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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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dachte Firûsha laut nach und betrachtete die Umgebung.
    Das Gras wurde niedriger, stattdessen wuchsen hässliche Büsche, deren Form an Klauenhände erinnerte, voll blauer Beeren.
    Ob sie wohl schmecken?
    Da platzte eine vermeintliche Frucht neben ihr und gab ein Insekt frei, dessen fingerlanger Leib mit feinen Stacheln bedeckt war. Es zischte hörbar, und aus den Spitzen sickerte eine leuchtend gelbe Flüssigkeit.
    Crotàgon erschlug es mit einer überraschend schnellen Bewegung und beschleunigte seine Schritte. »Ich habe vergessen, dass die Biester schlüpfen«, sagte er schnaufend. »Achte auf sie, kleine Albin, und sage mir, wenn sich eines auf mir oder dir niederlässt!«
    »Sicherlich. Was tun diese Fliegen?«
    »Töten. Ihr Gift macht dein Blut dünnflüssig und lässt es durch die Poren deiner Haut dringen. Du verblutest.« Er verfiel in einen schnellen Trab. »Ich versuche, rasch aus der Höhle zu gelangen. Wir werden bald bei Tossàlor sein und Schutz vor ihnen finden.«
    Schutz bei einem, der Albae wegen ihrer Knochen umbringt? Firûsha schluckte und sah sich hektisch um, wickelte sich fester in die Decke.
    Gleichzeitig brachen weitere blaue Hüllen an den seltsamen Bäumen auf.
    Das Zischen schwoll zu einem bedrohlich lauten Konzert an.

 

    Auf grauen Stein sprüht rotes Nass,
    strömt aus den Adern, die ich traf.
    In den Opferaugen glänzt der Hass.
    Doch meine Klingen sind stets scharf.
    Mein Name ist Ende,
    mein Name ist Tod.
    Ich töte zu jeder Zeit,
    brech’ jedes Gebot.
    In der Nacht, bei Tag,
    unerwartet, ungefragt.
    Ein leises Surren, mehr ist es nicht,
    schleudert die Seelen ins finstere Unlicht.
    Ewig wird es nicht so gehen,
    ein anderer wird mir das Leben nehmen,
    habe den Tod zu oft gebracht,
    das ist die Strafe für meine Tat.
    Doch bis dahin ist mein Name Ende,
    ist mein Name Tod,
    ich töte zu jeder Zeit
    und brech’ jedes Gebot.
    Das Lied der Mörderin, aus dem Epos »Junge Götter«,
aufgezeichnet von Carmondai, dem Meister in Bildnis und Wort

 
    Phondrasôn, 5427. Teil der Unendlichkeit (6241. Sonnenzyklus), Frühling
    Marandëi befreite die Beinwunde vom Verband. »Sie sieht besser aus. Sie heilt und wird dank der Salbe nicht einmal eine Narbe hinterlassen.« Sie blickte Sisaroth aufmunternd an. »Du kannst den Wickel weglassen.«
    »Gut.« Er nickte mit verkniffenem Mund. Aber was bringt es?
    Der Aufenthalt strapazierte seine Nerven. Er hatte mehrmals geschlafen und gegessen, sich mit der Cîanai unterhalten, den Turm erkundet und keinerlei Aufschluss erhalten, wie man ihm entkam. Das machte ihn rasend vor Ungeduld.
    Die Zeit verstrich in diesem Gemäuer, ohne dass es Tag und Nacht wurde. Ohne die Gestirne und abhängig von Kerzenschein und Petroleumleuchten, von magisch schimmernden Runen an den Innenwänden.
    Wie hält Marandëi das aus? Fenster gab es keine, die Frischluft strömte auf verborgenem Weg in ihr Gefängnis, das Sisaroth bereits abgrundtief hasste. Die Räumlichkeiten ließen keine Wünsche offen, das Mobiliar war ansprechend und bequem. Vorräte schien der Turm auf magische Weise herzustellen, denn die Schränke in der Vorratskammer wurden niemals leer. Es gab alles, was man benötigte, um schmackhafte Mahlzeiten zuzubereiten.
    Doch es ging nichts über den Geschmack der Freiheit.
    Marandëi schenkte ihm erneut ein aufheiterndes Lächeln. »Gewöhne dich daran, hier zu leben.«
    »Nein. Ich muss meine Geschwister finden und nach Dsôn zurückkehren«, gab er grummelnd zurück. Ich werde eine Vorrichtung bauen, um die Mauern zu durchbrechen. Dazu brauche ich keine Magie, nur Werkzeuge. Ich höhle die Steine aus. »Ich lasse mich nicht davon aufhalten.«
    Sie saßen in dem, was Marandëi als Bibliothek bezeichnete, obwohl nur vier Schriftstücke darin standen.
    Sie hatte sie eigenhändig verfasst: eine Abhandlung über Zauber, die Sisaroth nicht verstand, eine Rezeptesammlung, Episoden aus dem Leben der Cîanai und Gedichte, die er nicht sonderlich gut fand. Die Albin hatte sich zudem an Kunstwerken versucht, doch auch diese Experimente schienen mehr kindlich zu sein als gekonnt. Barbaren konnte man damit beeindrucken, ihn nicht.
    Marandëi hatte ihm von ihren Versuchen berichtet, dem Turm zu entfliehen. Magische Attacken, rohe Gewalt, Betteln und Flehen, aber die Steine hatten sich unbeeindruckt gezeigt.
    Sisaroth sah ihr an, dass sie sich in ihr Schicksal gefügt hatte und sich darüber freute, nach zahlreichen Bestien endlich einen Alb an ihrer Seite zu

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