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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Betracht zieht.«
    Firûsha seufzte. »Das bezweifle ich.« Ich hätte mich nicht verplappern dürfen. Ich muss meinen Wert für ihn geringer machen. »Er ist der Statthalter und wird nicht daran denken, sich auf einen solchen Tausch einzulassen. Er schickte mich ja auch in die Verbannung«, versuchte sie, ihre Bedeutung herabzuschwächen. »Seine persönlichen Belange stünden nicht über dem von ihm gesprochenen Recht.«
    An Crotàgons Miene war abzulesen, dass seine Entscheidung feststand. »Wir werden sehen«, erwiderte er unbeeindruckt. »Ich versprach ihm, ihn mitzunehmen. Also besuchen wir Tossàlor und hören, was er begehrt. Wenn die Götter mit dir sind, will er freiwillig bleiben.« Er zeigte auf ihren Teller. »Bist du fertig?« Seine Laune hatte sich verschlechtert. Die vehemente Rede gegen den Künstler schien ihm nicht zu behagen.
    »Ja.« Firûsha setzte ihr gewinnendstes Lächeln auf. »Vielen Dank. Auch für das Kleid.« Sie strich über den Stoff. »Woher stammt es?« Sie bereute die Frage in dem Augenblick, in dem sie ausgesprochen war. Ich ahne es.
    »Tossàlor überließ mir eine Kiste mit Kleidung, für die er keine Verwendung hatte. Eigentlich wollte ich daraus Handtücher machen.«
    Es kostete Firûsha wenig Vorstellungskraft, wie Tossàlor an die Kleidung gelangte. Ich trage das Kleid einer Ermordeten. Ihre Blicke wanderten durch den Raum, huschten über die Leuchter und die beinernen Bilderrahmen. Sind das die Überreste von Albae? Sie schüttelte sich und sah zu Crotàgon, der die Teller einsammelte und sich erhob. »Wo werde ich den Tag verbringen?«
    »Da, wo du letzte Nacht schliefst«, erwiderte er kühl.
    »Im Käfig?« Sie starrte ihn wütend an. »Das kannst du nicht ernsthaft meinen! Ich werde nicht flüchten, ich verspreche es dir!«
    »Betrachte es als Schutz vor dem großen, bösen Tossàlor, der dir die Knochen aus dem Leib bricht«, sprach er neckend und deutete auf die Tür. »Geh. Du kennst den Weg.«
    Er behandelt mich wieder wie seine Sklavin. »Ich mache darin kein Auge zu! Ich liege verkrümmt auf dem Boden, und …« Sie wünschte sich sehr, nach Dsôn zu gelangen. Ich lasse ihn demütigen, wie er mich demütigte! Dass er ihr das Leben gerettet hatte, zählte nicht. Ihr war weder nach Dankbarkeit noch nach Nachsicht.
    »Du bist jung. Es macht dir nichts aus.« Er schob sich auf sie zu und machte unmissverständlich deutlich, dass er darüber nicht mit ihr verhandelte. »Ich kann nicht auf dich aufpassen und gleichzeitig die Reisevorbereitungen treffen. Ich weiß dich lieber in Sicherheit.«
    Fluchend stand Firûsha auf und verließ den Raum, ging durch den Korridor zurück in die Küche und kletterte durch die Tür in den Käfig, wo sie sich mit überkreuzten Armen auf den Boden setzte. »Du bist ein Scheusal«, giftete sie Crotàgon an.
    Er stellte grinsend die Teller ab und legte Scheite in die Feuerstelle, bevor er die Klappe schloss und verriegelte. Er hatte einen neuen Mechanismus an der Gittertür angebracht, wie sie bemerkte. Für sie. Dann wandte er sich summend um. »Du könntest mir etwas singen. Das Lied von der …«
    »Du könntest dir selbst etwas vorsingen«, rief sie wütend und beobachtete, wie er Gegenstände zusammensammelte und ordentlich auf einem Tisch anordnete.
    »Kleine Albin, ich verlasse dieses Haus für mein Volk. Um ihm beizustehen und meinen Beitrag zu leisten, nachdem ich nicht zur Stelle sein durfte, um Dsôn Faïmon zu verteidigen«, sagte er und unterbrach seine Tätigkeit nicht. »Dabei solltest du verstanden haben, dass ich dich nicht brauche. Ich nehme dich nur mit, weil ich es möchte und du mir als Tochter des Statthalters nützlich sein kannst. Dein Gesang erinnert mich daran, dich nicht zu vergessen, wenn ich durch die Tür marschiere und verschwinde. Also?«
    Sie schnaubte und nahm ihr Singen wieder auf, während sie in Gedanken süße Rachepläne schmiedete. Gleichzeitig freute sie sich heimlich, dass es bald losgehen sollte.
    Unter ihrem Hintern spürte Firûsha den spitzen Knochen, den sie sich damals als Dolchersatz gegriffen hatte. Er lag nach wie vor in ihrem Gefängnis.
    Das beruhigte sie. Sollte Tossàlor den kleinen Finger nach mir strecken, steche ich den Wahnsinnigen ab.

    Nach zweimaligem Schlafen und einem neuerlichen Bad, das der Goldstählerne ihr zugestand, brachen sie auf.
    Crotàgon trug eine schwere Rüstung, die er sich selbst gebaut hatte, eine Kombination aus Platten und Ringen, die auf einem dicken

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