truhe, um sie mit Wucht gegen die gepolsterte Mauer zu fahren.
    Es krachte gehörig beim Einschlag, das Holz knirschte, doch die Panzerung sowie die Lederriemen hielten den Rammbock zusammen.
    Ein Flirren huschte über die Wand. Der Turm reagierte auf die Attacke und verhinderte, dass der Stein Schaden nahm. Selbst kleinste Kratzer in den Fugen schlossen sich durch sein Zutun.
    Soll er doch. Wir wollen gar kein Loch brechen, wir bringen ihn zu Fall. Sisaroth sah nach dem Wasser im Glas. Noch erkenne ich keine Veränderung. Er hatte ohnehin nicht damit gerechnet, einen schnellen Erfolg zu erzielen.
    »Na schön.« Er langte nach dem Griff und zog die Truhe gemeinsam mit Marandëi an den Ausgangspunkt zurück. »Ich schätze, es wird dauern, bis wir unser Gefängnis bezwingen.«
    »Ich habe nichts anderes vor«, erwiderte sie. Sie legte eine Hand auf seine Schulter. »Danke.«
    »Für was?«, sagte er erstaunt.
    »Dass du mir Zuversicht gibst, dem Turm zu entkommen. Selbst wenn wir es nicht schaffen sollten oder dabei umkommen, lehrtest du mich, dass man niemals aufgeben und sich mit seinem Unglück arrangieren darf.« Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und lehnte sich nach hinten, um die Truhe mit ihrem Körpergewicht zu ziehen. »Zeigen wir den Steinen, dass wir klüger sind als sie.«
    Sisaroth lächelte – und spürte Verwirrung. Die Wärme ihrer Lippen schien auf seiner Haut zu haften und einzusickern, sich auszubreiten und ein Kribbeln zu verursachen. Sicherlich ein Zauber, dachte er und warf ihr einen verstohlenen Blick zu. Sah sie vorher auch schon so betörend aus? Er schüttelte den irritierenden Gedanken ab und zog fest an.
    Unentwegt schoben und zogen sie die schwere Truhe, keuchten und schimpften, stärkten sich zwischendurch und gönnten sich kaum eine lange Pause. Beide wollten unter allen Umständen erzwingen, dass die Markierung am Glas und der Wasserstand zu ihren Gunsten voneinander abwichen.
    Aber noch war es nicht so weit.
    »Warte«, bat Marandëi irgendwann und lehnte sich gegen die Truhe. Sie sah erschöpft aus. »Ich kann nicht mehr.«
    Sisaroth nutzte die Unterbrechung, um die Lederriemen nachzuziehen. Die Truhe hielt sich gut, zeigte jedoch erste Risse im dicken Holz und in den Beschlägen. »Lass es uns noch einmal versuchen.« Er wollte nicht aufgeben, trotz seiner vor Anstrengung zitternden Beine und Arme.
    »Es bringt nichts«, flüsterte sie ernüchtert. »Es hat sich nichts getan.« Marandëi deutete zum Glas. »Sieh selbst.«
    »Ich hatte dir gesagt, dass es nicht heute funktionieren muss.« Ich werde jedenfalls weitermachen. »Leg dich ruhig hin.«
    »Und du?«
    Er deutete auf die Truhe.
    »Du verstehst es, keinen Zweifel zuzulassen.« Marandëi schnalzte mit der Zunge. »Du wirst dich hoffnungslos verausgaben und morgen

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