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Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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zog die Kapuze zurück und stieg ab. Das Keuchen und das scherzerfüllte Grunzen der Gefangenen klang ihm süß in den Ohren. Er sah sich zu den Bränden um, die hundert Schritt entfernt noch nicht erloschen waren, und das Lächeln verschwand.
    »Genug«, befahl er.
    Die Schläge, die Knüffe mit den Schwertgriffen und die Tritte hörten auf. Beide Männer mussten gestützt werden, damit sie überhaupt noch aufrecht stehen konnten.
    Er nickte. »Gute Arbeit«, sagte er, als er das Blut aus Nase und Mündern rinnen sah, dazu die verquollenen Augen und die zerfetzten Ohren. Doch das Blut in ihren Gesichtern konnte die Angst in ihren Augen nicht verdecken.
    »Schon wieder Magier, die vor ihrer Verantwortung fliehen«, sagte er. Er baute sich vor ihnen auf und ließ dem Gift seiner Gedanken freien Lauf. »Rennen vor dem
weg, was sie erschaffen haben. Wohin wolltet ihr eigentlich? Wolltet ihr euch euren Armeen anschließen und einen neuen Angriff auf die Unschuldigen in Balaia beginnen?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Abschaum seid ihr. Wertloser, feiger Abschaum.«
    »Wir wären geblieben und hätten geholfen, aber Eure Anhänger wollten uns vertreiben«, sagte einer der Magier. Er konnte mit seinen aufgeplatzten, geschwollenen Lippen kaum noch sprechen.
    Selik trat vor, packte ihn am Hals und drückte seinen Kopf zurück. »Der Schaden war bereits angerichtet, Narr. Welche Hilfe hättest du da noch leisten können?«
    »Was wollt Ihr dann von uns? Sollen wir bleiben oder gehen?«, fragte der Magier, dem die Verzweiflung anzumerken war.
    »Ihr sollt euch dem stellen, was euresgleichen in meiner Welt angerichtet hat«, sagte Selik, ohne seinen Griff zu lockern. »Weißt du, was ich in Erskan gesehen habe? Drei Kinder, die sich gegenseitig wegen einer Brotkruste töten wollten, die selbst eine Ratte liegen gelassen hätte. Ihr habt denen, die euch vertraut haben, die Kraft und den Willen genommen. Ihr habt ihren Geist gebrochen. Ich werde ihnen das alles zurückgeben, und du und deinesgleichen werdet nie wieder eure Macht einsetzen können.«
    »Wir hätten helfen können, wenn man uns zu bleiben erlaubt hätte«, flehte der Magier. »Wir hätten die Menschen heilen können. Auch das Land.«
    Selik ließ ihn los und trat einen Schritt zurück. »Du verstehst nicht, was ihr Balaia und seinem Volk angetan habt, was? Wie blind seid ihr doch, dass ihr glaubt, die Menschen würden euch erlauben, ein paar Sprüche zu
wirken, damit alles wieder in Ordnung ist, nachdem ihr so viel zerstört habt. Ihr habt das Vertrauen der Menschen verloren, aber ihr glaubt immer noch, es wäre alles so einfach wie ein Händewedeln.«
    Er wandte sich an den zweiten Magier, der ihn trotzig ansah.
    »Hast du nichts zu sagen?«
    »Was soll ich jemandem sagen, der dem ganzen Volk die Magie wegnehmen will, nur weil es einen einzigen Übeltäter gibt? Ihr seid derjenige, der blind ist, Selik. Ihr und die Affen, die Euch sklavisch folgen.«
    »In diesem hier ist immerhin noch ein wenig Kampfgeist vorhanden«, sagte Selik, und die Männer in Hörweite kicherten. »Das Problem ist nur, dass ich deine Stimme auf der Straße nicht hören will. Du zeigst ja sowieso keine Einsicht. Also wirst du als Warnung zurückbleiben, und unser Freund hier wird uns begleiten.«
    Er winkte den Männern, die die Magier hielten. »Setzt ihn auf das Kutschpferd und schafft ihn fort.«
    »Es tut mir Leid«, sagte der Magier zu seinem todgeweihten Gefährten.
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Nicht doch. Diese Bastarde können uns niemals besiegen.«
    »Aber du wirst nicht lange genug leben, um zu erkennen, ob es auch wirklich so kommt, nicht wahr?«, sagte Selik.
    »Ich bin stolz darauf, dass du mich für so gefährlich hältst, dass du mich töten musst.«
    »Dich töten?« Ein Lächeln kroch in Seliks Gesicht. »Nein, nein, das wäre zu einfach. Ich kann dir nur versprechen, dass du sterben wirst, wenn du nicht sehr, sehr großes Glück hast.«
    Der Hauptmann der Schwarzen Schwingen sah das
Flackern in den Augen des Magiers, dessen Tapferkeit ins Wanken geriet, während sein Kollege mit gefesselten Händen aufs Kutschpferd gesetzt und, von sechs Männern bewacht, abgeführt wurde. Unterdessen konnte er nur ohnmächtig zuschauen, welches Schicksal ihn selbst erwartete.
    Der Wagen wurde rasch aufs Heck gestellt und festgezurrt, die Räder zeigten in Richtung des Magierlandes im Nordwesten. Dann wurden die Zügel und das Geschirr in vier Teile geschnitten, und der Magier wurde

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