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Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition)

Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition)

Titel: Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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und schwadronierte ausgiebig.
    Doch irgendwann macht auch der Frühzecher dicht. So konnte man später bei frühmorgendlichem Vogelgezwitscher ein sich bei den Händen haltendes Pärchen in mittleren Jahren nicht mehr ganz geradeaus die Dreieichstraße hinaufflanieren sehen. Leise sangen sie
Show me the way to the next whiskey bar, oh, don’t ask why, oh, don’t ask why
.
    Frühzecher, dieselbe Zeit wie gestern. Nur ohne Maria.
    Herr Schweitzer hatte sein zweites Bier vor sich stehen und war überaus glücklich in seiner kleinen heilen Welt. Das war es nämlich, worum es letztlich ging im Leben. Einige Gäste kannte er vom Sehen, was ihm ein stetes Gefühl von Heimat vermittelte. Doch Wermutstropfen fallen in jedes Paradies, egal ob hienieden oder anderswo. In diesem speziellen Fall war es die Abwesenheit von Frederik Funkal, dessen Dienst doch schon längst hätte beendet sein müssen. Doch René beruhigte ihn, indem er ihm verriet, daß der Bulle hoch und heilig versprochen habe, heute ganz bestimmt seine noch offene Zeche von letzter Woche zu begleichen. Da haben die hier die Sau raus gelassen, daß kein Stein auf dem anderen geblieben sei.
    Es war so zwischen dem dritten und vierten Schoppen des Herrn Schweitzer, also gen Mitternacht, als Funkal wie ein Matrose fluchend, und mit Heiner im Schlepptau die Szenerie betrat. Sogleich gesellten sie sich zu ihm.
    Ohne Umschweife kam Funkal zur Sache: „Da kommt so ein scheiß Penner aus Amiland auf Staatsbesuch, dann hat der scheiß Flug mit dem scheiß Privatjet auch noch vier Stunden Verspätung. Wir Deppen dürfen dann die scheiß Eskorte spielen und die scheiß Straßen abriegeln, damit dieser scheiß Penner auch ja nicht von irgendeinem dahergelaufenen scheiß Terroristen über’n Haufen geknallt wird. Hat wahrscheinlich sowieso so viel Dreck am Stecken, daß es eh kein Schwein juckt, wenn der ‘ne Kugel in sein scheiß Politikerkopp kriegt.“
    Oh je, da hat aber einer überreizte Nerven, konstatierte Herr Schweitzer, hoffentlich tut das meinem Anliegen keinen Abbruch. Als gewiefter Stratege orderte er erstmal eine Runde Bier. „Schnaps dazu?“
    „Das kannst du aber singen. Und dann am scheiß Freitag dieselbe Prozedur. Abflug des scheiß Penners. Und der bekloppte Funkal mittendrin. Nein, ich hab am Freitag Zeit, massig Zeit. Auf mich wartet ja keine Familie zu Hause, da kann man ruhig ein paar läppische Überstunden schieben. Und der heiße Ofen aus’m Cookies, echt geil, sag ich euch, ich brauche nur noch mit’m Finger zu schnippen, dann zieht sich das Höschen von ganz alleine aus. Nein, oh nein, die Maus wartet ganz bestimmt auf den scheiß Bullen, zur Not halt bis zum nächsten Leben. Kalt wird der heiße Ofen, sag ich euch, die ist doch nicht bescheuert. Simon, ich brauch’n annern Job, die scheiß Bullerei hängt mir echt aus’m Hals. Weißt du was? Ich würde auch scheiß Straßen kehren.“
    Theoretisch könnte sich im Schnapsglas das Paradies spiegeln. Praktisch hatte es Funkal, kaum daß es die Tischplatte berührte, heruntergestürzt. René übergab er mit den Worten „Hier hast du die Mäuse. Sag Bescheid, wenn du mehr brauchst“ zwei Hunderteuroscheine. „Und bring gefälligst noch ‘ne Runde Schoppen und Schnaps. Ach was, bring gleich die ganze Flasche. Ich melde mich morgen krank. Bin doch nicht bescheuert. Auf meinem Konto ham sich inzwischen so viele Überstunden angehäuft, da könnte ich glatt in Rente gehen.“
    Heiner, der ja noch neu war, sagte: „Ja gut, aber nur noch eine, ich muß meine Bahn noch kriegen.“
    Funkals Augen warfen Blitze auf seinen Kollegen, dann überlegte er es sich aber offenbar und begnügte sich mit einem kleinen Unmutslaut.
    Um die Wogen zu glätten, entschied sich Herr Schweitzer für folgende Vorgehensweise: „Und, Heiner, hast du dich mit dem Nackten Jörg wieder ausgesöhnt?“
    Schneller als erwartet wandelte sich Funkals Laune. „Ha. Ich sag dir was, Simon, die beiden ziehen demnächst sogar zusammen.“
    „Nein.“
    „Doch, wenn ich’s dir sage.“
    „Du verarschst mich.“
    „Ja. Wo bleibt denn der Schnaps? Muß der noch gekeltert werden, oder was?“
    Herr Schweitzer hätte jetzt sagen können, Schnaps werde in der Regel gebrannt und nicht gekeltert. Er ließ es gut sein. „Kommt gleich. René hat wieder mal alle Hände voll zu tun.“
    „Sagen wir mal so, der Nackte Jörg ist mir immer noch gram. Die Kollegen grüßt er wie gehabt, aber mich ignorierte er“, beantwortete Heiner

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