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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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den Rücken nicht mehr gerade bekommen, Jugend hin oder her.« Wieder berührte sie ihn an der Schulter, was nicht mütterlich wirkte. »Komm. Wir sollten uns ausruhen. Die Zeit läuft uns nicht davon.«
    »Uns nicht. Aber meinen Geschwistern vielleicht. Weder Firûsha noch Tirîgon sind so gute Krieger, dass ich mir keinerlei Sorgen um sie machen müsste. Wir sitzen in Phondrasôn, nicht hinter den schützenden Mauern von Dsôn Sòmran.« Sisaroth atmete tief ein und packte den Griff. »Noch einmal. Tu mir den Gefallen.«
    Marandëi setzte sich stattdessen auf den Deckel. »Weißt du, was mich wundert?« Sie wartete eine Erwiderung nicht ab. »Dass du mich nicht fragtest, warum man mich in die Verbannung schickte.«
    »Warum sollte ich?«, gab er zurück und hätte sie gerne von der Truhe geschubst. »Du könntest mich anlügen oder mit einem Zauber belegen.« Ungewollt dachte er an ihren Kuss. »Ich müsste dir alles glauben. Für mich spielt es keine Rolle.« Sisaroth zeigte auf die Wand. »Außerdem werde ich uns befreien, und danach schuldest du mir für fünf Teile der Unendlichkeit deine Dienste. Ich kann dich demnach früh genug befragen, Marandëi.«
    Sie lachte leise. »Du bist ein schlauer junger Alb. Du wirst es weit bringen, denke ich.« Marandëi rutschte von der Truhe und packte den Griff. »Das ist der letzte Versuch, sonst bricht mein Rüc…«
    Ein lautes metallisches Sirren erklang, gefolgt von einem dunklen Brummen. Der Boden vibrierte unter ihren Füßen und beruhigte sich sogleich. Der Vorgang wiederholte sich mehrmals.
    »Was war das?« Sisaroth sah die Cîanai an.
    »Der Turm hat uns neue Gäste beschert«, raunte sie entsetzt. »Jedes Summen bedeutet normalerweise eine Person, die er zu sich zieht.«
    Das Geräusch setzte wieder ein und wollte nicht mehr enden.
    Sisaroth kam auf zweiundvierzig, bevor Ruhe eintrat. Er ging nicht davon aus, dass es friedliebende Geschöpfe waren, die sich im Verlies drängten.
    »Hast du die Tür verschlossen, nachdem wir die Steine holten?«, fragte ihn Marandëi eindringlich.
    Nein. Habe ich nicht. »Ich sehe nach«, antwortete er hastig, stürzte voran und zog das Schwert, das er sich aus der Zelle mitgenommen hatte.
    »Sisaroth!«
    Ihr unerwartet fröhlicher Ruf ließ ihn herumfahren. »Ja?«
    »Das Glas!«
    Er sah zum Gefäß – und bemerkte, dass sich der Turm geneigt hatte, und zwar um eine gehörige Gradzahl. Die Erschütterungen der Grundfeste, ausgelöst durch die magische Aktivität, schienen ihr Ansinnen unterstützt zu haben. Die Freude darüber fiel ihm jedoch schwer. Der Preis konnte zu hoch ausfallen.
    »Ich muss hinunter. Du wartest hier.« Sisaroth hetzte davon, flog die Treppen hinab und versuchte, in den Kerker zu gelangen, bevor die Besucher sich von ihrer Überraschung erholt hatten und den Ausgang fanden.
    Er hatte die Küche erreicht, da kamen sie ihm brüllend und kreischend entgegen: Ungestalten, Bestien mit Óarcokörpern und Tierköpfen, bewaffnet, gepanzert und angefüllt mit dem Drang, töten und erobern zu wollen.
    Sie quollen aus dem Durchgang, verteilten sich in der Kammer und strebten auf ihn zu, Äxte und andere abenteuerliche Waffen schwingend.
    Ich kann sie aufhalten! Sisaroth ging rückwärts, verteidigte sich gegen eine Attacke und schlug einem Scheusal den Schädel auf Höhe der Ohren entzwei, einem weiteren stach er ins hässliche Maul, einem dritten hieb er den Arm ab – bis seine Waffe in einem Knochen stecken blieb und abbrach.
    Die Masse an Scheusalen schwappte mit frischem Mut vorwärts. Ihr Getöse und Gestank drangen auf den Alb ein.
    Erneut erklang das Sirren, und der Turm bebte. Er lud Bestiennachschub ins Verlies und hielt somit den Strom an Angreifern unvermindert aufrecht.
    Er nimmt Rache an uns! Sisaroth sprang aus der Küche und schlug die dickbalkige Eichentür zu, verriegelte sie und machte keuchend zwei Schritte rückwärts. Der Turm hofft, dass uns diese Ausgeburten erledigen, bevor wir ihn zum Einsturz bringen.
    Das Türblatt erzitterte unter den Hieben, die von der anderen Seite dagegenhagelten. Die Scharniere brachen Stück für Stück aus, Steinbrocken spritzten weg. Die kehligen Schreie und das wütende Toben der Feinde drangen durch das Holz.
    Waffenlos blickte er sich um. Was tue ich?
    So gerne Sisaroth einen Tisch, einen Schrank oder einen Stuhl gegen die Tür geschoben hätte, um den Angreifern mehr Widerstand zu bieten, es gab in dem Raum nichts. Er und Marandëi hatten alles ins oberste

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