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Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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fast mit dem Finger ins Auge.
    »Willst du auch meine Schuhe?«, fragte er.
    »Nein, ich bin barfuß besser dran.«
    »Gen«, sagte der Magus, »du solltest das nicht tun.«
    »Mich anziehen?«
    »Du weißt, was ich meine.« Wenigstens war er schlau genug zu flüstern. »Ich danke dir dafür, dass du die Tür geöffnet hast, aber das Beste, was du jetzt tun kannst, ist, uns völlig zu vergessen. Geh zurück dorthin, wo du hergekommen bist, und tu so, als hättest du dein Bett nie verlassen.«
    »Und wie wollt Ihr den Rest des Weges hier herauskommen? Durch die Vordertür?«
    »Wir werden schon zurechtkommen.«
    Ich schnaubte leise. »Das werdet Ihr nicht.«
    »Wenn wir gefasst werden, können wir behaupten, eine Wache bestochen zu haben.«
    Ich winkte ab, was er nicht sehen konnte. »Wir sollten uns in Bewegung setzen«, sagte ich und machte auffordernde Gesten mit meiner gesunden Hand, was er auch nicht sehen konnte.
    »Gen, es sind erst zwei Tage vergangen – drei, seit wir verhaftet worden sind. Du kannst das nicht schaffen.«
    »Ich glaube«, sagte ich steif, »dass ich eher ein Trumpf bin als ein Klotz am Bein.«
    »Gen, das habe ich nicht gemeint.« Er streckte im Dunkeln die Hand aus, um mich an der Schulter zu berühren, aber ich wich aus. »Gen, wir können nicht von dir verlangen, dich wieder in Gefahr zu bringen.«
    »Da hat sich Eure frühere Einstellung aber gewandelt«, bemerkte ich.
    »Ich habe mich damals geirrt.«
    »Ihr irrt Euch auch jetzt.«
    »Gen, die Königin von Attolia hegt keinen Groll gegen dich.«
    Ich dachte an ihr Lächeln zum Abschied. »Ich glaube doch«, sagte ich.
    »Sie will von dir nur das Versprechen, ihr zu dienen.«
    »Nun, das wird sie nicht bekommen.« Ich hatte schon zu viele Geschichten über Dinge gehört, die Leuten zustießen, die für sie arbeiteten. »Können wir aufhören, gerade jetzt darüber zu sprechen?« Ich ging noch beim Sprechen los, und sie folgten mir durch die Dunkelheit. Ich trat mit den nackten Füßen vorsichtig auf, und es war leicht, nicht zu vergessen, meine verletzte Schulter zu schonen.
    »Wie bist du an die Schlüssel gekommen? Wo sind die Wachen?« Sophos hörte einfach nicht auf zu reden, während wir durch die pechschwarze Dunkelheit gingen. »Und warum sind alle Laternen aus?«
    Ich seufzte. »Ich habe die Schlüssel nicht. Sie haben mir die Kleider weggenommen und sie vermutlich verbrannt, aber meine Dietriche und die anderen Dinge aus meinen Taschen auf einen Tisch in meinem Zimmer gelegt.« Ich hatte die Gewandnadel des Magus und Ambiades’ Kamm zurückgelassen. Das Federmesser hatte ich mitgenommen, nur für den Fall, dass ich es noch einmal brauchen sollte. Wir kamen an eine Ecke, und ich tastete mich herum; dann langte ich nach hinten und nahm Sophos an die Hand.
    »Sei still«, flüsterte ich, »und versuch, nicht an mir zu ziehen.« Ich war etwas wacklig auf den Beinen und hatte Angst, dass er mich umreißen würde, wenn er stolperte.
    »Was ist mit den Wachen?«, beharrte er. »Und mit den Laternen?«
    Die Wachen waren, wie ich ihm sagte, am Ende des Ganges damit beschäftigt, ein Kartenspiel zu bewachen, und die Laternen brannten nicht mehr, weil ich sie gelöscht hatte. »Denn so«, zischte ich, »werden sie uns, wenn sie uns fröhlich wie die Spatzen im Nest zwitschern hören, zumindest nicht gleich finden können.«
    »Aber wohin gehen wir?«
    »Könntest du bitte den Mund halten?«
    Meine linke Hand – die verletzte – strich an der Wand entlang, bis sie gegen einen Türgriff prallte. Der Schmerz ließ mich stehen bleiben, und ich drückte Sophos kräftig die Hand, um ihn davon abzuhalten, mich zu rammen. »Wartet«, flüsterte ich. Sie standen stumm da, während ich mich mit dem Türschloss befasste. Zum Glück hatte ich einen Dietrich, der annähernd passte, und konnte ihn mit einer Hand drehen. »Passt mit der Tür auf«, sagte ich, während ich sie öffnete. Sie knarrte, aber die Angeln quietschten nicht. »Stoßt Euch nicht den Kopf«, warnte ich den Magus.
    Wir gingen einen Tunnel entlang, der nur so breit wie die Tür war. Die Wände wölbten sich wenige Zoll über meinem Kopf zu einer Decke. Am Ende des Ganges lag eine steinerne Tür, die von innen mit einem einfachen Querriegel verschlossen war. Als wir hindurch waren, befanden wir uns außerhalb der Burg auf einem schmalen Steinsims unten an den Mauern. In der Stille konnten wir Wellen gegen den Stein unter unseren Füßen schwappen hören, während sich im Fluss

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