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Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Titel: Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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letzten Hüterinnen dieser Magie. Für sie war Erienne die letzte Hoffnung, die ursprüngliche magische Kraft in der Dimension von Balaia am Leben zu erhalten. Erienne jedoch sah sich, wann immer sie diese Kraft berührte, schrecklichen Erinnerungen ausgesetzt. Ihre Tochter hatte sterben müssen, damit das Eine in ihr Bewusstsein übertragen werden konnte.
    Jetzt saß sie in der Falle. Sie brauchte die Al-Drechar, um das Eine zu kontrollieren und zu verstehen, weil es sonst ihr unerfahrenes Bewusstsein überwältigen würde, doch sie hasste die alten Elfenfrauen auch, weil sie Lyanna hatten sterben lassen. All dies wusste der Rabe, doch niemand konnte etwas tun, um ihren Schmerz zu lindern.
    »Was meinst du?«, fragte Hirad.
    »Ich kann Menschen spüren. Solange der übrige Mana-Strom nicht zu stark wird, kann ich ihre Signaturen spüren, weil die Magie in ihrer Nähe anders fließt, anders als in Gebäuden oder sonst irgendwo. In uns Menschen sind die Elemente gewissermaßen konzentriert oder gebündelt. Dadurch heben wir uns von Mauern oder Bäumen und allem anderen ab. Ich kann sie hier und dort und oben und unten spüren, und wenn ich mich konzentriere, kann ich sogar erkennen, ob die jeweiligen Menschen Magier sind oder nicht.« Sie hielt inne und sah Hirad an. »Du verstehst es nicht, oder?«
    »Nein, ich verstehe es nicht«, gab er zu. »Aber wenn du mir sagst, dass du durch die Wände und den Boden sehen kannst, dann soll es mir recht sein.«
    »Nur wenn der Mana-Strom nicht zu stark ist. Im Turm könnte ich das nicht. Vor den Zellen ist es vermutlich möglich.«

    »Vermutlich?«
    »Tut mir leid, Unbekannter, aber mehr kann ich nicht versprechen. Nach den Bauplänen des Kollegs müsste sich der Strom in der Nähe der Zellen verlieren, weil sie nicht zu der zentralen geometrischen Struktur gehören. Das Problem ist nur, dass sich die ganze Mana-Landkarte geändert haben könnte, falls sie in der letzten Zeit irgendetwas umgebaut haben.«
    »Warum sollten sie das tun?«, fragte der Unbekannte.
    »Um den Brennpunkt zu erweitern, um neue Vortragssäle einzubeziehen. Die Studenten brauchen jede Hilfe, die sie nur bekommen können, und ein teilweise bereits ausgerichteter Mana-Strom ist ideal, wenn du eine neue Konstruktion lernst«, erklärte Denser.
    »Könntest du es nicht herausfinden, indem du dich auf das Mana-Spektrum einstimmst?«
    »Leider nicht. Wir sind nicht für diese Art von Überwachung ausgebildet. Ich will es mal so ausdrücken: Wenn man sich in einem Kolleg auf den Mana-Strom einstimmt, dann ist das, als stünde man in einem Gewitter und wollte feststellen, ob es fünfzig Schritte weiter nicht mehr ganz so stark regnet.« Erienne zuckte mit den Achseln.
    »Ist es riskant für euch?« Hirad beugte sich vor.
    Erienne zog die Augenbrauen hoch. »Wenn das Eine im Spiel ist, dann ist im Augenblick alles gefährlich. Ich glaube aber, ich habe es im Griff. Die Al-Drechar werden mir helfen.«
    »Gut«, sagte der Unbekannte. »Danke, Erienne. Wir werden diese Fähigkeit nutzen, wenn wir können, aber damit bleibt nur noch Denser als Deckung. Wir brauchen einen Spruchschild, sobald wir drin sind.«
    Denser nickte.
    »Wie ich hörte, soll vor den Zellen und Quartieren eine
Protestkundgebung stattfinden«, sagte der Unbekannte und beugte sich verschwörerisch vor. »Das ist genau das, was wir brauchen.«
    »Warum?«, fragte Denser.
    »Weil wir dadurch möglicherweise hineinkommen. Esst und trinkt noch etwas, dann werden Hirad und ich euch alles erklären.«
     
    Nyam war den alten Frauen gegenüber stets misstrauisch gewesen. Sie zeigten sich entgegenkommend, waren immer hilfsbereit und erläuterten gern in allen Einzelheiten ihr beachtliches Wissen über die Dimensionen. Doch wann immer er mit ihnen sprach, hatte er das Gefühl, dass mindestens eine von ihnen irgendwie abwesend war. Nicht körperlich, wie er den anderen mehr als einmal erklärt hatte, sondern geistig.
    Anscheinend maß er dem aber zu viel Bedeutung bei. Sie waren alt, hatte man ihm erklärt, beinahe schon senil. Kein Wunder, dass sie manchmal abwesend waren. Er konnte es den anderen nicht begreiflich machen. Alt mochten sie sein, doch das Strahlen der Elfenaugen war so hell wie das Licht in den Augen seines Sohnes, den er in Xetesk zurückgelassen hatte. So hatte er beschlossen, sie zu beobachten. Früher oder später würde sich schon etwas ergeben.
    Er lächelte in sich hinein, als er vor dem Haus der Al-Drechar in der warmen Sonne

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